Stromversorgung
Lern- und Arbeitsplätze überall auf dem Campus müssen mit einem Stromanschluss ausgestattet sein, damit Studierende ihre mobilen Endgeräte über längere Zeitstrecken nutzen und so auf digitale Lernressourcen zugreifen und an hybriden Formaten partizipieren können.
Kontext
Mobile Endgeräte, wie Laptops oder Smartphones, sind wichtige Arbeitsmittel im Studium. Studierende greifen damit in Lehrveranstaltung sowie im Selbststudium auf digitale Lernressourcen zu, erstellen und speichern eigene Notizen und Arbeitsergebnisse oder nutzen digitale Kollaborations- und Kommunikationswerkzeuge. Das Studieren auf dem Campus findet in einem hybriden Lernraum aus physischer und digitaler Lernumgebung statt – sowohl in Lehrveranstaltungen als auch selbstgesteuert an individuellen Arbeitsplätzen und Gruppenarbeitsplätzen wie etwa Lerninseln, Lernboxen, Lernnischen usw. Die mitgebrachten mobilen Endgeräte (Bring your own device) sind ständige Begleiter im Studienalltag und müssen entsprechend mit Strom versorgt bzw. regelmäßig aufgeladen werden.
Problem
Viele Lernorte auf dem Campus sind unzureichend mit einer Stromversorgung ausgestattet. Ohne Stromversorgung ist ein dauerhaftes Arbeiten in hybriden Lehr- und Lernsettings jedoch schlicht unmöglich.
Rahmenbedingungen
- Hybrides Lehren und Lernen: Hybride Szenarien beschränken sich nicht auf das Online-Hinzuschalten von Studierenden auf dem Campus. Vielmehr geht es darum, dass digitale Medien in die Präsenzlehre und das Lernen auf dem Campus integriert werden. Der Wissenschaftsrat (2022) empfiehlt den Hochschulen eine Entwicklung hin zu einem digitalen Campus. Voraussetzung dafür ist jedoch eine umfassende Stromversorgung für studentische Geräte.
- Fairness: Neuere mobile Geräte haben lange Akkulaufzeiten, so dass nicht immer eine Steckdose benötigt wird. Doch dies benachteiligt Studierende, die ältere Geräte verwenden und somit schneller Zugriff auf Steckdosen zum Aufladen ihrer Geräte benötigen. Aufgrund der mobilen Nutzung von Geräten ist der Akkustand oft schon gering, z.B. wenn bereits im ÖPNV auf dem Weg zur Hochschule gelernt wurde.
- Arbeitsunterbrechung: Auch bei neueren Geräten ist irgendwann der Akku leer. Wenn dies mitten in der Projektarbeit geschieht und das Gerät nicht ans Stromnetz angeschlossen werden kann, dann muss die gemeinsame Arbeit unterbrochen werden. Eventuell werden Studierende, die sich auf dem Campus befinden, auch von Online-Veranstaltungen ausgeschlossen, weil sie ihr Gerät nicht mit Strom versorgen können.
- Intensive Raumnutzung: Da Räume eine wertvolle Ressource sind, wird eine hohe Auslastung frei zugänglicher Lernräume angestrebt. Dies wird jedoch nur erreicht, wenn das eigene Arbeitsequipment und somit insbesondere das eigene mobile Endgerät zum Lernen genutzt werden können.
- Kabelsalat: Da Studierende ihre mobilen Geräte irgendwie mit Strom versorgen müssen, werden sie oft erfinderisch und überbrücken die Distanz zwischen Steckdose und Laptop mit hängenden Kabeln oder langen Kabelstrecken. Diese Kabel werden schnell zu Stolperfallen. Der Kabelsalat schafft Unordnung auf Arbeitstischen und Sitzplätzen, stört ggf. die Konzentration und lenkt von Lernprozessen ab.
Lösung
Lernräume müssen mit ausreichend Steckdosen für alle Anwesenden ausgestattet sein, die leicht zugänglich sind und möglichst wenig Kabelstrecke offenlegen. Die Stromversorgung muss frühzeitig bei der Raumplanung berücksichtigt werden, da sie ein kritischer Erfolgsfaktor ist. Neben Stromanschlüssen in der Wand können Steckdosen auch in Tische und andere Möbelstücke integriert werden, um lange Kabelstrecken und Unordnung zu vermeiden. Ladesäulen, Bodentanks und von der Decke herunterhängende Verteilerboxen können die Zugänglichkeit zur Stromversorgung erhöhen.
Details
Die Versorgung mit Strom mag als eine Binsenweisheit oder triviale Lösung wahrgenommen werden. Tatsächlich ist dieser Lösungsbaustein aber ein kritisches Element in hybriden Lernräumen. Ohne Stromversorgung gibt es keine hybride Lehre. Gleichzeitig ist eine flächendeckende Versorgung mit Steckdosen eine große Herausforderung, da bei alten Gebäuden und Räumen ein viel geringerer Bedarf eingeplant wurde.
Für die Planung und Umsetzung sind unbedingt Elektriker einzubeziehen, damit keine gefährlichen Installationen oder Überlasten entstehen. Die Platzierung von Steckdosen direkt an den Lernorten ist dabei die ideale Lösung. Steckdosen befinden sich direkt am oder unter dem Arbeitsplatz, z.B.
- eingelassen in die Wand
- eingelassen in den Tisch
- eingelassen in eine Sitzbank
- eingelassen oder angebracht als Verteilersteckdose auf (tragenden) Säulen
- auf dem Tisch durch eine Verteilersteckdose
Dabei sollten die Steckdosen von allen Sitzplätzen aus leicht zugänglich sein und möglichst wenig Arbeitsfläche beanspruchen. Je weniger Steckdosen und Kabel auf Arbeitstischen liegen, desto freier lässt sich denken, arbeiten und innerhalb einer Gruppe agieren. Gleichzeitig sollten Steckdosen gut vor Flüssigkeiten, etwa der umgekippten Kaffeetasse, geschützt sein. Hierfür können sie etwas erhöht angebracht, mit schützenden Klappen versehen oder bspw. drehbar in Arbeitstische eingelassen werden, so dass sie bei Nichtgebrauch geschützt sind und eine glatte Arbeitsfläche entsteht.
Von der Decke herunterhängende Steckdosenverteiler sind eine Lösung, um in größeren Räumen auch Orte weit entfernt von der Wand mit Strom zu versorgen. Allerdings wird durch sie auch sehr viel Kabelstrecke im Raum sichtbar. Dies kann je nach Raumgestaltung schnell unästhetisch oder sogar störend wirken.
Bodentanks verstecken Stromanschlüsse, wenn diese nicht benötigt werden. Idealerweise sind Bodentanks nicht frei zugänglich, sondern werden genutzt, um darüberstehende Arbeitstische und Sitzgelegenheiten mit Strom zu versorgen. Hierdurch wird vermieden, dass hochgeklappte Verschlüsse zu Stolperfallen werden oder Kabel ungeordnet aus den Tanks herausragen.
Ergänzend zu herkömmlichen Steckdosen können auch USB-Ladestationen eingebaut werden. Sie können sich zudem auch in Schließfächern befinden, um Endgeräte bei Nichtbenutzung aufzuladen.
Stolpersteine
- Die Positionierung von Steckdosen kann die freie Raumplanung einschränken. Hier sind Abwägungen zwischen einer optimalen Platzierung der Möbel und der Stromversorgung zu treffen. Im Idealfall werden Kabel unter Möbeln versteckt und die Steckdosen in Möbel integriert.
- Insbesondere feste Ladesäulen und Stromsäulen können der Raumflexibilität widersprechen. Es ist daher bei der Planung darauf zu achten, welche Möbel beweglich und welche fixiert sein sollen.
- Nicht nur die mobilen Endgeräte der Studierenden müssen mit Strom versorgt werden, sondern auch größere, mobile Displays benötigen je nach Einsatzort einen gut zugänglichen Strom- und ggf. Netzanschluss im Raum. Bereits bei der Raumplanung sollten deshalb idealerweise die wahrscheinlichsten Stell- und Einsatzorte mobiler Displays identifiziert und mit Stromanschlüssen ausgestattet werden.
- Bei der Installation von Steckdosen sollte auch die Raumästhetik beachtet werden. Denn zu viele Steckdosen und Stromkabel sind nicht nur unschön, sondern können auch ablenken oder zu Stolperfallen werden. Im Zweifelsfall sollte dennoch die Sicherheit vor der Ästhetik stehen: Kann auf längere Kabel auf dem Boden an einzelnen Stellen nicht verzichtet werden, wird deren Sichtbarkeit bspw. durch eine orangefarbene Kabelummantelung deutlich erhöht.
- Wie bei der gesamten Raumplanung sollte auch bei der Stromversorgung auf Aspekte der Barrierefreiheit geachtet werden. Neben der Vermeidung von Stolperfallen durch Stromkabel auf dem Boden sollte etwa auch die Zugänglichkeit der Steckdosen, bspw. für Personen im Rollstuhl, berücksichtigt werden.
- Das Ausleihen von Powerbanks wird gelegentlich als Lösungsansatz bei einer unzureichenden Stromversorgung im Raum vorgeschlagen. Die Organisation der Ausleihe ist jedoch aufwändig. Ungeprüfte Geräte stellen zudem ein hohes Sicherheitsrisiko dar.
Vorteile
- Hybride Lehrszenarien werden durch eine umfassende Stromversorgung auf dem Campus überhaupt erst möglich.
- Studierende können ihre eigenen Geräte nutzen und überall auf ihre persönliche digitale Lernumgebung zugreifen.
- Eine ausreichende Stromversorgung ermöglicht Studierenden vielfältige Arbeitsmöglichkeiten an verschiedenen Orten auf dem Campus.
- Längere Lernphasen werden möglich, Arbeitsphasen werden nicht aufgrund mangelnder Akkuleistung unterbrochen.
- Räume werden intensiver genutzt, der Campus wird attraktiver.
- Studierende reduzieren ihre Stromrechnung.
Nachteile
- Durch die intensive Nutzung digitaler Geräte und das Laden von Akkus erhöht sich auch der Energieverbrauch, wodurch höhere Stromkosten für die Hochschule entstehen.
- Es entsteht zudem eventuell ein verschwenderischer Umgang mit Ressourcen, da diese für Nutzende kostenlos sind.
- Schlecht zugängliche oder ungeschützte Steckdosen können schnell ein Sicherheitsrisiko darstellen. Studierende schließen zudem ihre ungeprüften Geräte ans Stromnetz der Hochschule an. Im schlimmsten Fall werden Geräte angeschlossen, die für die Nutzung gar nicht zugelassen sind (z.B. importierte Geräte ohne CE-Siegel).
- Es werden eventuell teure Umbaumaßnahmen notwendig, um eine sichere und umfassende Stromversorgung in Lehr- und Lernräumen auf dem Campus zu gewährleisten.
- Die Raumflexibilität sinkt, da Möbel nicht mehr frei verschiebbar sind, wenn Abhängigkeiten zu Stromanschlüssen bestehen.
Beispiele
Abbildung 2 zeigt Beispiele für die Integration von Steckdosen in Sitzmöbel. Die Steckdosen wurden jeweils unterhalb der Sitzfläche eingelassen, die Stromkabel verlaufen von außen nicht sichtbar innerhalb der Möbelstücke.
Eine häufig anzutreffende Lösung ist die Stromversorgung über in die Tischplatte eingelassene Steckdosen (Abb. 3). Durch einen eingebauten Klapp- oder Drehmechanismus können die Steckdosen dabei ganz nach Bedarf im Tisch versteckt werden (rechts).
Erfolgt aus baulichen Gründen die Stromversorgung über die Decke des Raumes, kann sowohl eine Lösung mit festinstallierten Säulen (Abb. 4 links) als auch eine flexible Lösung mit von der Decke hängenden, absenkbaren Steckdosen (rechts) gewählt werden.