Gruppenarbeitsplätze mit (interaktiven) Displays

Studierende treffen sich auf dem Campus, um gemeinsam zu lernen und an Projekten zu arbeiten. Meist bringen sie ihre eigenen mobilen Geräte mit, um auf Dokumente und Werkzeuge zuzugreifen. Für die gemeinsame Ansicht werden jedoch größere Displays benötigt, damit alle Gruppenmitglieder die Inhalte sehen können. Die Nutzung interaktiver Displays ermöglicht es darüber hinaus, mit den Inhalten zu interagieren und digitale Skizzen anzufertigen. Durch die Bereitstellung von Displays werden einfache Arbeitsplätze zu hybriden Lernbereichen.

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Abb. 1: Erhöhter Gruppenarbeitsplatz mit Display an der TH Mittelhessen (Foto: Christian Kohls)

Kontext

In projektorientierten Lehrszenarien arbeiten Studierende über einen längeren Zeitraum an einer Frage- bzw. Aufgabenstellung – sowohl online, im privaten Umfeld als auch auf dem Campus der Hochschule. Selbst in kleinen Projektgruppen findet dabei oftmals eine Arbeitsteilung statt: Studierende arbeiten parallel an einzelnen Teilaufgaben, wobei sie digitale Materialien nutzen und selbst Daten produzieren, etwa in Form von Textdokumenten, Datenerhebungen, Fotos, Grafiken oder Codierungen. Für die gemeinsame Besprechung der Teilergebnisse treffen sich Studierende meist auf dem Campus und benötigen entsprechend frei zugängliche Arbeitsplätze, an denen sie ungestört arbeiten, ihre Ideen und Ergebnisse teilen und weiterentwickeln können. 

Problem

Wenn Studierende ihre Arbeitsergebnisse auf dem kleinen Bildschirm ihres Laptops präsentieren, können andere Gruppenmitglieder kaum Details erkennen. Sie haben nur eingeschränkte Möglichkeiten, verschiedene Daten nebeneinander zu stellen oder auf einzelne Elemente zu zeigen und diese zu diskutieren. Die Diskussions- und Kollaborationspotentiale physischer Präsenz werden nicht voll ausgeschöpft.

Rahmenbedingungen

  • Synchronisation von Arbeitsergebnissen: Studierende möchten sich während der Projektgruppentreffen gegenseitig auf den aktuellen Stand ihrer Arbeitsergebnisse bringen. Hierzu ist es erforderlich, dass digitale Dokumente schnell und für alle gut sichtbar präsentiert werden können.
  • Diskussion und Kollaboration: Neben der Präsentation von Arbeitsergebnissen sollte die Möglichkeit bestehen, gemeinsam daran weiterzuarbeiten und die Inhalte zu diskutieren.
  • Gemeinsame Sicht auf Dokumente: Während Studierende Dokumente parallel auf ihren mobilen Endgeräten öffnen und individuell daran weiterarbeiten können – ggf. auch innerhalb eines gemeinsam bearbeiteten Online-Dokuments – sollte sichergestellt werden, dass innerhalb der Gruppe auch eine gemeinsame Sicht auf die Dokumente verfügbar ist. Wenn z.B. gemeinsam an einer Textdatei gearbeitet wird, dann kann jeder Studierende auf dem eigenen Laptop sich gerade in einem unterschiedlichen Abschnitt befinden. Schaut man jedoch gemeinsam auf einen Bildschirm, so ist allen Teilnehmenden klar, welcher Abschnitt gerade besprochen wird. Gleiches gilt für die Auswahl von Details einer Grafik oder Einträgen in einer Tabelle.
  • Ergonomie: Um gemeinsam auf einen Bildschirm zu schauen, sollten Studierende bequem sitzen oder stehen können und sich nicht verrenken müssen, um alles zu sehen. Die Inhalte sollten groß genug dargestellt sein, um durch das menschliche Auge gut visuell verarbeitet werden zu können. Dabei sollte ein ausreichender Abstand zum Bildschirm möglich sein.
  • Gesten: Studierende kommunizieren bei physischer Präsenz intensiv mit Gesten und anderen Formen non-verbaler Kommunikation, z.B. lässt die Blickrichtung anderer Teilnehmender erahnen, worauf sie sich gerade fokussieren. Sitzen Gruppenmitglieder eng nebeneinander, bleibt wenig Raum für Gesten, Blicke können weniger gut wahrgenommen werden.
  • Körperliche Nähe: Je nach Teamkonstellation sollte gewährleistet sein, dass Studierende sich nicht zu nah kommen müssen, um Inhalte gemeinsam zu betrachten. Das „über den Bildschirm beugen“ bei einer anderen Person kann z.B. schnell zu unerwünschter Nähe führen. 

Lösung

Gruppenarbeitsplätze können mit einem großen (interaktiven) Display ausgestattet werden, an dem Studierende ihren Laptop anschließen und den Bildschirm teilen können. Dabei muss das Display von allen Gruppenarbeitsplätzen aus gut sichtbar sein. Um die Diskussion innerhalb der Gruppe und das gemeinsame Arbeiten zu fördern wird der Tisch mit Arbeitsplätzen in der Nähe des Displays platziert, so dass Studierende sich weiterhin gegenseitig ansehen und auch physische Materialien auf einer Arbeitsfläche teilen können. 

Details

Die Größe und Anbringung des Displays orientiert sich an der Zahl der Gruppenarbeitsplätze. Für kleine Gruppen mit 2-3 Teilnehmenden eignet sich ein kleinerer Monitor, wie er auch auf Bürotischen zu finden ist. In Lernnischen (Abb. 2) kann ein solcher Bildschirm direkt an der Wand montiert werden. Häufig ist der Monitor dann auch schwenkbar, um den Blickwinkel anpassen zu können.

Kleingruppe mit Display
Abb. 2: Kleingruppe mit Display (Foto: Christian Hahn/ TH Köln)

Bei Gruppengrößen von 4-6 Teilnehmenden eignet sich ein größeres Display, das direkt am Tischende angebracht ist (Abb. 1). Studierende sitzen U-förmig um den Tisch herum und können an einer Seite das Display sehen. Bei interaktiven Displays sollte zwischen dem Display und dem Gruppentisch ein kleiner Abstand vorhanden sein, um ggf. an das Display treten zu können.

Bei größeren Gruppen von 7-12 Teilnehmenden sollte ein großes Display (55‘‘ bis 84‘‘) an der Wand montiert oder auf einem Rollständer verfügbar sein (Abb. 3). Zwischen dem Display und dem Arbeitstisch ist auf genügend Abstand (ca. 1,5-2 m) zu achten, um einen angenehmen Blickwinkel zu haben. 

Gruppenarbeitstische mit großem Display
Abb. 3: Gruppenarbeitstische mit großem Display am Campus Leverkusen der TH Köln (Foto: Christian Kohls)

Damit Studierende ihre eigenen Laptops oder andere mobile Endgeräte mit dem Display verbinden können, sollte ein HDMI-Kabel oder zumindest ein HDMI-Eingang direkt zugänglich und gut sichtbar sein. Für kabellose Verbindungen bieten viele Displays inzwischen standardisierte Möglichkeiten, um den eigenen Laptop über WLAN mit dem Display zu verbinden. Für ältere Displays kann diese Möglichkeit auch durch externe Geräte nachgerüstet werden. Grundsätzlich sollte der Arbeitstisch darüber hinaus ausreichend Stromanschlüsse an allen Sitzplätzen bereitstellen.

In offenen und frei zugänglichen Lernbereichen sollten die Displays gegen Diebstahl gesichert werden. Dabei müssen kleine Geräte besser gesichert werden als große Geräte, die nicht so leicht abmontiert werden können. In Bibliotheken und Lernzentren gibt es meist Personal, das die sachgerechte Nutzung der Räume und die Sicherung des Inventars kontrolliert.

Stolpersteine

Anschlüsse in Tischplatte
Abb. 4: Kabel mit unterschiedlichen Anschlüssen eingelassen in eine Tischplatte (Foto: Christian Kohls)
  • Wenn HDMI-Kabel direkt an einem Display vorhanden sind, können die meisten Laptops unmittelbar angeschlossen werden. Einige Laptops erfordern jedoch zusätzliche Adapter. Diese können z. B. in Bibliotheken und Lernzentren an der Pforte hinterlegt, in einem Schließfach mit Code gelagert oder über einen studentischen Ausleihdienst (z.B. über Fachschaften) bereitgestellt werden.
  • HDMI-Kabel müssen gut befestigt werden, so dass sie nicht einfach geklaut oder versehentlich mitgenommen werden können. Das Kabel kann zudem schnell zu ablenkendem Kabelsalat führen, insbesondere in Arbeitsphasen, bei denen das Display gerade nicht benötigt wird. Hier kann ein zentral in die Platte des Arbeitstisches eingelassener HDMI-Zugang mit kurzem oder sogar einrollbarem Kabel Abhilfe schaffen (Abb. 4). Dieser ist bspw. neben ebenfalls eingelassenen Stromanschlüssen für alle Personen am Tisch leicht zugänglich und ohne Stolperfallen möglichst unsichtbar unter der Tischplatte mit dem Display verbunden.
  • Bei der Installation des Displays ist darauf zu achten, dass es nicht frontal zu allen Arbeitsplätzen angebracht ist und als reines Präsentationswerkzeug genutzt wird. Vielmehr soll es ein Werkzeug während gemeinsamer Arbeitsphasen der Studierenden sein. Gleichwohl sollte im Sinne der flexiblen Raumnutzung bei Arbeitsplätzen für größere Gruppen auch die Nutzung für Präsentationen (z.B. auch für Abschlusspräsentationen eines Projekts oder Bachelorarbeit) möglich sein.
  • Bei der Wahl des (interaktiven) Displays ist auf eine selbsterklärende Bedienung zu achten, z.B. für die Wahl des Eingangssignals und der Bildschirmeinstellungen.
  • Fernbedienungen für das Display sind wenig geeignet, da sie schnell verloren gehen.
  • Kaputte Displays oder Anschlüsse machen den Arbeitsplatz für hybrides Arbeiten unbrauchbar. Studierende sollten deshalb Probleme leicht melden können und ein Wartungsdienst sollte regelmäßig die Funktionstüchtigkeit der technischen Ausstattung überprüfen und Reparaturen zeitnah durchführen.

Vorteile

  • Gruppen haben eine gemeinsame Sicht auf digitale Dokumente und können besser daran arbeiten und darüber diskutieren.
  • Gruppenarbeitsplätze mit Display schaffen einen gemeinsamen Arbeitsplatz für Teammitglieder.
  • Gruppen können es sich bequem machen und ergonomisch arbeiten.
  • Gruppen können leichter gemeinsam auf digitale Ressourcen zugreifen, z.B. bei der Recherche im Netz.
  • Remote-Teilnehmende können leichter hinzugeschaltet werden, z.B. wenn eine mobile Videokonferenzanlage verwendet wird. Für kleine Gruppen reichen oft sogar die Mikrofone und Lautsprecher des Laptops, wenn es sich nur um kurze Absprachen handelt.
  • Die Intensität des Austauschs bei kollaborativen Arbeitsformen vor Ort wird gestärkt.

Nachteile

  • Dritte können eventuell sehen, woran die Gruppe arbeitet. Fühlt sich die Gruppe beobachtet, so kann dies kreative Freiräume einschränken.
  • Probleme beim Anschluss des eigenen Laptops können schnell zu Frust und zeitlichen Verzögerungen führen. Solche Ablenkungen können den Lernprozess beinträchtigen.
  • Das Display nimmt viel Raum ein und legt bestimmte, oft präsentationsorientierte, Arbeitsformen nahe.
  • Wenn das Display zu nah am Tisch angebracht ist, kann dies zu Bewegungseinschränkungen der Teilnehmenden führen.
  • Es werden nicht nur finanzielle Mittel für die Anschaffung und Montage der Displays, sondern auch für eine fortlaufende Betreuung und Wartung benötigt.

Beispiele

Abbildung 5 zeigt ein Beispiel vom Bildungscampus Heilbronn für Gruppenarbeitsplätze mit kleinen Displays für jeweils ca. 6 Studierende. Die Displays sind direkt mit den Arbeitstischen verbunden, die Tische sind erhöht – Studierende können am Tisch sowohl stehen als auch sitzen, die Sitzgelegenheiten lassen sich platzsparend unter den Tisch schieben.

Gruppenarbeitsplätze am Bildungscampus Heilbronn
Abb. 5: Gruppenarbeitsplätze auf dem Bildungscampus Heilbronn (Foto: Christian Kohls)

Gruppenarbeitsplätze mit interaktiven Displays sind auch in sogenannten SCALE-UP-Räumen (kurz für „Student-Centered Active Learning Environment with Upside-down Pedagogies“) ein häufig zu findendes Raumelement. So hat die FH Kiel in einem SCALE-UP-Raum mehrere Gruppenarbeitsplätze mit rollbahren Stühlen für jeweils 6 Studierende eingerichtet. Abbildung 6 zeigt zwei der Arbeitstische, die jeweils an der Kopfseite über ein großes interaktives Display verfügen. Studierende können in Gruppenarbeitsphasen an den Arbeitsplätzen arbeiten und mitgebrachte Endgeräte an das Display anschließen. Ergebnisse der Gruppenarbeit lassen sich sowohl an den anderen Displays im Raum als auch an einem Hauptbildschirm präsentieren.

Gruppenarbeitsplätze an der FH Kiel
Abb. 6: Gruppenarbeitsplätze im SCALE-UP-Raum der FH Kiel (Foto: Christian Kohls)

Gruppenarbeitspätze mit interaktiven Displays finden sich auch in anderen SCALE-UP-Räumen, etwa an der Ostfalia Hochschule. Je nach Raumgestaltung sind hier die Displays teilweise am Kopfende der länglichen Arbeitstische angebracht, teilweise wurden runde Arbeitstische mit erhöht an der Wand angebrachten Displays kombiniert.