LMS-Wechsel an der PHBern
19.07.2016: Teil 2: Interview mit Daniel Besmer, Leiter des zentralen Dienstes „Informatik“ der PHBern und Verantwortlicher seitens der Hochschule
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Herr Besmer, Sie haben die Migration von Moodle auf ILIAS als Gesamtprojektleiter seitens der Hochschule begleitet. Welches waren die ausschlaggebenden Faktoren die Sie zur Re-Evaluation des bestehenden LMS bewegt haben?
Daniel Besmer: Zentrale Faktoren waren für mich die Notwendigkeit einer Harmonisierung und Konsolidierung der unterschiedlichen technischen Lösungen bzw. Angebote, welche bis dato an unseren Instituten eingesetzt worden waren. Das wurde durch die Einführung eines Gesamtsystems der PHBern erreicht, unserem heutigen LMS.
Wie haben Sie Ihre Rolle als Entscheidungsträger in Bezug auf die Einführung des neuen Lernmanagementsystems ILIAS empfunden?
Daniell Besmer: Die Rolle als „Entscheidungsträger“ ist insofern zu relativeren, als dass ich eher ein Entscheidungsbeeinflusser war. Innerhalb der eingesetzten Projektgruppe, welche zuhanden der Hochschulleitung einen Entscheid betreffend Wahl und Evaluation des LMS ausarbeitete, wirkte ich als Vertreter der Informatikdienste mit. Die Entscheidungsfindung dauerte ca. 1½ Jahre. Ich empfand es als sehr schwierig, institutsübergreifend eine gemeinsame Lösung zu erarbeiten – also über die verschiedenen Schulstufen hinweg, für die an der PHBern ausgebildet wird, von der Vorschule bis zur Sekundarstufe II.
Ausschlaggebend dafür war, wie in vielen komplexeren Projekten, nicht die Natur des zu evaluierenden Objekts – in unserem Fall das LMS –, sondern die unterschiedlichen Bedürfnisse und Standpunkte der beteiligten Stakeholder. Generell bedeutet die lange Evaluationsdauer also nicht, dass ILIAS ein kompliziertes LMS ist, denn von Beginn weg hatten wir eine über 80%-Mehrheit für die Einführung von ILIAS. Schwierig war es, die restlichen 20% ins Boot zu holen.
Können Sie eine positive und eine negative Erfahrung mit dem alten LMS Moodle vor der Umstellung auf ILIAS beschreiben?
Daniel Besmer: Persönlich habe ich mit Moodle nicht als User gearbeitet. Da ich der Gesamtprojektleiter war, habe ich innerhalb der Arbeitsgruppe die informatikrelevanten Punkte wie Standardisierung, Strukturierung, technische Umsetzung, Schnittstellen etc. verantwortet. Folglich war ich der Gesamtprojektleiter der LMS-Implementierung, nicht aber der Gesamtverantwortliche der LMS-Evaluation. Sicherlich habe ich viele Meinungen von LMS-Anwendern gehört. Als größter Nachteil von Moodle wurde oft genannt, dass die Dateiablage nicht den Bedürfnissen der PHBern entsprach. Positiv hingegen war die allgemein hohe Akzeptanz von Moodle unter den Dozierenden und Studierenden.
Wie haben Sie das Migrationsprojekt erlebt? Was ist ihnen positiv, was negativ in Erinnerung geblieben?
Daniel Besmer: Als das Projekt nach der langen Entscheidungsphase startete, ist es erfreulicherweise sehr schnell vorwärts gegangen. Deshalb ist mir die Geschwindigkeit der tragenden Personen des Unternehmens, das uns bei der Migration begleitet hat, sehr positiv in Erinnerung. Auch die ehemals kritischen Stakeholder standen sehr bald voll hinter ILIAS als neuem LMS. Und dies sowohl während der Migration damals wie auch heute beim praktischen Einsatz von ILIAS heute.
Ausserdem freut mich, dass Moodle, welches bis anhin weiterhin im Hintergrund gelaufen ist, nun definitiv abgeschaltet werden kann. Denn Moodle ist lückenlos durch ILIAS ersetzt worden. Dies hat eine kürzlich durchgeführte Umfrage unter allen Nutzern ergeben, welche klar vermittelten, dass sie keinerlei Inhalte mehr auf Moodle laufen haben. Das hat mich gefreut, denn es bedeutet, dass nun alles auf dem neuen System läuft und entsprechend keine Daten migriert werden müssen. Das zeigt mir überdies, dass es uns gelungen ist, im ILIAS sowohl die Veranstaltungsstruktur als auch die Inhalte den Bedürfnissen entsprechend aufzubauen.
Nach etwas Negativem suche ich noch... Negativ war vielleicht einzig, dass man halt einfach sämtliche Lerninhalte durchzuarbeiten musste, um sie zu prüfen und die relevanten Inhalte vom alten ins neue System zu übertragen. Dies entspricht jedoch einer Aufgabe, welche gewöhnlich von den Dozierenden bei einem Systemwechsel sowieso gemacht werden muss.
Gibt es Arbeitsschritte oder Tätigkeiten, die heute aufgrund des neuen LMS einfacher oder komplizierter sind als zuvor?
Daniel Besmer: Was heute viel einfacher ist, ist der Erfahrungsaustausch zwischen allen Dozierenden der Grundausbildung wie auch den Dozierenden der Weiterbildung. Diese nutzen heute bloß noch ein einziges Tool, nämlich ILIAS.
Des Weiteren hat die Einbindung von SWITCHdrive das Bereitstellen von medialen Inhalten durch die Dozierenden massiv erleichtert. Durch die Anbindung an SWITCHaai wurde zudem das Login für die Administratoren wie auch die Nutzer vereinfacht. Das Positive ist die Tatsache, dass ILIAS nicht nur Schnittstellen zu den obenerwähnten Funktionen, sondern auch zu beliebigen anderen Tools bilden kann. (Anmerkung: Die Stiftung SWITCH ist eine Schweizer Stiftung, die seit 1987 Betreiber des Schweizer Wissenschaftsnetzes der Hochschulen ist. SWITCH unterstützt schweizweit Hochschulen bei der Implementierung von Technologien in die Lehre und stellt verschiedene Dienste zur Verfügung, u.a. den akademischen Cloud-Service SWITCHdrive und die Authentifizierungs- und Autorisierungs-Infrastruktur SWITCHaai, die es SWITCHaai-Mitgliedshchschulen ermöglicht, auch auf Dienste anderer Hochschulen zuzugreifen.)
Welches sind die zentralen Vorteile des neuen LMS in Ihrem Arbeitsalltag?
Daniel Besmer: Besonders vorteilhaft ist, dass die PHBern bei der ILIAS-Nutzung weiterhin von dem Unternehmen betreut wird, das auch die Migration begleitet hat; eine umfassende Gesamtleistung aus einer Hand, Betrieb, Wartung, Support, Weiterentwicklungen, individuelle Anpassungen etc., sind damit sichergestellt. Wir profitieren ausserdem regelmäßig von Entwicklungen, die von der ILIAS-Community finanziert und umgesetzt werden. Dieses „Sorglos-Paket“ ist für mich als Leiter Informatik das Non-Plus-Ultra. Sie müssen verstehen – als Institution überlegen wir uns natürlich immer, ob wir einen Dienst selber betreiben oder diesen einkaufen – also „make or buy“. Mit ILIAS kaufen wir alles ein, können es aber dennoch mit unseren eigenen Informatiklösungen kombinieren oder ergänzen. Eigene Entwicklungen kommen jedoch nur dann zum Zug, wenn Schnittstellen in andere Systeme der PHBern realisiert werden müssen. Alles Weitere erledigt das Unternehmen für uns. Wir sind damit sehr zufrieden, auch dass sie während der Einführung regelmäßig bei uns vor Ort gearbeitet haben. Durch den stabilen Betrieb und die gute Vernetzung kann der Vor-Ort Einsatz nun graduell durch auftragsbezogene Arbeiten abgelöst werden, welche studer + raimann ortsunabhängig durchführen kann.
Da es durchaus möglich ist, ILIAS auch bei „hochschulfremden“ Aktivitäten zu nutzen, hatten wir uns überlegt, ILIAS neben der Lehre auch in der Verwaltung zu verwenden. Als Dokumentenablege kommt es heute dort nur partiell zum Einsatz. Im Rahmen des Projekts «Erneuerung Dateiablage» prüfen wir im Verlauf des Sommers den Einsatz von ILIAS als Dateiablage außerhalb des Studienbetriebs.
Für uns sehr wertvoll ist zusätzlich die Tatsache, dass die tragenden Personen des Unternehmens selber an der PHBern studiert haben. So kennen und verstehen sie auch die gesamte Hochschullandschaft à fond.
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Teil 1: Interview mit Sonia Coiro, E-Learning-Beraterin und Vorstandmitglied der Vereinigung der Assistierenden (entspricht in Deutschland wissenschaftlichen Mitarbeitenden)
„Ich würde den Wechsel von Moodle auf ILIAS weniger als Migrationsprojekt bezeichnen. Aus meiner Sicht bedeutete der Wechsel eher, die Struktur des LMS für die PHBern vorzubereiten und, darauf aufbauend, ILIAS zu konfigurieren.“
Teil 3: Interview mit Marcel Raimann, Geschäftsführer des E-Learning-Dienstleistungsunternehmens studer + raimann ag, Gesamtleitung des Migrationsprojekts
„Die größte Herausforderung war sicherlich, auf die Wünsche der einzelnen Institute einzugehen, und gleichzeitig zu verhindern, dass das ganze System aufgrund der multiplen Anforderungen und Wünsche zu kompliziert wird.“