Elektronische Prüfungen
Für viele Lehraktivitäten lassen sich Alternativen finden, die auch online durchgeführt werden können - aber wie sieht es mit rechtsgültigen Prüfungen aus? Die Beantwortung dieser Frage ist für alle Beteiligten Neuland, denn das Problem der Durchführung von Online-Prüfungen in diesem großem Umfang hat sich so bisher noch nicht gestellt. Das Wahlmodul möchte deshalb einen Überblick über die im Sommersemester 2020 aktuell diskutierten Ansätze geben.
Das digitale Sommersemester 2020 brachte in Bezug auf das Prüfungswesen besondere Anforderungen an Lehrende und Studierende mit sich. An einigen Hochschulen wurden deshalb Entscheidungen getroffen, um den geltenden rechtlichen Rahmen für dieses Semester zu erweitern. Dabei stand nicht im Fokus, alle Ansprüche, die im Präsenzstudium an Prüfungen gestellt werden, in Online-Formate zu übertragen. Vielmehr sollte dazu ermutigt werden, Prüfungsprozesse einfach, praktikabel und zweckmäßig zu gestalten, dabei auch kreativ vorzugehen und zugleich Rücksicht auf die erhöhte Belastung von Lehrenden und Studierenden zu nehmen.
In diesem Wahlmodul wird deshalb ein Überblick über digitale Prüfungsformen gegeben, die auch in der aktuellen Situation durchführbar sind: Das können, z.B. Portfolioprüfungen sein, die sowohl semesterbegleitend als auch summativ eingesetzt werden können, aber auch synchrone mündliche Prüfungen und Präsentationen oder etwa synchrone schriftliche Prüfungen wie "open-book-Klausuren", bei denen eigene Aufzeichnungen oder andere Materialien genutzt werden können.
Modulpatin und Modulpaten:
Claudia Bremer ist seit ca. 1995 im Bereich E-Learning unterwegs. 1995-2019 war sie an der Goethe-Universität Frankfurt tätig, baute dort die zentrale E-Learning Einrichtung studiumdigitale mit auf, koordinierte das Projekt megadigitale zur hochschulweiten Umsetzung von E-Learning an der Universität, initiierte ab 2000 ein hochschulweites hochschuldidaktisches Qualifizierungsprogramm für Lehrende und betreute auch zahlreiche Projekte zur Nutzung digitaler Medien in Bildungseinrichtungen, der Entwicklung so genannter E-Learning-Strategien, rund um Open Educational Resources u.a. Aktuell begleitet sie die Wilhelm Büchner Hochschule und andere Bildungseinrichtungen beim Aufbau eines Medienzentrums und die Digitalisierung der Lehre. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen E-Learning, Medienkompetenz und Organisationsentwicklung. Weitere Informationen: www.bremer.cx
Dr. Matthias Baume forscht und lehrt seit mehr als 15 Jahren im Bereich des computergestützten Lehrens und Lernens. Nach dem Studium der Pädagogik, Psychologie und Biologie an der Universität Erlangen-Nürnberg war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik der TU München beschäftigt, entwickelte dort Lernmodule, Online-Konzepte und Management-Simulationen und promovierte zum Thema "Computerunterstützte Planspiele für das Informationsmanagement". Nach dem internen Wechsel ins Medienzentrum war Dr. Baume für die Entwicklung, den Rollout und den Betrieb des zentralen Lernmanagementsystems Moodle der TUM verantwortlich. Seit Herbst 2018 arbeitet er in der Abteilung "ProLehre" im Rahmen des Projektes "Fernprüfungen" an der Konzeption, Pilotierung und Evaluation von online-beaufsichtigten Prüfungen (Online-Proctored Exams).
Dr. Jens Bücking ist seit 2003 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentrum für Multimedia in der Lehre (ZMML) der Universität Bremen. Seit 2004 hat er mit seinem Team den Kompetenzbereich E-Assessment aufgebaut, in dessen Rahmen vor allem elektronische Klausuren in einem Testcenter durchgeführt werden. Sein Arbeitsschwerpunkt ist neben dem Management des Bereichs vor allem die Beratung und Schulung der Testcenter-Nutzer in allen organisatorischen, technischen und prüfungdidaktischen Fragen. Mit ca. 10.000 Prüfungsleistungen und 170 Fächern pro Semester erfreut sich der Service einer großen Beliebtheit.
Online-Event
Die Online-Veranstaltung hat bereits stattgefunden. Die Aufzeichnung ist hier verfügbar.
24.04.2020, 10 Uhr: Einführung in die Themeneinheit "Elektronische Prüfungen" (Referent/in: Claudia Bremer, Matthias Baume & Jens Bücking)
Weiterführende Hinweise der Modulpaten
- Einen Überblick über Formen von E-Assessments und Einsatzszenarien von E-Prüfungen an Hochschulen bietet das Wiki des ELAN e.V., der Förderinitiative des Landes Niedersachsen zur Unterstützung von E-Learning und Digitalisierung in der Lehre an niedersächsischen Hochschulen.
- Auf der Webseite der Universität Bremen finden Sie im Bereich E-Assessment und Testcenter zahlreiche weiterführende Informationen, u.a. ein "Handbuch E-Klausur" sowie "Informationen u.a. zur Didaktik von E-Klausuren". Die Webseite Lehre digital der Universität Bremen bietet darüber hinaus mediendiaktische Hinweise, eine Übersicht über digitale Werkzeuge und eine Entscheidungshilfe zur Auswahl digitaler Werkzeuge.
- In der umfangreichen Studie Digitales Prüfen und Bewerten im Hochschulbereich (2015), die vom Hochschulforum Digitalisierung in Auftrag gegeben wurde, wird eine Vielzahl an Szenarien für digitale Prüfungen vorgestellt.
- Im Kooperationsprojekt "E-Assessment NRW" wurde als Ergebnis der dreijährigen Projektarbeit der Leitfaden E-Assessment in der Hochschulpraxis: Empfehlungen zur Verankerung von E-Assessments in NRW (2017) entwickelt, der inzwischen öffentlich zur Verfügung steht.
Zusätzliche Informationen auf e-teaching.org
Die Frage, ob und wie anrechenbare Prüfungen rein online durchgeführt werden können, ist momentan für viele Lehrende besonders drängend. Doch das Thema "E-Prüfungen" insgesamt ist viel weiter: So können Assessments bereits vor Beginn eines Moduls - oder vor einzelnen Lehrveranstaltungen - eingesetzt werden, um den Kenntnisstand der Studierenden zu erfassen, oder Prüfungsformen wie etwa E-Portfolios können semesterbegleitend eingesetzt werden, um den Lernfortschritt kontinuierlich zu dokumentieren und den Studierenden auch selbst bewusst zu machen. Einen Überblick über solche digitalen Prüfungsformate finden Sie in der e-teaching.org-Rubrik Digitale Prüfungsformen.
Moodle-Kurs
Wer nicht nur an den Online-Events teilnehmen und sich mit den Inhalten auf dieser Seite auseinandersetzen will, dem bietet der begleitende Moodle-Kurs die Gelegenheit, sich mit Arbeitsaufgaben auseinanderzusetzen, mit anderen Teilnehmenden zu diskutieren und in Arbeitsgruppen zusammen zu arbeiten.
Falls es bei der Anmeldung technische Probleme geben sollte, können Sie sich gerne per Mail an das Support-Team der RWTH Aachen University wenden, das den Moodle-Kurs technisch betreut: it@lfi.rwth-aachen.de.