E-Learning-Förderung in Deutschland
Mit einem Finanzvolumen von mehr als 300 Millionen Euro bilden die großen E-Learning-Förderprojekte an Hochschulen einen Investitionsschwerpunkt im Bildungsbereich.
Die Anfänge
Von 1971 bis 1975 fand das erste bundesweite Förderprogramm „DV im Bildungswesen“ mit verschiedenen Hochschulprojekten statt. Die Projekte mit kleinen Budgets (unter 100.000 DM) besaßen nach Ablauf der Förderphase allerdings nur eine geringe Reichweite. Es handelte sich zumeist um Einzelinitiativen und weniger um inneruniversitäre oder gar hochschulübergreifende Kooperationen (Lewin et al., 1996). Im Zentrum stand die (multimediale) Aufbereitung von Lehr- und Lerninhalten, die als Offline- oder Online-Bildungsprodukte bereitgestellt wurden (Kraemer, Milius & Scheer, 1997).
Ende 90er
Ende der 90er-Jahre starteten die ersten E-Learning/E-Teaching-Förderprogramme für Hochschulen auf Landes- und Bundesebene. Dafür wurden erhebliche Geldmittel bereitgestellt. In der Phase ab 1998 wurden mehrere Förderprogramme vom Bund und einigen Bundesländern eingerichtet, um die vereinzelten Aktivitäten zu bündeln, zu verstärken und strategisch auszurichten. Eine Vorreiterrolle übernahmen Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen, die 1997/1998 mit der Virtuellen Hochschule Baden-Württemberg bzw. dem Kompetenznetzwerk Universitätsverbund Multimedia Nordrhein-Westfalen erste landesweite Förderprogramme auflegten.
Im Jahr 2000 wurde die Virtuelle Hochschule Bayern als Verbundinstitut der bayrischen Hochschulen gegründet. Auch fast alle anderen Bundesländer legten in diesem Zeitraum (weniger umfangreiche) Förderprogramme auf bzw. richteten Landeszentren wie z.B. den Virtuellen Campus Rheinland-Pfalz, das Multimedia Kontor Hamburg, die Virtuelle Saaruniversität bzw. Bildungsportale, wie Sachsen oder Thüringen ein.
BMBF Förderprogramme
Ab 1999 wurden über das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) entsprechende Projektförderungen begonnen. Zunächst starteten die sogenannten Leitprojekte des BMBF, das „Vernetzte Studium Chemie“ VSC (Fördersumme 20 Millionen Euro) und die „Virtuelle Fachhochschule“ VFH (Fördersumme 21 Millionen Euro).
Im Jahr 2000 wurde vom BMBF das Förderprogramm „Neue Medien in der Bildung" für den Hochschulbereich mit einer Laufzeit von 2001-2003 ausgeschrieben. Mit diesem Programm, das einen Gesamtetat von 185 Millionen Euro umfasste, sollte die Einführung multimedialer Lehr- und Lernformen in den Normalbetrieb der Hochschulen gefördert werden, insbesondere innovative und alltagstaugliche Lösungen. Konkret wurden 100 Verbundprojekte mit insgesamt 541 Projektpartnern gefördert sowie mehrere Begleitvorhaben.
Im Frühjahr 2002 startete unter dem Stichwort „Notebook-University“ die Ausschreibung zur Förderung der Integration mobilen Lernens auf dem Campus. Für die Fördermaßnahmen dieser Bekanntmachung stellt das BMBF bis 2003 aus Mitteln der Zukunftsinitiative Hochschule insgesamt bis zu 50 Millionen DM zur Verfügung.
Im Rahmen der BMBF-Förderungen entstanden eine Vielzahl von Lernmodulen, Multimedia-Werkzeugen und digitalen Wissensressourcen. Einen Überblick aller zwischen 2000-2004 geförderten BMBF-Projekte liefert das Kursbuch eLearning 2004.
Die nachhaltige Integration von E-Learning in die Hochschulen und somit organisatorische und konzeptionelle Ziele standen im Zentrum des dritten Förderprogramms "eLearning-Dienste für die Wissenschaft" (Fördersumme 30 Millionen Euro) mit den zwei Förderlinien „eLearning-Integration“ und „eLearning-Transfer“. 20 Vorhaben zur Entwicklung von organisatorischer Infrastruktur und Management an Hochschulen nahmen im Jahr 2005 ihre Arbeit auf, die Laufzeit endete bei den meisten Projekten im Jahr 2008. Die hochschulweite Integration von eLearning wird dabei als strategische Aufgabe für die Hochschulentwicklung insgesamt angesehen.
E-Learning-Förderung nach der Föderalismusreform
Im Januar 2007 endete im Zuge der Föderalismusreform die Zuständigkeit des BMBF für Hochschulprojekte zum computer- und netzgestützten Lernen. Insgesamt 35 Hochschulvorhaben zur eLearning-Integration wurden in Verantwortung der Länder weitergeführt. In einigen Bundesländern gibt es eigene E-Learning-Einrichtungen.
- Einen Überblick über die E-Learning-Initiativen der Bundesländer in Deutschland erhalten Sie im Portal auf der Seite Initiativen Bundesländer. Eine ausführliche Beschreibung der Länderzentren in Deutschland finden Sie im Portal unter /projekt/politik/laenderzentren/
- Eine ausführliche Beschreibung der Initiativen, sowie der Ziele und Aktivitäten liefert der GMW-Band "Landesinitiativen für E-Learning an deutschen Hochschulen" (Medien in der Wissenschaft 57). Er ist als Printpublikation oder als PDF (kostenlos) verfügbar auf den Seiten des Waxmann-Verlages.
Auch wenn E-Learning vom Bund nicht explizit gefördert wird, so hat E-Learning doch einen wesentlichen Anteil an vielen Projekten im Rahmen folgender großer Fördervorhaben:
- 2009 – 2012: Wettbewerb „Exzellente Lehre“ (KMK / Stifterverband für die dt. Wissenschaft: 10 Mio Euro
- 2011 – 2020: „Qualitätspakt Lehre“ (Bund-Länder-Programm). Der Qualitätspakt Lehre ist die dritte Säule des Hochschulpakts 2020 mit dem Ziel, die Betreuung der Studierenden und die Lehrqualität in der Breite der Hochschullandschaft zu verbessern.
E-Learning-Förderung erfolgt in diesem Zusammenhang auf einer integrativen oder strukturellen Ebene.
Der Stifterverband als privater Wissenschaftsförderer fördert mit dem Strategiewettbewerb "Hochschulbildung und Digitalisierung" 18 Hochschulen zwei Jahre lang (beginnend im Januar 2015) bei der Weiterentwicklung ihrer Digitalisierungsstrategie. Gesucht waren dabei Konzepte sowohl für die Lehre, aber auch für Beratungs- und Serviceangebote, die Kommunikation- und Vernetzung sowie die organisationale Verankerung. Die Fördersumme pro Hochschule betrug 150.000 Euro.
Bildungspolitische Veröffentlichungen und Statements zum Thema E-Learning
- Erste Bestandsaufnahme des Bundes zum Thema mediengestützte Lehre ist erschienen unter dem Titel: „Bestandsaufnahme zur Organisation medienunterstützter Lehre“ (Lewin et al. 1996):
- Dokumentiert sind die Ergebnisse der ersten BMBF-Förderphase in dem Band "Neue Medien in der Bildung – Hochschulen. Kursbuch E-Learning 2004. Produkte aus dem Förderprogramm. BMBF Publik" (PDF).
Die Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung (seit Januar 2008 Gemeinsame Wissenschaftskonferenz (GWK)) hat sich mehrfach mit dem Thema Multimedia in der Hochschule befasst. Veröffentlicht wurden diese in der Reihe „Materialien zur Bildungsplanung und Forschungsförderung“
- Heft 63: Multimedia im Hochschulbereich
- Erster Bericht der Staatssekretärs-Arbeitsgruppe -, 2.Auflage Bonn 1998, ISBN 3-9806109-3-4, http://www.blk-bonn.de/papers/heft63.pdf - Heft 76: Multimedia im Hochschulbereich -Zweiter Bericht der BLK-Staatssekretärs-Arbeitsgruppe-, BLK, Bonn 1999, ISBN 3-9806547-6-1, http://www.blk-bonn.de/papers/heft76.pdf
- Heft 85: Multimedia in der Hochschule, BLK, Bonn 2000, ISBN 3-934850-08-1, http://www.blk-bonn.de/papers/heft85.pdf
Die Hochschulrektorenkonferenz hat sich 1996 mit der Publikation „Moderne Informations- und Kommunikationstechnologien (Neue Medien) in der Hochschullehre“ (Online abrufbar: http://www.hrk.de/de/beschluesse/109_497.php) und 1997 mit dem Band „Beiträge zur Hochschulpolitik: Neue Medien in Lehre und Studium“ zur Integration von E-Learning in den Hochschulalltag geäußert (http://www.hrk.de).
Im November 2012 veröffentlichte die HRK die Entschließung "Hochschule im digitalen Zeitalter: Informationskompetenz neu begreifen - Prozesse anders steuern". Dabei wird von einem erweiterten Begriff der Informationskompetenz ausgegangen: Es wird nicht nur die akademische Informationskompetenz betrachtet, die in Lehre und Forschung zum Tragen kommt, sondern auch die organisationsbezogene Informationskompetenz, die sich auf alle hochschulinternen Abläufe bezieht.
Im Juni 2014 veröffentlichte die HRK ein Positionspapier zu MOOCs im Kontext der digitalen Lehre, das die Potenziale von Massive Open Online Courses für Hochschulen thematisiert.
Im März 2014 wurde die Initiative "Hochschulforum Digitalisierung" ins Leben gerufen. In ihr arbeiten rund siebzig Expertinnen und Experten in insgesamt sechs Themengruppen zu den Themen Neue Geschäftsmodelle, Technologien & LLL, Internationalisierung & Marketingstrategien, Change Management & Organisationsentwicklung, Innovationen in Lern- und Prüfungsszenarien, Curriculum Design & Qualitätsentwicklung und Governance & Policies. Das Hochschulforum ist eine gemeinsame Initiative des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft mit dem CHE Centrum für Hochschulentwicklung und der HRK Hochschulrektorenkonferenz. Gefördert wird es vom Bundesministerium für Bildung und Forschung. Zur Halbzeitkonferenz im September 2015 hat es ein Papier mit "20 Thesen zur Digitalisierung der Hochschulbildung" veröffentlicht. Ebenso veröffentlichen die Expertengruppen Arbeitspapiere (http://hochschulforumdigitalisierung.de/arbeitspapiere) mit Situationsanalysen und Handlungsempfehlungen für Hochschulen.