Latinum electronicum
Ein internetbasierter Lateingrundkurs für die Studierenden der Schweizer Universitäten
17.08.2004
Archivierter Portalinhalt
Das "Latinum electronicum" ist ein internetbasierter Lateingrundkurs, der für die Studierenden der Schweizer Universitäten, die das Latinum an der Universität nachholen müssen, entwickelt worden ist. Er steht in drei Sprachen (deutsch, französisch und italienisch) zur Verfügung. Um die Motivation der Studierenden aufrechtzuerhalten und ihnen die Möglichkeit zu geben, auf vielfältige Weise zu lernen und zu üben, wurden nicht einfach nur HTML -Seiten "ins Netz gestellt". Statt dessen wurde ein Kurs entwickelt, der die Möglichkeiten der Interaktivität und Multimedialität, die das Internet bietet, optimal nutzt. So haben wir besonders schwierige Grammatikthemen mit Flash -Animationen visualisiert und über 25 verschiedene Übungstypen entwickelt. In den Animationen werden lateinische Sätze exemplarisch analysiert: Sie werden in ihre Bestandteile zerlegt, diese werden erklärt und dann Schritt für Schritt übersetzt. Die Übungen reichen von einfachen Drag-and-Drop -Aufgaben bis hin zu kleinen Lernspielen. So kann man Verben entsprechend ihren Formen auf Amphoren verteilen, eine "Bocca di verità" befragen, indem man sie mit Wörtern füttert, Sätze mit Farben analysieren, bevor man sie übersetzt, oder sein Wissen kombiniert mit Geschicklichkeit beim "Wörterfangen" testen. Insgesamt enthält der Kurs über 400 Übungen, so dass ausgiebig geübt werden kann.
Ziele und Inhalte
Das "Latinum electronicum" ist für die Latinumskurse der Schweizer
Universitäten entwickelt worden. Es kommt vor allem im Grundkurs zum
Einsatz und vermittelt die Grundlagen der lateinischen Grammatik. Nach
Abschluss des Kurses sollen die Studierenden fähig sein, einen
einfachen lateinischen Text zu verstehen und zu übersetzen. Während des
darauf folgenden Lektürekurses und der Prüfungsvorbereitung ist das
"Latinum electronicum" sehr nützlich für die Repetition einzelner
Themen. Das "Latinum electronicum" wurde entwickelt, um die Qualität
der Latinumskurse aufrechtzuerhalten, denn diese werden immer voller,
weil aufgrund einer neu eingeführten Mittelschulabschlussregelung immer
mehr Studierende ohne Lateinkenntnisse an die Universität kommen und
dort die Latinumskurse besuchen müssen, da Latein nach wie vor für
viele geisteswissenschaftliche Fächer und Theologie obligatorisch ist.
Durch eine veränderte Organisation der Kurse und die Verlagerung von
Teilen des bisherigen Präsenzunterrichts in einen Onlinekurs soll die
Zeit im Präsenzunterricht effizienter genutzt und so die Qualität
erhalten werden.
Didaktisches Konzept
Das "Latinum electronicum" ist in 23 Lektionen aufgeteilt und jede
Lektion enthält vier bis zehn Einheiten. Jede Einheit besteht aus einem
kurzen theoretischen Teil (Erklärung des Grammatikphänomens) und einem
ausführlichen praktischen Teil (Übungen, Lektionstext, Test). Die
Grammatikerklärungen sind sehr kurz gehalten, um das Lesen am Bildschirm auf
ein Minimum zu reduzieren. Kompliziertere grammatikalische Phänomene (z. B.
der Ablativus absolutus) werden durch den Einsatz von
Flash
-
Animationen
visualisiert. Teile des Kurses, die besser offline
zu bearbeiten sind, können als eigens dafür gestaltetes
PDF
-Dokument ausgedruckt werden (Grammatik, Lektionstexte,
Vokabelkarten und -listen). Das Hauptgewicht des "Latinum electronicum"
liegt auf sehr abwechslungsreichen,
interaktiven
Übungen. Mit
25 Übungstypen kann die Grammatik auf vielfältige Weise gelernt werden. Die
Übungen reichen von einfachen
Drag-and-Drop
-Aufgaben bis hin
zu kleinen Lernspielen, insgesamt sind es über 400. Weitere Module des
"Latinum electronicum" sind nicht direkt in den Lektionszusammenhang
eingebunden. Sie beinhalten weitere Informationen, die bei der Bearbeitung
der Lektionen helfen können (Wortsuche, Glossar), lektionsübergreifende
Themen (Übersetzungstechnik, Wortbildung) und Übungsmöglichkeiten
(Formentrainer, Vokabeltrainer, Vokabelkärtchen).
Das "Latinum electronicum" wird im Rahmen eines integrativen
Lehr-/Lernszenarios eingesetzt: In den Präsenzstunden wird jeweils das
Grammatikthema eingeführt, in den Selbstlernphasen am Computer vertiefen und
üben die Studierenden den Lernstoff. Sie erhalten dabei tutorielle Betreuung
mittels
E-Mail
und
Forum.
In der darauf folgenden Präsenzstunde werden anhand eines vorbereiteten
Textes Fragen und Probleme geklärt und dann zum nächsten Thema
übergeleitetet. Mit diesem didaktischen Konzept wird eine effektive
inhaltliche und methodisch-didaktische Abstimmung zwischen Präsenzphasen und
Selbststudium mit dem "Latinum electronicum" gewährleistet. Beide Teile
übernehmen spezifische, aufeinander abgestimmte Aufgaben und stellen
gleichwertige und ineinander verzahnte Lernmethoden dar, durch deren
Verknüpfung ein optimales Lernergebnis erreicht werden soll: Da die
Studierenden gewisse Teile der Lehrveranstaltung selbständig bearbeiten,
bleibt in den Präsenzstunden mehr Zeit, individuelle Schwierigkeiten und
Probleme zu behandeln, und so bleibt auch bei steigenden Studierendenzahlen
die Qualität dieser Kurse erhalten.
Umfassende Informationen zu mediengestützter
Inhaltsvermittlung
und
Übungen
finden Sie im Bereich Lehrszenarien. Mehr zu
Konzeption
und
Gestaltung
bietet
das "Didaktische Design". Vertiefende Informationen zu den Formen des
Tutorings finden Sie im Bereich
Kommunikation
der Rubrik
Didaktisches
Design.
Abb.: Die verschiedenen Lerneinheiten stehen bei "Latinum Electronicum"
mehrsprachig und übersichtlich gegliedert zur Verfügung.
Curriculare Verankerung
Das "Latinum electronicum" steht seit Herbst 2003 allen Schweizer Universitäten zur Verfügung. In Fribourg und Neuchâtel wurde es bereits in den Latinumskurs integriert, in Basel wurde es von ca. der Hälfte der Studierenden ergänzend zum Latinumskurs benutzt. Im Herbst 2004 wird es vollständig ins Curriculum übernommen. An den anderen Schweizer Universitäten wird es als Ergänzung zu den Latinumskursen angeboten. Eine Einbindung ins Curriculum ist zum Teil in Diskussion. Die Latinumskurse sind für Studierende obligatorisch, die ein Fach studieren, für das Lateinkenntnisse vorausgesetzt werden. Die Kurse bestehen je nach Universität aus zwei bis drei Semestern, wobei das "Latinum electronicum" v.a. im ersten Teil, wo die Grundlagen vermittelt werden, eingesetzt wird. Die Prüfungen werden nach Grund- und Lektürekurs in herkömmlicher Form – schriftlich und mündlich – abgelegt. Die Vergabe von Credit Points für die Latinumskurse als Ganzes wird zur Zeit diskutiert.
Technik
Zugang
Ein Demokurs ist unter folgender Adresse zugänglich:
http://webct.urz.unibas.ch, auf "Log on" klicken (WebCT
ID: guest, Passwort: guest)
Nutzung
Unser technisches Konzept ist eng verzahnt mit dem didaktischen und
beruht auf vier Eckpfeilern:
WebCT
als
Learning Management-System,
Animationen,
interaktive
Übungen, PDF -Dokumente.
- Learning Management System: WebCT CE 4.1 interaktive Übungen / Animationen: Macromedia Flash MX (SWF -Files): Die Daten für die Übungen werden in XML -Files gespeichert, um sie leichter editierbar zu machen. Die entwickelten Module sind unabhängig von der von uns benutzten Lernplattform Learning-Management-System portiert werden.
- PDF-Dokumente: Die gesamte Grammatik, die Lektionstexte sowie Materialien zum Vokabellernen (Vokabelkarten und -listen) bieten wir als PDF-Files zum Downloaden an. Sie haben ein für den Druck optimiertes Layout.
-
mp3
-Files: Momentan arbeiten wir an der Vertonung der
Animationen, des Vokabulars, der Lektionstexte und ausgewählter Sätze,
um den Studierenden einen Eindruck der Aussprache des Lateins zu
geben.
- Online-Kommunikation ist über ein WebCT -internes E-Mail -System und Diskussionsforum möglich.
Benötigte Software
PC oder Mac mit aktuellem
Browser
; Flash-Player ;
Acrobat Reader
Entwicklung
Erstellungstools:
Flash
MX
und
Dreamweaver
MX
von Macromedia,
WebCT,
Adobe
InDesign,
Adobe
Photoshop, Adobe AuditionFormate:
swf,
html,
xml,
pdf,
mp3
Ziele und Inhalte
Mehr zur
Virtualisierung
von Lerninhalten
erfahren Sie in der Rubrik Medientechnik.
Kosten
Betrieb und Administration des WebCT - Servers : 15.- sFr. pro Student + 100 sFr. pro Kurs (bei der gegenwärtigen Lizenz), Anschaffung eines Beamers und zum Teil von Laptops für die Dozierenden, Betreuungsaufwand je nach Größe der Universität 2 - 6 LatinumslehrerInnen, mind. einE TechnikerIn für die Administration des Servers, technische Updates, etc.
Zielgruppe
Grundstudium (Latinum)
Rahmenbedingungen
- Kursgröße: ca. 50 - 100 Studierende pro Kurs, wobei an gewissen Universitäten mehrere Latinumskurse (2 - 3) parallel geführt werden.
- Semesterwochenstunden: je nach Universität 2 - 6
- Einsatz von Laptop und Beamer im Unterricht in "normalen" Hörsälen
Ergebnisse
Das "Latinum electronicum" wurde zweimal formativ evaluiert: im
Sommersemester 02 mit 15 Studierenden (Fragebogen und Interviews), im
Wintersemester 02/03 mit 90 Studierenden (beide Male Einsatz einzelner
Lektionen). Die Resultate dieser Evaluationen wurden in die weitere
Entwicklung einbezogen. Nach dem ersten Langzeiteinsatz an drei
Universitäten (kombiniert mit Präsenzunterricht) wurde das "Latinum
electronicum" erneut mit einem detaillierten Fragebogen in folgenden
Kategorien evaluiert: technische Qualität, Usability, Design,
Akzeptanz/Nutzen, Lernprozess/Lernerfolg, Vorerfahrung mit Computern,
Computerinfrastruktur. In Basel und Fribourg kam außerdem die Rubrik
Online-Kommunikation (E-Mail,
Forum)
dazu, in Fribourg und Neuchâtel, wo der Kurs bereits voll ins
Curriculum integriert worden ist, außerdem Fragen zur Abstimmung
zwischen Präsenzunterricht und Online-Phasen. In den Kategorien
technische Qualität, Usability und Design war das Feedback überall sehr
positiv, auch die Grammatikerklärungen wurden als gut bewertet, die
Animationen
als hilfreich und die meisten Übungen als nützlich. Die Möglichkeit,
dank der Feedbacks effizient selbständig zu lernen, wurde sehr
geschätzt, doch es wurde auch nachdrücklich darauf hingewiesen, dass
vor allem bei schwierigen Themen die Erklärungen der Dozierenden in den
Präsenzstunden absolut notwendig seien. Die Abstimmung zwischen den
Präsenzphasen und den Online-Phasen wurden in Fribourg und Basel als
nicht optimal bewertet, doch das kann im nächsten Semester noch
verbessert werden. Die Möglichkeiten zur Online-Kommunikation wurden
kaum genutzt. Die Studierenden zogen es vor, ihre Fragen im
Präsenzunterricht zu stellen. Im allgemeinen würden die Studierenden
wegen der Telefonkosten lieber mit einer CD-Rom arbeiten.
Allgemeine Hinweise zur Qualitätssicherung digitaler Lernangebote finden sie unter "
Qualitätssicherung
" im Bereich "Didaktisches Design".
Zum Projekt
Website
http://www.unibas.ch/latinum-electronicum/Ansprechpartner/in
Irene Burch, Latinum electronicum, Bernoullistrasse 28, 4056 Basel
E-Mail:
Irene.Burch@unibas.ch
Zeitraum
Das "Latinum electronicum" wurde von Oktober 2000 - Juni 2004 entwickelt und ist seit Oktober 2003 an den Schweizer Universitäten in verschiedenen Szenarien im Einsatz. Im Juni 2004 wurden vom Virtuellen Campus weitere Gelder für die Konsolidierungsphase bis Juni 2006 zugesichert. In dieser Zeit soll das "Latinum electronicum" weiter ergänzt, verbessert und an den Schweizer Universitäten noch mehr verankert werden.
Förderung
Swiss Virtual Campus und Partneruniversitäten (Basel, Neuchâtel, Svizzera Italiana, Zürich):
- Entwicklung (Oktober 2000 - Juni 2004): 2.475.700 sFr.
- Konsolidierung (Juli 2004 - Juni 2006): 240.000 sFr.
- Innovationspreis E-Learning 2003 (Universität Basel) in den Kategorien Didaktik und Design: 44.000 sFr.
Beteiligungen und Kooperationen
Das "Latinum electronicum" wurde im Rahmen des
Virtuellen Campus Schweiz
entwickelt, einem Programm des Bundes zur Förderung von neuen
Lerntechnologien an Schweizer Universitäten und Fachhochschulen. Das
Projekt wurde zur Hälfte vom Virtuellen Campus und zur Hälfte von den
Partneruniversitäten finanziert. Folgende Universitäten waren/sind an
der Entwicklung beteiligt:
- Basel, Seminar für Klassische Philologie (Leitung und Koordination) und das Universitätsrechenzentrum (Technische Leitung und Umsetzung)
- Neuchâtel, Institut des Sciences de l'Antiquité (Inhalt)
- Svizzera Italiana, Facoltà di Scienze della Comunicazione (Mitarbeit bei der technischen Umsetzung, Übersetzung und Adaptierung für die italienischen Version)
- Zürich, Seminar für Klassische Philologie (Inhalt)
Kategorisierung
Lehrfunktion
- Informationsvermittlung
- Wissenserarbeitung
- Üben u. Anwenden
- Diskussion u. Austausch
- Motivation
- Feedback u. Lernerfolgskontrolle
Medieneinsatz
- Hypertext
- Newsgroup
- Animation
- Audioübertragung/-aufzeichnung
- CBT / WBT
- LMS / Lernmanagementsysteme
Fachbereich
- Geistes- und Sozialwissenschaften
- Sprachen und Sprachwissenschaft
Lehrszenarien
- Vorlesung
- Übung
- Tutorium
- Betreuung
Kategorie
- Lernmaterial(-sammlung)