Konferenzbericht: university@LEARNTEC 2019
Vom 29. bis 31. Januar 2019 stand die Messe Karlsruhe ganz im Zeichen des digitalen Lernens: Auf der 27. LEARNTEC – der Fachmesse für digitale Bildung in Schule, Hochschule und der beruflichen Bildung – ging es um Anwendungen, Innovationen sowie Best-Practice-Beispiele für den Einsatz digitaler Medien in der Bildung.
Das Portal e-teaching.org war zum vierten Mal als Kooperationspartner dabei. „In den letzten Jahren hat sich das Branchenforum university@LEARNTEC gut etabliert und ist auf immer größeres Interesse gestoßen“, so die Projektleiterin von e-teaching.org, Dr. Anne Thillosen. „Deshalb hat Prof. Henning vom Kongresskomitee der LEARNTEC nun den Versuch gestartet, erstmals ein zweitägiges Programm für Hochschulen anzubieten – und das war auf Anhieb sehr erfolgreich.“
Das Programm für die beiden Tage wurde gemeinsam von Prof. Dr. Peter A. Henning, e-teaching.org, dem Hochschulnetzwerk Digitalisierung der Lehre Baden-Württemberg (HND BW) und der Virtuellen Hochschule Bayern (vhb) gestaltet.
29. Januar 2019 – Tagung „Digitale Hochschule“
Im Eröffnungsvortrag zum Thema „Datenschutz und Digitalisierung“ ging Prof. Dr. Alexander Roßnagel (Universität Kassel) auf die aktuelle Frage „Was dürfen wir an den Hochschulen überhaupt noch?“ ein – und beantwortete sie überraschend positiv.
Dr. Holger Kächelein (vhb) stellte in seinem Vortrag zum „Lehren und Teilen im digitalen Hochschulzeitalter“ eine Erweiterung des seit 18 Jahren bewährten Modells der Virtuellen Hochschule Bayern in Aussicht: Zukünftig haben Studierende in Bayern nicht nur die Möglichkeit, hochschulübergreifend an Online-Kursen aller bayerischer Hochschulen teilzunehmen (CLASSIC vhb). Mit SMART vhb und OPEN vhb soll es nun auch ein Repositorium für kürzere Blended-Learning-Einheiten und komplett offene Kurse geben. Die Präsentation endete mit einem Appell und Angebot zur Kooperation auch über die bayerischen Grenzen hinaus.
Nach der Mittagspause nahm Prof. Dr. Michael Jäckel die Tagungsteilnehmenden mit auf einen „Ausflug in die Akronymwelt“ und fragte: „Was haben wir aus der MOOCs-Debatte gelernt?“ Dabei skizzierte er, ausgehend von dem Akronym MOOC, wie sich die Debatte um das Lernszenario der „Massive Open Online Courses“ seit dem Hype um das „Year of the MOOC“ (New York Times 2012) entwickelt hat. U.a. ging er auf die wichtigsten Anbieter ein und verglich die Rolle von MOOCs in den USA und im europäischen Raum (am Beispiel von Deutschland, Frankreich und Großbritannien) – und hinterfragte letztendlich deren Bedeutung für den hiesigen heutigen Hochschulalltag.
Prof. Dr. Ada Pellert, Rektorin der FernUniversität in Hagen, betonte in ihrem Vortrag zu „Digitalisierung und guter Lehre“, dass digitale Medien als Mittel der Qualitätsverbesserung der Lehre genutzt werden sollten, etwa in Richtung eines personalisierten Studiums oder für neue Wege der Lernbegleitung während verschiedener Phasen des Studiums.
Im letzten Vortrag des Tages ging Prof. Dr. Ulf Ehlers (Duale Hochschule Baden-Württemberg) der Frage nach, wie Hochschulen die Digitalisierung der Lehre strategisch angehen können. Welche Bandbreite an Digitalisierungsstrategien möglich ist, zeigte er beispielhaft an den Hochschulen, die an der ersten Runde der Peer-to-Peer-Strategieberatungen des Hochschulforums Digitalisierung (HFD) teilgenommen hatten. Als erfolgversprechend zeichnete sich dabei eine gute Mischung aus top-down- und bottom-up-Strategie ab.
Abschließend moderierte Prof. Dr. Peter A. Henning eine kurze Podiumsrunde zu der Frage: „Wie geht es weiter, was ist zu tun?“ Dabei gingen die Podiumsgäste Dr. Anne Thillosen (e-teaching.org), Dr. Holger Kächelein (vhb), Mandy Kaiser (HND BW), Prof. Dr. Ulf Ehlers (Duale Hochschule Baden-Württemberg) sowie Univ.-Prof. Dr. Christian Swertz (Universität Wien) aus ihren jeweiligen Perspektiven auf sehr unterschiedliche Aspekte zur „Digitalen Hochschule“ ein.
30. Januar 2019 – Branchenforum university@LEARNTEC
Einen Schwerpunkt bildeten Best-Practice-Beispiele zur fach- bzw. hochschulübergreifenden Kooperation. So wurde in mehreren Vorträgen deutlich, welche Synergieeffekte eine Zusammenarbeit mehrerer Hochschulen mit sich bringen kann – etwa in den beiträgen „CLASSIC vhb: Medizin und Medizintechnik – interdisziplinär lehren und lernen“ (Prof. Stefan Sesselmann, OTH Amberg-Weiden), „Der kleinste gemeinsame Nenner? Die hochschulartenübergreifende virtuelle Ringvorlesung“ (Dr. Tatjana Spaeth, Universität Ulm) sowie „Das HND BW - austauschen, vernetzen, kooperieren, Synergieeffekte nutzen“ (Mandy Kaiser, HND BW).
Dass sich Zusammenarbeit nicht nur auf Hochschulebene lohnt, sondern auch die Realisierung kleinerer Projekte unterstützen kann, verdeutlichte Dr. Annegret Pflugfelder (Universität Hohenheim) am Beispiel des „Digitalen Lehrgartens“. Dieser basiert auf einer Ilias-App, mit der sich reale Lernorte digital in die Hochschullehre einbinden lassen, wodurch ganz neue Möglichkeiten für mobiles Lernen entstehen – und das nicht nur in den Agrarwissenschaften.
Aber auch zu Themenschwerpunkten wie dem Prüfen und Zertifizieren konnten sich die Messebesucher in Vorträgen informieren. Prof. Dr. Michael Fuchs (Wilhelm-Büchner-Hochschule, Pfungstadt) zeigte, wie sich „Rechtssichere Online-Prüfungen von zu Hause“ durchführen lassen und Martin Rademacher (Hochschulforum Digitalisierung und HRK) stellte das „HFDcert“ vor, ein Angebot, das Lehrende die Möglichkeit bietet, für informell erworbene Kompetenzen im Bereich E-Learning sog. „ePoints“ zu sammeln und z.B. für Bewerbungen nutzen zu können. Vorträge zu aktuellen Trendthemen der digitalen Hochschullehre, wie „Deeper Learning mit digitalen Medien“ von Prof. Dr. Oliver Meyer (Johannes-Gutenberg Universität Mainz), oder auch „OER in der Hochschullehre“ von Peter Rempis (Universität Tübingen) rundeten das Vortragsprogramm ab.