Lernen durch digitales Lehren – Förderung digitaler Lehrkompetenzen
16.02.2021: Das digLL ImPuls Projekt wurde in Zusammenarbeit zwischen der Hochschule Fulda (HFD) und der Technischen Hochschule Mittelhessen (THM) zur Produktion digitaler Lehr- und Lernangebote genutzt. Gefördert durch das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst, wurde im Verlauf des Vorhabens zum einen bestehendes digitales Material weiterentwickelt und zum anderen ein neues Lehr- und Lernformat mit mehr als 120 Studierenden erprobt sowie in E-Portfolios reflektiert.
Die Besonderheit des zehnmonatigen digLL ImPuls Projekts (04/2020 bis 02/2021) ist eine Beteiligung von Studierenden an zwei Hochschulschulstandorten in zwei verschiedenen Studiengängen und drei unterschiedlichen Studienphasen. Dazu zählen Studierende des Masterstudiengangs „Methoden und Didaktik in angewandten Wissenschaften Higher Education“ (MEDI-AN_HE) der THM und fortgeschrittene Studierende sowie Studieneinsteiger/innen im Lehramtsstudiengang „Berufspädagogik Gesundheit“ (BBG) an der HFD. Gemeinsam ist allen Studierenden, dass sie eine Beschäftigung in der Erwachsenenbildung bzw. im beruflichen Unterricht im Fachbereich Gesundheit anstreben.
In der ersten Projekthälfte wurden die fortgeschrittenen Lehramtsstudierenden BBG in virtuellen Räumen auf das digitale Lehren vorbereitet, um im darauffolgenden Semester in tutoriellen Formaten lehren zu können. Hierbei wurden Lehreinheiten genutzt, die im Kontext des Partnerstudiengangs MEDIAN_HE und durch das Projektteam ausgestaltet worden waren. Elemente der Lehreinheiten bestanden aus (1) Tutorials zur Nutzung verschiedener digitaler Formate, wie z.B. Zoom, (2) aus Online-Lehrveranstaltungen zur Erstellung von Erklärvideos und wissenschaftliche Postern sowie (3) Beratung bei der Erstellung eigener erster Erklärvideos und wissenschaftlicher Poster und (4) formatives Feedback im virtuellen Raum zum dort präsentierten Produkt.
Das ursprüngliche Ziel war eine Teilübertragung des bis dahin vollständig analogen Modulformats „Gesundheitsberufe in der Versorgungspraxis“ im Studiengang BBG in ein virtuelles Lehr-Lernformat. Bedingt durch die SARS-CoV-2-Pandemie erfolgte jedoch eine vollständige Übertragung des Formats in den virtuellen Raum. Studierende und Lehrende aus dem Masterstudiengang MEDIAN_HE vermittelten dabei grundlegende technische und methodische Informationen zur Umsetzung digitaler Medien und Lehrformate, u. a. zur Erstellung von Erklärvideos. Die MEDIAN_HE-Studierenden schulten so ihre eigene didaktische Kompetenz und sammelten zugleich wichtige Praxiserfahrungen für die Gestaltung von digitalen Lehr-/Lernsettings mit 20 teilnehmenden Personen. Im Rahmen des Moduls „Praxisprojekt“ oblag es ihnen, in Online-Einheiten die Nutzung von und den Umgang mit einem digitalen Lernraum anzuleiten. Die Planung, Durchführung und Reflexion waren dabei Bestandteile der im Modul zu erbringenden Prüfungsleistungen, die als E-Portfolio in der Plattform Mahara einzureichen waren. Studierende im Bachelor BBG beteiligten sich an der Aufbereitung fachlicher Inhalte sowie an der didaktischen und methodischen Gestaltung im Rahmen des Moduls „Fachdidaktik Gesundheit“. Sie konnten dabei Kompetenzen für den Einsatz digitaler Lehr- und Lernformate entwickeln, die sie zukünftig in den beruflichen Schulen des Gesundheitswesens einsetzen sollen.
In der zweiten Projekthälfte lehrten die 20 so geschulten BBG Studierenden, aufgeteilt in zehn Lehrtandems, Gruppen von jeweils ca. zehn Studienanfänger/innen die Erstellung von Erklärvideos zu Gesundheitsberufen der Versorgungspraxis. Ebenso wurde die Anfertigung wissenschaftlicher Poster auf der Grundlage von Interviews mit gesundheitsberuflichen Expertinnen und Experten angeleitet. Insgesamt führte jedes Lehrtandem mit seinen 10er Gruppen drei tutorielle Einheiten durch, deren Vor- und Nachbereitung in E-Portfolios (Mahara) reflektiert wurden. Eine Besonderheit ist dabei die Zusammenführung der Planungsüberlegungen sowie die Selbst- und Fremdeinschätzung der beteiligten Studierenden in den Rollen der Lehrenden und Lernenden in festen und überschaubaren Kleingruppen.
Im Rahmen des Projekts kamen u. a. Lernmedien zum Aufbau digitaler Kompetenzen zum Einsatz, die zum Teil bereits für den Masterstudiengang MEDIAN_HE entwickelt waren. Die entstandenen Produkte wurden so überarbeitet, dass die Anforderungen von Barrierefreiheit sowie des Daten- und Urheberrechtsschutz gewährleistet sind. D.h. es wurden beispielsweise Untertitel der gesprochenen Erklärungen hinzugefügt und in Ausschnitten aus Lehrveranstaltungen Namenseinblendungen unkenntlich gemacht, so dass sie zukünftig auch in anderen Studierendengruppen verwendet werden können. Eine anwenderfreundliche Handreichung, die studiengangübergreifend auf andere Anwendungskontexte übertragen werden kann, steht als Open Access zur Verfügung.
Die geplante Metareflexion musste den dynamischen Bedingungen während der SARS-CoV-2-Pandemie, bspw. die vollständige Umstellung des Lehrbetriebs auf digitale Arrangements, angepasst werden. Das ursprünglich geplante Konzept der Begleitforschung zur Dokumentation eines digitalen Kompetenzaufbaus bedurfte entsprechend einer Anpassung und konzentriert sich nun auf eine Dokumentenanalyse der E-Portfolios. Hinsichtlich hochschulübergreifender Projekte wurde deutlich, wie elementar die Nutzung identischer Tools und die Anschaffung entsprechender Lizenzen sind, was retroperspektiv in der Planungsphase (zu) wenig im Fokus der Beteiligten war.
Einen konkreten Einblick in das gesamte digLL ImPuls Projekt bietet das untenstehende Video. Dort sind Ausschnitte aus aufgezeichneten virtuellen Lehrveranstaltungen sowie weitere genutzte Materialien in chronologischer Reihenfolge aufgeführt, um die Nachvollziehbarkeit der Projektschritte zu verdeutlichen.