Ad fontes

Einführung in den Umgang mit Quellen im Archiv

05.10.2004

"Ad fontes" ist ein interaktives Internet-Lernangebot der philosophischen Fakultät der Universität Zürich. Es soll Studierende auf den selbständigen Umgang mit Archivmaterial und Quellen aus der Zeit vor 1800 vorbereiten. Insbesondere notwendige Fähigkeiten wie das Lesen, Einordnen, Datieren und Interpretieren handschriftlicher Dokumente werden vermittelt.
Weitere Schwerpunkte liegen in der Quellenheuristik sowie in Tutorien und Übungen aus dem Bereich der lateinischen, deutschen und ab 2009 auch der skandinavischen Sprachgeschichte.
"Ad fontes" ist beispielhaft für eine einfache, jedoch klar strukturierte didaktische Umsetzung einer Lernumgebung zur aktiven Erarbeitung von Inhalten in realen Kontexten.

Ziele und Inhalte

"Ad fontes" unterstützt:

  • Grundlagen des Umgangs und der Arbeit mit handschriftlichen Quellen
  • Vorbereitung auf Forschungsarbeiten in einem Archiv
  • Erleichterung eines höheren Niveaus problemorientierter Diskussionen
  • Bessere Betreuung individueller Arbeit
  • Interaktives Heranführen an die Lerninhalte
  • Schonung von Originalquellen

Didaktisches Konzept

Das Angebot bietet den Studierenden eine interaktive Einführung und Vorbereitung für einen Archivbesuch. Praxisnah kann der Umgang und das Arbeiten mit Quellen erarbeitet werden. Auf diese Weise Weise kann begleitend zu Lehrveranstaltungen eine gemeinsame Wissensbasis aufgebaut werden, die wissenschaftliche Diskussionen in den Präsenzveranstaltungen ermöglicht. Das Heranziehen virtuellen Lernmaterials schont die echten Quellen und bedeutet eine Verbesserung gegenüber der gängigen Unterrichtspraxis. Über drei miteinander vernetzte Ebenen wird ein mehrdimensionaler Zugriff auf die Lerninhalte ermöglicht:
Im »Archiv« sind praxisnahe Aufgaben zur Archivrecherche abgelegt.
Im Bereich »Training« kann man sich wichtige Kompetenzen (z. B. Lesen, Datieren, Sprachanalyse) aneignen.
Ein zusätzliches "Tutorium" enthält eine anschauliche und knappe Darstellung des Grundlagenwissens, das zur Lösung und Bearbeitung der Aufgaben notwendig ist.
Eine vierte Rubrik "Ressourcen" enthält Tabellen, Übersichten, nützliche Literatur und Links.
Die Kombination der vier Bereiche Archiv, Tutorium, Training und Ressourcen aktiviert Studierende zum eigenständigen Erarbeiten der Grundlagen. Automatisch korrigierte Aufgaben ermöglichen ein selbständiges Überprüfen des erworbenen Wissens und individualisieren den Lernprozess. Angeleitetes Lernen ist ebenso möglich wie fallbasiertes entdeckendes Lernen. "Ad fontes" ersetzt weder die Lektüre wissenschaftlicher Literatur noch die Diskussion in Seminaren.
In der Rubrik Didaktisches Design können Sie mehr über die Gestaltung multimedialer Inhalte sowie über Recherche erfahren.

Curriculare Verankerung

An der Universität Zürich ist "Ad fontes" curricular in Proseminare, Seminare und Kolloquien des Historischen Seminars sowie der Germanischen und Nordischen Philologie eingebettet. In diesen Veranstaltungen werden Aufgaben gestellt, die - teilweise verpflichtend, teilweise freiwillig - mit "Ad fontes" zu lösen sind. Darüber hinaus kann das Programm als Vorbereitung für Quellenarbeiten und Forschungsaufenthalte im Archiv genutzt werden.

Technik

Zugang
"Ad fontes" ist für alle Nutzer frei zugänglich. Eine Anmeldung mit frei gewähltem Benutzernamen und Passwort ist erforderlich: Sie ist anonym, kostenlos und dient der Protokollierung der Benutzung.

Nutzung
Hinter "Ad fontes" steht eine flexible Architektur. Die Elemente der Lernumgebung sind in einer Datenbank (MySQL) abgelegt. Die einzelnen Seiten werden mit PHP dynamisch generiert. Daten der Benutzerverwaltung sind ebenfalls in der MySQL -Datenbank abgelegt. Die enthaltenen interaktiven Übungen werden mit Adobe Director bzw. mit / Shockwave erzeugt. "Ad fontes" ist vorwiegend als Plattform für die individuelle Online-Nutzung ausgelegt. Die Bildschirmdarstellung ist bewusst auf 800 Pixel Breite begrenzt, damit das Programm auf allen gängigen Bildschirmen (ab 15 Zoll) benutzt werden kann. Möglichkeiten für Gruppenarbeit sind nicht vorgesehen, langfristige Pläne für eine solche Funktionalität existieren aber. Der Austausch der Studierenden über ein Teilnehmerforum (ohne Dateiaustausch) ist möglich und wird vor allem in den Kolloquien gezielt eingesetzt. Ein allgemein zugängliches Forum dient dazu, bei der Arbeit auftretende Probleme mit Fachleuten zu diskutieren. Beliebt und viel genutzt ist ferner das Quiz, bei dem man sein historisches oder philologisches Wissen im Stile der Sendung »Wer wird Millionär« testen kann. Die Fragen für dieses Quiz – es sind bereits über 2000 – können von den Usern selbst eingegeben werden; die Freischaltung erfolgt nach einer kurzen Prüfung durch die Redaktion.

Benötigte Software
Um die Inhalte korrekt darzustellen, benötigt man neben einem Internetbrowser das Shockwave - Plugin von Adobe (für Linux: das CrossOver Plugin von Codeweavers, um die Windows-Version nutzen zu können). JavaScript und Cookies müssen im Browser aktiviert sein.

Entwicklung

Zielgruppe

"Ad fontes" richtet sich vor allem an Studierende der Fächer Geschichte, Germanische und Nordische Philologie sowie Mittellatein. Einsetzbar ist es aber auch in allen anderen Disziplinen, in denen Archivarbeit erforderlich ist, also z. B. Kirchen- oder Rechtsgeschichte.
Das Angebot ist für BA- und MA-Studiengänge sowie für die Weiterbildung geeignet.
Das Team von "Ad fontes" bietet verschiedene Zusatzmaterialien für Lehrende an und beteiligt sich gelegentlich an den Weiterbildungslehrgängen im Rahmen der " Weiterbildung an der Universität Zürich – wo Forschung und Wissenschaft die berufliche Praxis prägen."

Rahmenbedingungen

An den einzelnen Lehrveranstaltungen, die "Ad fontes" verwenden, nehmen in Zürich zwischen 10 und 30 Studierende teil (insgesamt ca. 80-100 Studierende pro Semester).

Ergebnisse

Über die Nutzung von "Ad fontes" erfolgte im WS 2003/04 eine Fragebogen-Evaluation durch ein interdisziplinäres Schweizer Projektteam.
Im Sommersemester 2004 wurden gezielt Benutzerdaten gesammelt und ausgewertet (vgl. die online verfügbare Dissertation von Andreas Kränzle und Gerold Ritter: Konzept, Realisierung und Nutzung eines E-Learning-Projekts.)

Zum Projekt

Website

http://www.adfontes.uzh.ch

Ansprechpartner/in

Martin Rüesch, E-Mail: adfontes@hist.uzh.ch

Förderung

"Ad fontes" wurde 2001 - 2003 gefördert von der ICT-Fachstelle (jetzt E-Learning-Center), Prorektorat Lehre der Universität Zürich.
Seit 2006 wird »Ad fontes« vom E-Learning-Center der Universität Zürich als strategisches Nischenprodukt geführt und als solches alljährlich im Rahmen der »Initiative Interaktives Lernen« bei konkreten Ausbauprojekten unterstützt.
Zudem bemüht sich ein Förderverein um Sponsoren auch außerhalb der Universität.
Das Projekt ist Gewinner des Medida-Prix 2002 und des digita - Deutscher Bildungssoftware-Preis 2004. Im Jahr 2005 wurde es mit dem Comenius-Siegel ausgezeichnet. Die Preisgelder dienten der Weiterentwicklung.

Beteiligungen und Kooperationen

Das an der Universität Zürich entwickelte Angebot wird inzwischen auch in Veranstaltungen an anderen Universitäten genutzt.

Kategorisierung

Lehrfunktion

  • Informationsvermittlung
  • Wissenserarbeitung
  • Üben u. Anwenden
  • Diskussion u. Austausch
  • Motivation
  • Feedback u. Lernerfolgskontrolle

Medieneinsatz

  • Hypertext
  • PDF
  • Audioübertragung/-aufzeichnung
  • CBT / WBT
  • Sonstigs

Fachbereich

  • Geistes- und Sozialwissenschaften
  • Sprachen und Sprachwissenschaft

Lehrszenarien

  • Übung
  • Tutorium
  • Praktikum
  • Seminar

Kategorie

  • Lernumgebung