E-Portfolios als Mittel zur Erhöhung der Reflexionsfähigkeit im Lehrerberuf
03.09.2018: Mehr als in anderen Berufen stellt der Job der Lehrerin oder des Lehrers besondere Anforderungen an die eigene Reflexionsfähigkeit. Von Lehrern wird erwartet, dass sie sich im dynamischen Schulgeschehen schnell zurechtfinden und sicher bewegen können. Dies gelingt meist nur, wenn man sich bewusst zu den jeweiligen Gründen und Folgen des eigenen Handelns ins Verhältnis setzen kann. Der vorliegende Beitrag klärt die Frage, inwiefern sich der Einsatz von E-Portfolios in der LehrerInnenbildung dazu eignet, die Reflexionsfähigkeit von Lehrerinnen und Lehrern systematisch zu erhöhen und Reflexionsprozesse zu einem integralen Bestandteil der Arbeit an Schulen zu machen.
Reflexionsfähigkeit erweist sich in vielen Berufen als hilfreiches Instrument zur gezielten Steuerung des eigenen Verhaltens. Sie ermöglicht es, unterschiedliche Situationen besser beurteilen und sich auf die Erfordernisse des jeweiligen Kontextes einstellen zu können. Dies erscheint insbesondere in Professionen wie der des Lehrerberufs essentiell, wo Pädagogen ständig mit neuen Gegebenheiten konfrontiert sind, die sich unter anderem aus der Gruppendynamik einer Klasse oder auch aus den Anforderungen und Erwartungen des gesellschaftlichen Kontextes ergeben. Das im Beitrag diskutierte Forschungsprojekt befasst sich vor dem Hintergrund der Frage nach der Entwicklung von Reflexionsfähigkeit angehender Lehrkräfte mit den konkreten Elementen und Phasen einer professionsspezifischen Reflexionsarbeit und zeigt auf, welche Strukturen es in der LehrerInnenbildung braucht, um entsprechende Prozesse zu ermöglichen. Dafür wird im vorliegenden Beitrag ein an der Universität Passau entwickeltes Konzept für eine E-Portfolio-unterstützte Lehrveranstaltung vorgestellt, dem das Profigrafiemodell von Hansen mit seiner systematischen Reflexionstheorie zugrunde liegt. Erste Ergebnisse aus der prozessbegleitenden Interventionsstudie, die an der Universität Passau zwischen 2013 bis 2017 durchgeführt wurde, werden im folgenden Beitrag dargestellt.
Über die Autorinnen
Prof. Dr. Christina Hansen ist Inhaberin des Lehrstuhls für Pädagogik der Primarstufe mit dem Arbeitsschwerpunkt Diversitätsforschung an der Universität Passau. Dort ist sie außerdem als Leiterin des Zentrums für Praxis-Forschung und stellvertretende Leiterin des Zentrums für Lehrerbildung tätig. Als wissenschaftlicher Beirat ist Christina Hansen u. a. im Montessori Landesverband Bayern engagiert, im Wissenschaftsforum Bildung und Begabung, Bonn, sowie im Verein Gesellschaft macht Schule eV. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich: Internationalisierung und Professionalisierung in der Lehrerbildung, Bildung und Raum, Begabung und Diversität.