QR-Code-Verknüpfung

Durch die Verwendung von QR-Codes können digitale Ressourcen gezielt mit der physischen Umgebung verknüpft werden. Lernende und Lehrende können so beispielsweise während Präsenzveranstaltungen einfach und schnell auf digitale Lernressourcen zugreifen und diese mit anderen teilen.

Kontext

Lehrveranstaltungen sowie Lerngruppen- und Projekttreffen in Präsenz sind ein wichtiger Bestandteil der Hochschullehre. Im direkten Austausch werden Studieninhalte diskutiert oder Problemstellungen kollaborativ bearbeitet. Neben analogen Lehr-Lernmaterialien kommen dabei auch unterschiedlichste digitale Ressourcen zum Einsatz, sei es als Informations- und Wissensressource oder als digitale Werkzeuge im (gemeinsamen) Lernprozess. Diese digitalen Ressourcen sind jedoch nicht mit dem physischen Raum verknüpft, d.h. es kann nicht direkt aus der physischen Lernumgebung auf sie zugegriffen werden. Um die digitalen Ressourcen zugänglich zu machen, müssen dafür notwendige Informationen, beispielsweise eine Internetadresse, geteilt werden.

Problem

Zugangsinformationen zu digitalen Ressourcen sind mitunter sehr komplex, wie beispielsweise eine lange Internetadresse. Die Weitergabe und Eingabe der Zugangsinformationen ist nicht nur fehleranfällig und kostet Zeit, sondern lenkt auch vom eigentlichen Arbeitsprozess ab.

Rahmenbedingungen

  • Leichter Zugang: Der Zugang zu einer digitalen Ressource aus dem analogen, physischen Raum heraus sollte im Sinne des „seamless learning “ schnell und einfach erfolgen, um den eigentlichen Arbeits- und Lernprozess nicht unnötig zu unterbrechen.
  • Fehleranfälligkeit: Zugangsdaten zu einer digitalen Ressource können – wie im Falle einer URL – sehr umfassend und komplex sein, müssen zugleich aber fehlerfrei eingegeben werden, um auf die Ressource zugreifen zu können.
  • Personenunabhängige Informationsbereitstellung: Auch in Arbeits- und Lernräumen, die selbstständig und ohne persönliche Anleitung einer Lehrperson genutzt werden können, werden oftmals digitale Ressourcen bereitgestellt. Dabei kann es sich beispielsweise um weiterführende Informationen zur Nutzung der Geräte in einem Labor oder auch um Informationen zur aktuellen Verfügbarkeit von Arbeitsplätzen in einer Fachbibliothek handeln. Die entsprechenden digitalen Informationen müssen Nutzenden aus der jeweiligen physischen Umgebung heraus zugänglich gemacht werden.
  • Bring Your Own Device: Lernende und Lehrende haben auf dem Campus meist persönliche mobile Endgeräte (wie Smartphones, Tablets etc.) dabei, mit denen sie auf digitale Ressourcen zugreifen können.

Lösung

QR-Codes werden in den physischen Raum eingebettet, um einen schnellen und einfachen Zugang zu digitalen Ressourcen zu ermöglichen. Die Einbettung kann dabei sowohl innerhalb der jeweiligen räumlichen Umgebung als auch in einer physisch zugänglichen mobilen Ressource, wie einem Vorlesungsskript oder einem Lehrbuch, erfolgen.

Details

QR-Code zu e-teaching.org

Ein kurzer Text oder ein Link auf eine Webseite wird in einen zweidimensionalen QR-Code umgewandelt. Typischerweise besteht ein QR-Code aus einer schwarz-weißen Pixelstruktur. Bei Bedarf kann aber auch ein Bild, beispielsweise ein Logo oder ein Schriftzug, in die Pixelstruktur integriert sein. Der QR-Code löst beim Auslesen eine Interaktion aus. Daher stammt auch die Bezeichnung QR, die als Abkürzung für das englischsprachige „Quick Response“, also eine schnelle Reaktion, steht. Diese Reaktion kann die direkte Anzeige eines kurzen Texts oder auch die unmittelbare Weiterleitung auf eine digitale Ressource im Internet sein.

Der QR-Code kann analog (z.B. gedruckt auf Papier) oder auch digital (z.B. auf einem Display) angezeigt werden. Entsprechend kann der QR-Code dauerhaft im physischen Raum angebracht werden, etwa als Aufkleber auf einer Wand, oder zeitlich begrenzt, etwa indem er mit einem Beamer an die Wand geworfen wird.

Nutzerinnen und Nutzer benötigen mobile Endgeräte mit einer integrierten Kamera sowie einer Applikation, die QR-Codes erkennen und auslesen kann. Der QR-Code muss dann nur mit der Kamera erfasst werden, um ihn auszulesen.

Stolpersteine

  • Es ist vor dem Scannen nicht erkennbar, zu welcher Zieladresse ein QR-Code führt und welche Inhalte sich dahinter verbergen. Dies kann zwar gezielt genutzt werden, etwa um Neugier zu wecken, gleichzeitig kann es aber auch zu Unsicherheit bei den Nutzenden führen und die Orientierung in der hybriden Lernumgebung erschweren. In einigen Anwendungsfällen sollten deshalb auch Kontextinformationen zusammen mit dem QR-Code angezeigt werden, etwa durch eine Überschrift (z.B. „Raumbelegung“ oder „Videoanleitung zum Versuchsaufbau“).
  • Werden sehr viele oder sehr umfassende Ressourcen über einen oder mehrere QR-Codes in die Lernumgebung integriert, kann dies zur Überforderung der Lernenden führen, sowohl aufgrund der Menge an verfügbaren Informationen als auch aufgrund sich verzweigender, unübersichtlicher Lernpfade.
  • Sollen Lernende erst zu einem bestimmten Zeitpunkt im Lernprozess auf bestimmte digitale Ressourcen zugreifen können, sollten nicht nur die verknüpften digitalen Ressourcen, sondern auch die entsprechenden QR-Codes zeitabhängig bereitgestellt werden, um den Lernenden Orientierung zu bieten und den Lernraum ablenkungsarm zu gestalten.

Vorteile

  • QR-Codes lassen sich schnell generieren und unbegrenzt durch eine unbestimmte Anzahl an Personen nutzen.
  • Digitale (Lern-)Ressourcen können durch QR-Codes gezielt im physischen Raum zugänglich gemacht werden. Die Zugangsinformationen können dabei von allen Beteiligten leicht bereitgestellt und weitergereicht werden.
  • Nutzende können einfach und niedrigschwellig, zeitungebunden und (bei einer Verknüpfung mit mobilen physischen Ressourcen) auch ortsungebunden auf vielfältige Lernressourcen zugreifen.
  • Während der QR-Code stabil bleibt, lässt sich die ihm zugeordnete digitale Ressource jederzeit anpassen, also z.B. verändern oder erweitern.
  • Physische Artefakte, wie Arbeitsblätter, Poster oder Methodenkarten können durch QR-Codes um digitale Materialien und Informationen erweitert werden.
  • Die Lehrperson kann durch die gezielte Anordnung der QR-Codes in der Lernumgebung Verknüpfungen von physischem Raum und digitalen Lernressourcen schaffen und so mögliche Lernpfade anbieten oder Zusammenhänge herstellen bzw. aufzeigen.
  • QR-Codes können dynamisch eingesetzt werden: Ein bestimmter QR-Code kann zu unterschiedlichen Zeiten zu unterschiedlichen Ressourcen führen. Ebenso können im physischen Raum in zeitlicher Abhängigkeit immer wieder neue QR-Codes angezeigt werden. Hierdurch können gezielt Zugänge und Berechtigungen beim Zugriff auf Ressourcen gesteuert werden. Dies ist beispielsweise sinnvoll, wenn physische Arbeits- und Lernräume im Zeitverlauf von unterschiedlichen Gruppen genutzt werden.

Nachteile

  • Oftmals werden bevorzugt Laptops bzw. Notebooks mit einem größeren Bildschirm, umfassenderer Ausstattung und komfortablerer Nutzung als Arbeitsgerät im Studium genutzt. Mit Laptops können QR-Codes jedoch nicht gut angewendet werden. Soll der Zugriff auf eine digitale Ressource über ein Laptop erfolgen, sind andere Zugänge zu digitalen Ressourcen zu bevorzugen.
  • Physisch im Raum angebrachte QR-Codes sind jederzeit zugänglich und bieten dadurch ein dauerhaftes Ablenkungspotential in der Lernumgebung.
  • Werden Lehrbücher oder ein Printskript mit QR-Codes ausgestattet, können keine kurzfristigen Änderungen vorgenommen werden. Zwar können die verknüpften digitalen Inhalte bei Bedarf jederzeit aktualisiert werden, es lassen sich aber im gedruckten Dokument kurzfristig keine neuen Codes ergänzen.

Werkzeuge

  • QR-Code-Generatoren zum Erstellen eines QR-Codes
  • QR-Code-Scanner (z. B. als Applikation für das Smartphone) zum Erkennen und Auslesen eines QR-Codes

Beispiele

Wie über QR-Codes der Aufbau, die Vorbereitung sowie die Durchführung von Experimenten in der Lehre unterstützt werden können, zeigt ein Projekt des Lehrstuhls für Didaktik der Physik an der LMU München. Hier werden an den für Unterrichtszwecke bereitstehenden Geräten QR-Codes angebracht, über die jeweils eine Webseite mit der spezifischen Gerätebeschreibung, Sicherheitshinweisen, Versuchsaufbauten und experimentellen Unterrichtskonzepten zugänglich ist. Neben Dokumenten können so beispielsweise auch Versuchsanleitungen per Video bereitgestellt werden. Auch Inventarinformationen, wie Angaben zum Lagerort eines Geräts, können über den QR-Code abgerufen werden, wodurch die korrekte Lagerung nach der Verwendung der Geräte unterstützt wird.

Auch für das Kennenlernen des Hochschulcampus lassen sich QR-Codes sehr gut eingesetzen. Die Universität Konstanz bietet Erstsemestern gleich vier QR-Rallye-Touren an, mit denen verschiedene Bereiche des Campus eigenständig erkundet werden können. Auf den Touren erfahren die Studierenden u.a. wo sie Hilfe und Beratung im Studium finden oder welche Angebote sie im Bereich Essen, Trinken und Freizeit nutzen können.