Konferenzbericht: MOOCs or POOCs – Ornament oder Fundament der Hochschulentwicklung? 26. Februar 2014, Stuttgart
Eine gemeinsam vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst (MWK) Baden-Württemberg und der baden-württembergischen Landesrektorenkonferenz (LRK) ausgerichtete Tagung zum Thema „MOOCs or POOCs“ zeigte vor allem eins: Die Frage, ob „Massive Open Online Courses“ – und deren zahlreiche derzeit diskutierte Varianten wie POOCs (Personalized Open Online Courses), SPOCs (Small Private Online Courses) usw. – die Hochschulbildung verändern, ist auf der Ebene der hochschul- und bildungspolitischen Entscheidungsträger angekommen.
Trotz der relativ kurzfristigen Einladung hatten sich über 150 Interessierte zu der Tagung am 26. Februar im Schillersaal der Stuttgarter Liederhalle angemeldet – und nur ein Teil von ihnen gehörte zu den in der baden-württembergischen E-Learning-Community engagierten Lehrenden oder zu E-Learning-Zentren und ähnlichen Einrichtungen. Ein Großteil der Teilnehmenden hatte bisher offensichtlich wenig mit dem Thema E-Learning zu tun gehabt, wie auch die Diskussionen im weiteren Verlauf der Tagung deutlich machten. Zugleich zeigte sich aber auch: Gerade bei Hochschulleitungen weckt das Thema MOOCs ein neues Bewusstsein dafür, dass es weitreichende Konsequenzen haben kann, wie sich Hochschulen oder ggf. auch Bundesländer in Bezug auf solche digitalen Lehrangebote positionieren. Plakativ formuliert ging es also um die Frage, ob MOOCs nur ein Marketinginstrument amerikanischer Spitzenuniversitäten sind oder ob sie auch für baden-württembergische Hochschulen sinnvoll sein könnten, vielleicht sogar als Angebote auf Landesebene.
Das dichtgedrängte Tagungsprogramm zeigte zunächst einmal, wie unterschiedlich die Perspektiven sind, unter denen MOOCs von den verschiedenen Beteiligten betrachtet werden. Zum Auftakt der Tagung gab es – nach den Grußworten der Veranstalter – mehrere Projektdemonstrationen, u.a. von den beiden baden-württembergischen Gewinnern der MOOC Production Fellowship, die 2013 vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft und der iversity GmbH ausgeschriebenen worden war. Angesichts der eindrucksvollen Präsentationen zum MOOC Sectio chirurgica – „Anatomie interaktiv” von PD Dr. Bernhard Hirt (Univ. Tübingen) und zum Mathe-MOOC von Prof. Dr. Christian Spannagel (PH Heidelberg) lag jedoch zugleich die Frage nach dem Aufwand nahe – hier wurde im Verlauf der Tagung mehrfach die Summe von ca. 50.000 € allein für die Produktion genannt. Die eher seminarähnlich organisierten, didaktisch interessanteren cMOOCs wurden leider nicht thematisiert.
Ein weiteres Highlight der Veranstaltung war der Beitrag von Prof. Dr. Michael Jäckel, Präsident der Universität Trier, der als Mitglied der HRK-Kommission „Neue Medien und Wissenstransfer“ erste Einblicke in ein Papier gab, das im Mai veröffentlicht werden soll und im Zusammenhang mit Problemen und Potenzialen von MOOCs Aspekte wie Ressourcen, Geschäftsmodelle, Internationalisierung usw. thematisieren wird. Die Spanne weiterer Impulsbeiträge reichte von Thesen, die aus eigenen Eindrücken beim Besuch eines MOOCs abgeleitet wurden (Prof. Dr. Andrea Back, Universität St. Gallen) bis zu technischen (Prof. Dr. Gerhard Schneider, CIO und Direktor des RZ der Universität Freiburg) und strategischen Überlegungen (z.B. Dipl.-Inf. Hans Pongratz, CIO der TU München) auf Hochschulebene. Gerade solche strategischen Fragen wurden auch in den verschiedenen Diskussionsrunden angesprochen. Insofern kann die Veranstaltung durchaus als Auftakt eines Strategiefindungsprozesses verstanden werden, den die Einladenden anstoßen wollten – denn eine Entwicklung nachhaltiger Konzepte ist ohne den Austausch über die Grenzen von Hochschulen hinaus unmöglich.
Die Video-Aufzeichnungen der Tagungsbeiträge können auf YouTube nachgehört werden.