Flexibles Mobiliar

Bewegliche Möbel ermöglichen die schnelle Umgestaltung eines Raums. Dies erhöht die Funktionalität des Raums, ermöglicht mehr Partizipation bei der Gestaltung von Lernräumen und den nahtlosen Wechsel zwischen unterschiedlichen didaktischen Settings.

Kontext

Häufig sollen Räume auf dem Campus für unterschiedliche Aufgaben genutzt werden. Dies gilt sowohl für allgemeine Lernräume als auch für fachbezogene Lernräume, die einem Labor oder Institut zugeordnet sind. Unterschiedliche didaktische Settings erfordern nicht selten auch eine unterschiedliche Gestaltung des Raumes.

Problem

Da ein Wechsel zwischen verschiedenen Räumen während einer Lehrveranstaltung zu zeitaufwändig ist, müssen Räume verschiedene Aufgaben erfüllen. Können sie dies nicht, werden dadurch die didaktischen Gestaltungsmöglichkeiten sowie Vielfalt und Qualität der Lehre eingeschränkt.

Rahmenbedingungen

  • Ein Raum für viele didaktische Möglichkeiten: Im Idealfall bietet ein Raum bereits flexible Nutzungsmöglichkeiten, ohne dass eine Änderung der Möblierung nötig ist. Doch je unterschiedlicher die Methoden und Aktivitäten in einem Raum sind, desto weniger passt eine Raumkonfiguration auf alles.
  • Nur das Nötige: Ein multifunktionaler Raum ist oftmals mit Technologien und Möbeln ausgestattet, die gar nicht benötigt werden. Diese können die Personen im Raum ablenken oder bringen sie bei der Raumnutzung sogar auf ungewollte Ideen.
  • Schneller Wechsel: Viele Möbel lassen sich zwar verschieben, doch dies beansprucht sowohl die Möbel selbst als auch den Bodenbelag und benötigt zudem Zeit, wenn die Möbel nicht für einen ständigen Ortswechsel vorgesehen sind.
  • Experimentieren: Dozierende und Studierende möchten gerne unterschiedliche Raumkonfigurationen ausprobieren und die beste Konstellation für ihre Aufgaben entdecken.
  • Raumknappheit: Aufgrund der Raumknappheit an vielen Hochschulen müssen einzelne Räume oft für viele unterschiedliche Veranstaltungsarten genutzt werden.

Lösung

Räume können teils oder vollständig mit mobilen und modularen Möbeln ausgestattet werden, um ein schnelles Umbauen vor oder während der Veranstaltung zu ermöglichen. Der Raum kann während einer Veranstaltung flexibel nach Bedarf verändert werden und bietet mehr Nutzungsmöglichkeiten.

Details

Zwar lassen sich Tische und Stühle in der Regel verschieben, doch spezielle Möbel mit (feststellbaren) Rollen unterstützen die Umgestaltung nicht nur, sondern geben auch direkt die „Erlaubnis“ zum Umbauen. Für Studierende und Lernende muss klar ersichtlich sein, dass das Umstellen und Verändern der Raumkonfiguration erwünscht und erlaubt ist.

Neben Tischen und Stühlen sind folgende Lehr- und Lernmöbel oft Teil einer flexiblen Ausstattung:

  • Verschiebbare Whiteboards
  • Medienwagen oder mobile Displays
  • Stecksysteme , z.B. Sitzwürfel („Bleacher“-Systeme)
  • Sitzsäcke und kleine Tische
  • Stapelbare Stühle oder Hocker
  • Rollwagen mit Arbeitsmaterialien
  • rollbare Flipcharts
  • rollbare Trennwände
  • unterschiedliche Aufsätze für Tische bzw. Schubladen mit verschiedenen Arbeitssetups

Wichtig ist dabei die Unterscheidung, ob Möbel grundsätzlich unterschiedlich eingesetzt werden können (so lässt sich auch eine Sitzbank an einen anderen Platz stellen) oder regelmäßig und gewollt umgestellt werden. Bei häufigem Umbauen ist darauf zu achten, dass dies sehr schnell, einfach und sicher geht. Dabei können das Gewicht und die praktische Handhabung der Möbel wichtige Faktoren sein. Es bietet sich in jedem Fall an, die Möbel vor der Anschaffung zu testen. Gerade nicht benötigte Komponenten (z.B. mehrere Whiteboards) sollten möglichst wenig Platz wegnehmen und ggf. stapelbar oder verschachtelbar sein.

Grundsätzlich lassen sich drei Zeithorizonte für flexible Möbel und Ausstattungen identifizieren:

  • Kurzfristige Umgestaltung und Ad-hoc-Umgestaltung: Dabei werden die Möbel fortlaufend von einer Lerngruppe geändert. Dies kann zu Beginn oder im Verlauf einer einzelnen Veranstaltung geschehen.
  • Mittelfristige Umgestaltung und Setups für Veranstaltungsreihen: In diesem Fall werden die Möbel über einen längeren Zeitraum, z.B. für eine Woche, die Dauer einer Blockveranstaltung oder eines Semesters auf eine bestimmte Weise angeordnet, so dass ein optimales Setting für diese Veranstaltungsreihe gegeben ist.
  • Langfristige Umgestaltung: Die Raumnutzung am Campus unterliegt einem ständigen Wandel. Dies kann es erforderlich machen, dass Möbel langfristig in anderen Räumen eingesetzt werden, wenn sich die Nutzungsart geändert hat.

Stolpersteine

  • Häufig werden mobile Möbel angeschafft, die dann doch nur an einer Stelle stehen. Wenn Möbelstücke nur sehr selten umgestellt werden, dann muss nicht auf maximale Mobilität geachtet werden.
  • Sehr wichtig ist eine gute Ergonomie. Klassische Hörsäle oder Seminarräume nutzen meist Standardmöbel, die lang etablierte Standards (Tisch- oder Stuhlhöhe) berücksichtigen. Flippige, bunte und flexible Möbel sehen oft gut aus, sind aber nicht immer bequem. Die Möbel sollten daher unbedingt beim Anbieter oder auf Messen getestet werden.
  • Der Raum sollte auch bei umgestellten Möbeln die notwendigen Ressourcen für Studierende bereitstellen. So ist beispielsweise zu beachten, dass Lichtquellen und Strom für alle erreichbar sind.
  • Bei häufigen Raumänderungen und Bewegen der Möbel ist die Stabilität ein wichtiges Kriterium. Zudem sollte durch unsachgemäße Nutzung (wie falsches Umklappen von Tischen) kein Unfall geschehen können.
  • Beim Umgestalten von Räumen müssen Fluchtwege berücksichtigt werden. Hilfreich können in diesem Fall im Raum ausgehängte Raumpläne sein, die unterschiedliche Nutzungsszenarien mit entsprechender Möblierung aufzeigen und auf Fluchtwege aufmerksam machen. Per QR-Code können die Raumpläne auch digital und ggf. mit Anleitungsvideo bereitgestellt werden. Am Boden können zudem Markierungsstreifen angebracht werden, welche Flächen frei bleiben müssen.
  • Flexible Möbel können die Barrierefreiheit erhöhen, manchmal aber auch senken. Hier ist darauf zu achten, dass Räume inklusiv sein sollten.

Vorteile

  • Der Raum lässt sich an didaktischen Anforderungen ausrichten und je nach gewünschter Funktion zweckmäßig umgestalten.
  • Die Nutzungsform des Raums lässt sich schnell ändern, auch für längerfristige Setups, wenn sich z.B. jedes Semester die primäre Veranstaltungsform eines Raumes ändert. Es wird eine flexible Raumnutzung unterstützt.
  • Flexibles Mobiliar lässt sich auch schnell zwischen Räumen verschieben, so dass ad hoc auf veränderte Teilnehmendenzahlen oder neue Anforderungen reagiert werden kann.
  • Teure Medientechnik, z.B. mobile interaktive Displays, lassen sich so prinzipiell in mehreren Räumen nutzen. Allerdings muss darauf geachtet werden, dass Raumnutzende auch eine Verlässlichkeit in der Ausstattung vorfinden.

Nachteile

  • Flexible Möbel sind teils teurer in der Anschaffung.
  • Die Einrichtung sieht zudem nie optimal aus, da sich – im Gegensatz zur einmaligen Ausstattung und Einrichtung – nicht jedes Mal die Zeit für eine ordentliche Aufstellung der Elemente genommen wird.
  • Das Zurückräumen der Möbel, damit der nächste Kurs wieder einen ordentlichen Raum vorfindet, kostet zusätzliche Zeit.

Beispiele

Die Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) bietet Lehrenden und Studierenden flexible Lernräume an, die mit beweglichem Mobiliar ausgestattet sind. Unter anderem kommen Stühle mit Rollen und integriertem Schreibtablar zum Einsatz, die sich beliebig im Raum platzieren lassen. Eine offene Arbeitszone am FHNW Campus Brugg-Windisch mit modularen Holzboxen, Stehtischen usw. lässt sich für Gruppen- und Projektarbeit individuell gestalten. Mit den Lern- und Lehrräume sollen insbesondere agile und projektorientierte Formen der Lehre sowie weitere Formen des kollaborativen und interaktiven Lernens und Lehrens räumlich noch gezielter unterstützt werden.

Eine klassische Ausstattung für einen Seminarraum mit flexiblem Mobiliar zeigt Abbildung 1. Tische und Stühle können auf Rollen beliebig im Raum platziert werden. Ergänzt wird die Raumausstattung durch ein mobiles Display. Zu sehen sind im Bildvordergund zudem rollbare Stühle mit einem Schreibtablar.

Flexibles Mobiliar in einem Seminarraum
Abb. 1: Flexibles Mobiliar auf Rollen in einem Raum an der TH Köln (Foto: Monika Probst)

Abbildung 2 zeigt flexibel nach dem Baukastenprinzip anpassbare Möbel. Die Möbel lassen sich sowohl einzeln als Sitzgelegenheit und kleine Tische nutzen oder in unterschiedlichen Varianten miteinander kombinieren, z.B. als Tribüne.

Baukastensystem-Möbel
Abb. 2: Möbel nach dem Baukastenprinzip an der Universität Leipzig (Foto: Christian Kohls) und an der TH Köln (Foto: Dennis Wilk)

Beschreibbare Tafeln, Pinnwände und ähnliches Mobiliar muss für eine flexible Nutzung nicht zwangsläufig rollbar im Raum stehen. Eine Nutzung in unterschiedlichen Bereichen des Raums kann auch ermöglicht werden, indem die Interaktionsflächen an der Wand mit einem Schienensystem angebracht werden. Sie können so kurzfristig nach Bedarf verschoben werden, bei einer mittel- bis langfristigen Änderung des Raum-Setups können einzelne Elemente auf dem Schienensystem zudem versetzt werden.

Flexible Boards an der PH Karlsruhe
Abb. 3: Auf einem Schienensystem an die Wand montierte Whiteboards und Pinnwände in einem Seminarraum der PH Karlsruhe (Foto: Dennis Dubbert)