Konferenzbericht: Symposium „Digitale Trends 2025“
Am 15. Oktober 2015 fand am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) das Symposium „Digitale Trends 2025 – Entwicklungen in der akademischen Bildung“ statt. Veranstaltet wurde es vom im Januar neu gegründeten Zentrum für mediales Lernen (ZML). Welcher Zeitpunkt könnte passender sein für ein Symposium zur digitalen Zukunft der Hochschulbildung als der erste europäischen „Education Day“, den das soziale Netzwerk Twitter für den 15. Oktober ausgerufen hatte? So fanden sich auch etwa hundert Teilnehmer zur eintägigen Veranstaltung in Karlsruhe ein.
Auftakt: Eine Studie aus Baden-Württemberg
In der inhaltlichen Eröffnung des Symposiums stellte der Technikdidaktiker Gerd Gideon, Wissenschaftlicher Leiter des ZML am KIT, aktuelle Ergebnisse der Untersuchung „Mediale Hochschulperspektiven 2020 in Baden-Württemberg“ vor, die das KIT gemeinsam mit der Universität Stuttgart durchgeführt hatte. Dabei zeigte sich, dass Blended Learning mittlerweile in den untersuchten Hochschulen angekommen ist: Nahezu alle Lehrenden nutzen das mobile Internet und die Google-Websuche zur Vorbereitung ihrer Veranstaltungen und auch Learning Management Systeme sowie Online-Handouts sind mittlerweile „etablierte Zusätze“. Knapp die Hälfte gibt an, Videoplattformen (z.B. YouTube, Coursera, iTunes U) in die Lehre einzubeziehen. Didaktisch ausgefeiltere Varianten wie Wikis werden immerhin von einem Drittel der Befragten genutzt. Zum Video
Campus Management Systeme zunehmend verbreitet
Beim Vortrag von Sebastian Höger (Scheer GmbH) standen die organisatorischen Prozesse bei der Einführung von Campus-Management-Systemen (CaMS) im Fokus. Im Gegensatz zu Lernmanagement-Systemen unterstützen CaMS den akademisch-administrativen Bereichund sollen auch Projekt- und Wissensmanagementtätigkeiten für Wissenschaftler/innen abbilden. Zum Video
MOOCs als Aufruf zu mehr Zusammenarbeit zwischen Hochschulen
Fabian Schumann von der deutschen MOOC-Plattform iversity ging auf die Herausforderungen ein, vor denen Hochschulen bei der Integration videobasierter Formate stehen. Als notwendige Veränderungen formulierte Schumann vor allem zunehmende Kooperation und die Beteiligung am Weiterbildungsmarkt und schlug zur Kostenreduktion u.a. die gemeinsame Nutzung von Kursen vor, auch um vorhandene Redundanzen an Hochschulen zu vermeiden. Auf deutliche Kritik stieß seine provokative Aussage, das Verändern der Hochschulen sei wie das „Verändern eines Friedhofs“, da man „keine Mithilfe von den Insassen“ erwarten dürfe. Zum Video
E-Assessments für kontinuierliches Lernen
Dr. Marcus Gerads (RWTH Aachen) thematisierte die Wechselwirkungen zwischen Lehrenden und Studierenden bei der Einführung von Flipped Classroom und sprach sich für eine kontinuierliche Wissensüberprüfung mittels E-Assessments aus. Besonders betonte er den spielerischen Aspekt wöchentlicher Prüfungen, die den Workload für die Studierenden über das gesamte Semester verteilen, um die oft passive Grundhaltung bis kurz vor der Prüfungsphase zu verhindern. Die RWTH gebe dafür einen 7-stelligen Betrag aus. Zum Video
Die Studierendenperspektive...
...brachte Lukas Schulz, Sprecher der Landesstudierendenvertretung Baden-Württemberg in die Tagung ein. Er forderte, Zugangsbarrieren niedrig zu halten, da z.B. noch nicht alle Studierenden Smartphones besäßen, und nicht jede/r auf Facebook registriert sein wolle. Anwendungen müssten jederzeit zugänglich und auf einer einzigen Lernplattform benutzerfreundlich bedienbar sein. Vorlesungsaufzeichnungen begrüßte er ebenso wie die Bereitstellung von hochschulischen Open-Source-Software-Alternativen zu den unter Studierenden populären kommerziellen Diensten, wie Dropbox, Skype und Evernote.
Wie überzeugt man „Pragmatiker“?
Den Einsatz von E-Learning an der Universität Stuttgart: Wünsche, Bedarfe und Zukunftsperspektiven stellten Prof. Dr. Michael Weyrich und Philipp Marks in ihrem Beitrag vor. Dabei gingen sie speziell auf Dienste wie das Mobile Feedback-System und Live-Vorlesungsaufzeichnungen ein, die mittlerweile technisch gut umsetzbar seien, aber noch nicht im erwarteten Maße genutzt würden. Die Herausforderung bestünde nun darin, nach den Early Adoptern auch die „Pragmatiker“ zu überzeugen, etwa durch Beispiele von Lehrenden derselben Disziplin, die einfache Bedienbarkeit der Technik und mehr Wissen über die Bedarfe Studierender. Zum Video
Laborarbeiten finden über das Internet statt
Prof. Dr. Andreas Pester (Fachhochschule Kärnten) gab einen Einblick in die Implementation von Online-Experimenten und -Simulationen in einem virtuellen Elektroniklabor. Speziell in der Elektrotechnik sei es mittlerweile möglich, den Studierenden kollaborative und realitätsnahe Lernerfahrungen über Onlinekurse zu ermöglichen. Zum Video
Learning Analytics verbreitet sich langsam
Im letzten Abschnitt der Tagung ging es insbesondere um die Analyse von studentischen Nutzungsdaten bzw. Learning Analytics (LA). Einen Überblick zu LA gab Dr. Peter Salden (TU Hamburg-Harburg), der aus hochschuldidaktischer Perspektive forderte, sich heute schon mit dem Thema zu befassen, auch wenn es (noch) kaum Beispiele für einen Einsatz an Hochschulen gebe. Er schlug vor, ein Bewusstsein für Daten zu schaffen, Analysen nur in Abstimmung mit Beteiligten durchzuführen und einen „ethischen Konsens“ herzustellen. Dass eine Zustimmung der Beteiligten nicht nur wünschenswert, sondern auch rechtlich zwingend ist, verdeutlichte Marina Bitmann, die Datenschutzbeauftragte des KIT. Auch in den Kommentaren nach den Vorträgen wurde deutlich, dass die Vorbehalte momentan noch sehr groß sind.
Fazit
Insgesamt bot das Symposium einen kompakten Rundumschlag über die aktuellen Trendthemen der digitalen Hochschulbildung. Die Vorträge boten zahlreiche Diskussionsanregungen, die vom Plenum mit hoher Beteiligung aufgegriffen wurden und das Symposium zu einer spannenden Veranstaltung machten. Das Programm und weitere Informationen können auf den Internetseiten des KIT abgerufen werden.