INMEDEA-Simulator (ehemals PROMETHEUS)
Internetbasiertes Lern- und Informationssystem für die medizinische Aus- und Weiterbildung
08.06.2005
Archivierter Portalinhalt
Der INMEDEA Simulator (IS) ist eine internetbasierte Lernplattform, die auf ein didaktisches Rahmenwerk in Form einer szenenbasierten Simulation der klinischen Ambulanzsituation zurückgreift. Der IS steht der medizinischen Aus- und Weiterbildung zur Verfügung. Adaptivität, Interaktivität, Reflexion und Diskursivität bilden das pädagogische Grundgerüst der Plattform. In den verschiedenen Bereichen einer virtuellen Klinik sind unterschiedliche Lernszenarien abgebildet. Fallbasiert kann in den Ambulanzen ein Krankheitsbild erschlossen oder vertieft werden. In der angegliederten virtuellen Bibliothek befinden sich systematische Tutorials zur Vertiefung, im Internetcafe kann über ein Forum und eine E-Mail Funktion asynchrones Tutoring oder kollaboratives Lernen stattfinden. Der Kursmanager bietet die Bündelung der verschiedenen Lehrmaterialien. Alle Szenen der Plattform haben ein intuitives, einheitliches Interface, eine grafisch verankerte Navigation und auf allen Szenen steht jeweils eine Hilfefunktion in Form eines virtuellen Experten zur Verfügung. Die durchgängig einheitliche, künstlerische Gestaltung ermöglicht ein Eintauchen in die virtuelle Welt des klinischen Denkens. Faktenwissen wird durch die Anwendung in einer virtuellen Realität zu Handlungswissen. Der virtuelle, aber authentische Patient verschmilzt mit realen Erfahrungen und trägt zur Entwicklung von Expertise bei. Der IS ist beispielhaft dafür, wie digitale Medien problemorientiertes, anwendungsnahes Lernen im Rahmen einer virtuellen Realität ermöglichen.
Ziele und Inhalte
Die Nutzer erhalten eine Einführung in die Plattformnutzung und werden mit den Grundkenntnissen der IuK Technologie vertraut gemacht. Die Nutzer sollen durch die Anwendung medizinischen Grundlagenwissens die Möglichkeit bekommen, Faktenwissen in Handlungswissen zu überführen. Thematisch stehen hierbei die klinischen Diagnosewege im Mittelpunkt. Das Lernprogramm schult die Nutzer und bereitet sie durch die Auseinandersetzung mit verschiedenen Krankheitsbildern auf den klinischen Alltag vor. Kognitive und handlungsbezogene Verhaltensweisen werden geschult. Der Vergleich mit dem Experten führt zu einer Prozessoptimierung in klinischen Entscheidungen.
Lehrziele:
- Diskussion von Behandlungskonzepten
- Motivation der Lernenden zum selbstständigen Lernen
- Befähigung zum Umgang mit Lerntechnologien
- Änderung der Lehrstrukturen
- Änderung des Lernverhaltens vor Prüfungen
- Briefing vor dem Einsatz in der realen Kliniksituation
Lernziele:
Der Nutzer soll:
- Den Prozess optimieren, klinische Krankheitsbilder zu erkennen, zu diagnostizieren und zu therapieren,
- den Vergleich mit vorgegebenen Lernpfaden ziehen,
- problemorientiert, selbstständig sein Wissen vertiefen,
- Relevanz bestimmter Untersuchungen für bestimmte Erkrankungen erkennen und sinnvoll einsetzen,
- in angstfreier Umgebung die Kliniksituation erlernen,
- Bewusstsein für Kosten und Zeitaufwand entwickeln,
- Unterstützung im Erwerb der Grundfertigkeiten der IuK Technologie erhalten und angstfrei in angenehmer Umgebung ausprobieren.
Didaktisches Konzept
Den Lernenden wird eine angenehme, intuitive Lernumgebung dargeboten, die
nach kurzer Einarbeitung durch die konsequente Struktur und Einheitlichkeit
erfassbar und einfach zu handhaben ist.
Die grafische, szenenbasierte
Führung durch die Lerninhalte ermöglicht eine freudvolle Auseinandersetzung
mit den Lernmaterialien und motiviert die Nutzer zu weiteren Nutzung des
Systems. Durch die adaptive Konzeption des Systems können die Inhalte dem
Nutzer angepasst erstellt und abgerufen werden. Das "goal based scenario" (R. Schank) ermöglicht dem Nutzer problemorientiert,
zielgerichtet zu lernen, dabei sein vorhandenes Faktenwissen in einer
Simulation der Arzt-Patientensituation in Handlungswissen umzusetzen und so
in seinem vorhandenen Wissensnetzwerk als kontextbezogene Erfahrung zu
verankern.
Abb.: Szenario Arztpraxis
Die integrierte Patientenakte ermöglicht Reflektion über das
eigene Vorgehen und die Problemlösestrategien. Die komplette Auswertung des
diagnostischen Vorgehens und der vom Anwender gestellten Diagnosen regt zur
Auseinandersetzung mit den Inhalten und Grenzen des eigenen Wissens und zur
Auseinandersetzung mit dem Fallautor oder dem Dozenten an. Die eigenen
Lernprozesse können zielgerichtet geplant und umgesetzt werden. Zum Beispiel
können fehlende Kenntnisse in der apparativen Diagnostik oder deren
Befundung zum Lernthema werden. Erfolgs- und handlungsorientierte
Motivkonstellationen wirken leistungsfördernd. Die Möglichkeiten des
vertiefenden und explorativen Lernens in der integrierten Bibliothek
ergänzen und erweitern das Spektrum des Lernangebotes.
Über die im Kursmanager angebotenen Informationen zu Lernzielen, Ablauf der
Veranstaltungen und didaktischer Konzeption wird die Lernumgebung um sonst
im Rahmen von Fallsystemen schwer darstellbare Meta-Informationen erweitert.
Verschiedene Profile der Fallbearbeitung ermöglichen eine Einschränkung
der sonst sehr frei wählbaren Handlungsschritte und können so an
unterschiedliche Lehrkonzepte angepasst werden.
Abb.: Inspektion des Patienten
Allgemeine Hinweise zu Simulationen gibt der Bereich Lehrszenarien. Einschlägig ist ferner Visualisierung in der Rubrik Didaktisches Design.
Curriculare Verankerung
Die Plattform wird aktuell in Wahlpflicht-Veranstaltungen in Tübingen für klinische Semester eingesetzt. An der Charite Berlin findet Kleingruppenunterricht statt. An der Universität Münster ist der curriculare Einsatz seit 2004 etabliert und wird nun um ein Modul Rechtsmedizin erweitert. Viele Universitäten nutzen unser Angebot für Pilotprojekte. Medizinische Fachgesellschaften nutzen die Plattform für ihre Weiterbildung. Die Fachhochschule Hannover setzt den INMEDEA Simulator für die Ausbildung von Verwaltungsmitarbeitern in medizinischen Bereichen ein. Die Sanitätsakademie der Bundeswehr setzt eine virtuelle Tropenklinik zur medizinischen Weiterbildung in der Fernausbildung ein. Europäische und Lateinamerikanische Universitäten sind an der Übersetzung der Plattform beteiligt und werden diese in naher Zukunft einsetzen.
Technik
Zugang
Die Lernplattform ist frei zugänglich. Für die Bearbeitung der frei
verfügbaren Fälle wird ein Passwort benötigt, das man über die
Anmeldung
bekommt.
Nutzung
Es sind grundsätzlich alle gängigen Formate einsetzbar.
Benötigte Software
Internetbasiertes System, auf allen gängigen
Browsern
einsetzbar.
Entwicklung
Bei der technischen Umsetzung wird besonders auf die Einhaltung
gängiger Standards geachtet, soweit dies mit dem Aufbau der Lernplattform
kompatibel ist. Die Programmierung des szenenbasierten Players erfolgt in
Java
;
XML
und
HTML
kommen zur Anwendung. Es wird eine MySQL
Datenbank
verwendet.
Im Rahmen der Weiterentwicklung technischer Möglichkeiten und des Wissenszuwachses findet eine permanente Anpassung des Systems statt.
Der Zugriff erfolgt über
fast alle gängigen Browser. Dies garantiert die möglichst breite
Einsetzbarkeit des Systems in der Medizin und ist Voraussetzung für die
Verwertung von
IS
zusammen mit Industriepartnern bzw. Verlagen
nach Ablauf der Förderperiode. Der komplett internetbasierte Zugriff
ermöglicht Kooperationen mit Universitäten in ganz Europa. Ansonsten ist
keine
Software
-Installation notwendig. Das System ist durch den
Internetzugriff, orts- und zeitunabhängig einsetzbar. Ein ebenfalls
internetbasiertes Administrationstool ermöglicht die komplette online Verwaltung der Anwendung.
Hinweise zu technischen Aspekten der Entwicklung multimedialer Lernsoftware finden Sie insbesondere in der Rubrik Medientechnik unter " Aufbereitung ".
Kosten
Zielgruppe
Alle medizinischen Fachbereiche, die sich mit klinischer Medizin befassen, können die Inhalte der Plattform nutzen. Sämtliche medizinische Ausbildungsberufe greifen mittlerweile auf die Plattform zu: Mediziner, Medizinstudenten, Krankenpflegeschüler, MTA-Schüler, Heilpraktiker und Sanitäter in Ausbildung. Die Struktur der Plattform ermöglicht Fälle adaptiv den verschiedenen Zielgruppen zuzuordnen. Zielgruppen finden sich in der ärztlichen Fort- und Weiterbildung, bei medizinischem Personal der Bundeswehr und in der universitären Ausbildung. Sowohl horizontal als auch vertikal kann das Spektrum der Zielgruppen adaptiert und variiert werden. So bietet die Lernumgebung Lehrpersonen verschiedenste Möglichkeiten des Einsatzes der Lehrplattform.
Rahmenbedingungen
Ergebnisse
Das System wurde mehrfach evaluiert. Ausführliche Ergebnisse finden Sie auf der Website des Projektes unter den Stichworten "Informationen zum Projekt" und " Evaluation ".
INMEDEA hat den Schritt in die Nachhaltigkeit geschafft und kann sich als Produkt im Markt behaupten. Der INMEDEA Simulator kann in Deutsch, Englisch, Spanisch, Französisch verwendet werden. Die Sprachen Türkisch und Polnisch sowie Russisch werden zurzeit erarbeitet. Für Griechisch und Italienisch sind bereits erste Kooperationen in die Wege geleitet worden. Vertriebspartner in Europa: CompuGROUP Holding AG, Elsevier (ES, FR, PL)
Zum Projekt
Website
http://www.inmedea-simulator.netAnsprechpartner/in
Angelika Schäfer
Dr. Franz Gerstheimer
Gerhard-Kindler-Str. 6
72770 Reutlingen
Tel. 07121-12706-0
Fax: 07121-12706-2420
E-Mail: info@inmedea.com
Zeitraum
Förderung
Förderung des Projektes durch das BMBF (Förderungszeitraum 01.05.2001 -
31.12.2003) mit einer Förderungssumme von 2.386.000 Euro. Ferner erfolgt
eine Förderung durch das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst,
Baden-Württemberg mit 50.000.- € (Förderzeitraum: 01.01.2003-
12.12.2005).
PROMETHEUS med wurde 2005 mit dem Medida-Prix in der Kategorie "Digitale Medien in der Hochschullehre" ausgezeichnet.
INMEDEA war unter den Finalisten (Platz 6) beim Cyberone Award 2008.
Im Jahr 2009 ist INMEDEA unter den Finalisten für den EureleA.
Beteiligungen und Kooperationen
In Tübingen beteiligte Partner waren die Abteilung für Neuroradiologie (Projektleitung), das Anatomische Institut, die Augenklinik (Abt. II), die Innere Medizin (Abt. II), die Kinderchirurgie, die Neurochirurgie, die Neurologie, die Strahlentherapie, die Urologie und das WSI/GRIS. Externe Partner waren die Strahlentherapie der TU München, die Radiologie Marburg, die Neuroradiologie Heidelberg, die Neuroradiologie Mainz, die Neuropsychologie Magdeburg und die Strahlentherapie Göttingen.
Die neue Plattform wurde überarbeitet und erstellt von:
Angelika Schäfer (Geschäftsführung Finanzen, Personal, Evaluation, didaktische Ausarbeitung)
Dr. Franz Gerstheimer (Geschäftsführung Business Development, Vertrieb und Marketing)
Alexander Schilling (IT-Leitung, Konzeption), Torsten Witt (Programmierung und Workshop Technik), Traian Gligor (grafische Gestaltung), Barbara Kortmann (medizinische Inhalte, Qualitätssicherung)
Kategorisierung
Lehrfunktion
- Informationsvermittlung
- Wissenserarbeitung
- Üben u. Anwenden
- Wissenstransfer
- Diskussion u. Austausch
- Motivation
- Feedback u. Lernerfolgskontrolle
Medieneinsatz
- Hypertext
- Simulation
- Animation
- Videoübertragung/-aufzeichnung
- Audioübertragung/-aufzeichnung
- CBT / WBT
- LMS / Lernmanagementsysteme
Fachbereich
- Medizin und Gesundheitswesen
Lehrszenarien
- Vorlesung
- Übung
- Tutorium
- Praktikum
- Projekt
- Seminar
- Betreuung
Kategorie
- Lernumgebung