Gender Mainstreaming

Gender Mainstreaming ist eine Managementstrategie zur Beseitigung von Gleichstellungsdefiziten. Ein Ziel von Gender Mainstreaming ist eine Erhöhung des Anteils von Frauen bzw. Männern in Bereichen, in denen sie unterrepräsentiert sind. Beide Geschlechter sollen dabei die gleichen Chancen erhalten. Außerdem soll sichergestellt werden, dass die Ressourcen, die sich durch die besonderen Merkmale von Frauen und Männern ergeben, optimal genutzt werden. Durch Folgeabschätzungen, wie sich Entscheidungen – zum Beispiel in der Förderpolitik – auf Frauen und Männer auswirken, soll Geschlechtergerechtigkeit hergestellt werden. Gender Mainstreaming und Frauenförderung sind daher nicht gleichzusetzen, können aber teilweise in gleichen oder ähnlichen Maßnahmen resultieren.

Seit 1999 ist Gender Mainstreaming gemäß einem Beschluss der Bundesregierung ein Leitprinzip für Politik und Verwaltung auf Bundesebene. Auch die einzelnen Bundesländer nahmen die Förderung von Gleichstellung in die Landespolitik und -verwaltung durch Koalitionsvereinbarungen oder Verfassungsänderungen auf, allen voran Sachsen-Anhalt. Auch in der Hochschulsteuerung findet das Thema Anwendung: Die Hochschulen fördern die Gleichberechtigung von Frauen und Männern laut Hochschulrahmengesetz, §3. Die konkreten Aufgaben der Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten und deren Mitwirkungsrechte regelt das jeweilige Landesrecht. In einer "Exzellenzinitiative" des Bundes und der Länder vom 23. Juni 2005 werden Anregungen zur Ausgestaltung und Konkretisierung von Konzepten zur Gleichstellung gegeben.

Die 1989 gegründete Bundeskonferenz der Frauenbeauftragten und Gleichstellungsbeauftragten an Hochschulen (BuKoF) vereint die Zusammenarbeit aller Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten von Universitäten, unterschiedlichen Hochschulen und ihnen angeschlossene Kliniken. Gemeinsam sollen die Ziele in der Frauenförderung und der Abbau von Defiziten in der Gleichstellung erreicht werden. Die BuKoF dient als Interessensvertretung der Frauen an Hochschulen auf Bundesebene und gegenüber der Europäischen Union. Seit 2000 findet jährlich eine Tagung zu relevanten Themen statt, zuletzt im September 2010 an der Universität Trier unter dem Titel „ Arbeitsplatz Hochschule“.

Das Kompetenzzentrum Frauen in Wissenschaft und Forschung CEWS existiert seit zehn Jahren und arbeitet erfolgreich an der Durchsetzung von Gleichstellungsmaßnahmen in der Wissenschaft. Es bietet vor allem wissenschaftlich fundierte Dienstleistungsangebote und gibt neue Richtungen vor.

Wie diese Beispiele zeigen, spielt Gender Mainstreaming als Verwaltungstechnik an Hochschulen heute eine (zunehmend) bedeutende Rolle. Auch wenn Verwaltungsaufgaben in Forschung und Lehre in der Regel eher als notwendiges Übel erachtet werden, bedeutet Wissenschaft auch (Projekt-)Management und umfasst Aufgaben wie die Verwaltung von Drittmitteln, Öffentlichkeitsarbeit und Personalmanagement. In diesen Zusammenhängen ist Gender Mainstreaming eine Aufgabe von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern. Eine partizipative, auf Gleichstellung ausgerichtete Hochschulentwicklung kann als Steuerungsinstrument eingesetzt werden, um bei schwindenden Ressourcen das Humankapital auszuschöpfen. Ressourcenoptimierung und Steuerungserfolge sind Gründe, Techniken des Gender Mainstreaming einzusetzen (vgl. Kirsch-Auwärter, 2002).

Vorgehen

Die Umsetzung von Gender Mainstreaming als Entscheidungs- und Veränderungsprozess folgt den Grundsätzen:

  • Vorbereitung, Analyse der Ausgangssituation, Ermittlung des Handlungsbedarfs (gezielte Erhebung und Sammlung von Daten über die Position von Frauen und Männern als Grundlage)
  • Zielbestimmung
  • Umsetzungskonzept: Operationalisierung von Zielen, Methoden, Ressourcen
  • Kontrolle, Evaluierung (Bringen die implementierten Maßnahmen das gewünschte Ergebnis?)


Konkret umfassen diese ein Vier-Phasen-Modell in den Bereichen:

  • 1. Motivation: Sensibilisierung und Konkretisierung von Reorganisationsbedarfen
  • 2. Kontraktphase: Zielvereinbarung, Entwicklung eines Umsetzungskonzepts
  • 3. Durchführung des Reorganisationsprozesses
  • 4. Auswertung: Stabilisierung und Transfer


Instrumente bzw. Methoden zur Steuerung könnten beispielsweise sein:

  • Lenkungs- und Steuerungsgruppen
  • Controlling und Monitoring
  • Partizipative Verfahren wie Anhörung oder Befragung
  • Gendersensible Aus- und Fortbildung
  • Coaching
  • Thematische Workshops
  • Expertengespräche
  • usw.

Beispiele

Einen Einblick in die Methoden des Gender Mainstreaming geben Programme und Modelle aus der Praxis. Wir haben einige Beispiele für Sie zusammengestellt:

  • Die Universität Cambridge entwickelte auf der Basis einer Consulting-Studie einen „ Gender Equality Action Plan “.
  • Das Projekt Pro::ICT (Promoting ICT to Female Students) ist ein internationales Projekt mit dem Ziel, den Frauenanteil im Bereich der Informations- und Kommunikations-Technologien (IKT) zu erhöhen. Neben einer Studie und anderen Publikationen zum Thema bietet die Projekt-Homepage eine umfangreiche Datenbank zum kostenlosen Download verschiedener gender-sensibilisierender Lehr- und Lernmaterialien für verschiedene Zielgruppen.
  • Der Verein Total Equality hat das Ziel, die Nachhaltigkeit von Chancengleichheit für Männer und Frauen zu etablieren und zu sichern. Durch die Verleihung eines Prädikats können sich Organisationen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung ihren Einsatz für Gleichstellung zertifizieren lassen.
  • Der Deutsche Bildungsserver stellt auf seiner Homepage Informationen und Dokumentationen zur weiteren Beschäftigung mit dem Thema zur Verfügung.
  • Die Frauendatenbank Ariadne verfügt über einen großen Bestand an Literaturhinweisen zu bedeutenden Gleichstellungsthemen, sortiert durch einen Bibliothekskatalog sowie mit regelmäßigen News.
  • Zur Nachwuchsförderung wurde der Girls´Day ins Leben gerufen. Der „Mädchen-Zukunftstag“ soll Schülerinnen der Klassen 5 bis 10 Einblicke in Berufsfelder ermöglichen, die eher als frauenuntypisch gelten.

Weitere Informationen

Für weiterführende Informationen haben wir einige der Initiativen und Organisationen zu Gender Mainstreaming im Hochschulbereich aufgeführt:

  • Das Gender Institut Sachsen Anhalt (GISA) pflegt eine Forschungs- und Projektdatenbank und bietet Handreichungen und Leitfäden an.
  • Das GenderKompetenzZentrum an der Humboldt-Universität Berlin organisiert zahlreiche interdisziplinäre Veranstaltungen zum Thema und verfügt über eine Online-Datenbank mit Expertinnen und Experten.
  • Die Kontaktstelle Frauen in die EU-Forschung (FiF) soll Wissenschaftlerinnen unterstützen, die sich in der europäischen Forschung engagieren wollen.
  • Viele Informationen und Quellen bietet auch das Internetportal Gender Mainstreaming des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.
  • Das GenderForum Berlin und das genderbüro Berlin haben im Januar 2006 gemeinsam ein Gender-Manifest verfasst. Der Text beleuchtet die Implementierung von Gender Mainstreaming-Maßnahmen aus geschlechtertheoretischer Perspektive und will Impulse für eine kritisch reflektierende Praxis geben.
  • Eine umfassende Materialsammlung zum Ansatz des Gender Mainstreaming bietet außerdem das Internetportal der Europäischen Union. Neben der Definition und Rechtsgrundlage des Ansatzes, werden die verschiedenen Instrumente dazu vorgestellt, sowie Praxisberichte, Links, Neuigkeiten und Informationen zu möglichen Fördermitteln.
  • Ein Podcast des E-Learning-Portals Mecklenburg Vorpommern zu Gender Mainstreaming gibt eine gute Einführung ins Thema (Podcast-Sendung 6).
Letzte Änderung: 16.06.2015