Statement zum Themenspecial: Prof. Dr. Christian Kohls
06.06.2019 | In eigener Sache, Themenspecial„Wie hilft Ihnen der Einsatz digitaler Medien in der Lehre, Ihre Vorstellung von Hochschulbildung besser umzusetzen?“ Zu dieser Frage haben wir unseren Keynotespeaker Prof. Dr. Christian Kohls von der TH Köln um ein Statement gebeten. Einen detaillierten Einblick in die Lehrpraxis mit digitalen Medien bietet seine Keynote am 28. Juni auf der Tagung „Digitalisierungspraktiken und Hochschulbildung - sind wir auf dem richtigen Weg?". Die Anmeldung ist noch bis Freitag, den 7. Juni möglich.
Wie hilft Ihnen der Einsatz digitaler Medien in der Lehre, Ihre Vorstellung von Hochschulbildung besser umzusetzen?
Prof. Dr. Christian Kohls: „Digitalisierung führt zu mehr Partizipation, flexibleren Bildungsprozessen, vielseitigen Vermittlungsformen und es vereinfacht das forschende Lernen sowie die Nutzung von Informationen, um Lernumgebungen für Studierende zu verbessern. Dies möchte ich gerne an konkreten Beispielen verdeutlichen.
Digitale Medien ermöglichen neue Formen der Kollaboration: Viele Beratungstermine führe ich per Skype durch und erspare den Studierenden lange Anfahrtswege für ein kurzes Gespräch. Zudem können Studierende von verschiedensten Orten der Welt zusammenarbeiten. Aber auch die Zusammenarbeit auf dem Campus wird partizipativer: durch digitale Medien können Studierende gemeinsam an einem Dokument arbeiten oder ihre Ideen oder Ergebnisse per Smartphone an eine interaktive Wand senden.
Hochschulbildung wird flexibler, da digitale Medien zeit- und ortsvielfältige Nutzungsformen erlauben. Die Inhalte meiner großen Vorlesungen liegen vollständig als Lernvideos vor. Diese können sowohl zuhause als auch auf dem Campus, z.B. während Praktika, genutzt werden. Studierende nutzen die Videos während des Semesters, vor Klausuren, vor allem aber auch in den Semestern, in denen ich die Vorlesung gar nicht anbiete! Zudem können die Filme in individueller Geschwindigkeit durchgearbeitet werden. In der Vorlesung kann ich es nie allen Recht machen: einigen bin ich zu schnell, anderen zu langsam und ich kann nicht jeden Satz beliebig oft wiederholen. Beim Video geht das.
Die Vermittlungsformen werden zudem vielfältiger. Animationen können Zusammenhänge besser darstellen, die Produktion ist inzwischen sehr einfach. YouTube-Videos können Impulse geben. Und mit einem digitalen Stift kann ich über gerade aufgenommene Fotos oder live entwickelten Programmiercode schreiben. Erarbeitete Inhalte lassen sich speichern und später wiederaufrufen – auch in anderen Räumen. Das Speichern erlaubt zudem die Exploration von alternativen Ideen und auch die Dokumentation des Entstehungsprozesses, z.B. während einer Projektarbeit.
Studierende können zudem viel aktiver eingebunden und sich gemeinsam mit Arbeits- oder Forschungsaufgaben beschäftigen. Das Smartphone ist nicht nur für den „Konsum“ von Lernmaterialien geeignet, sondern vor allem ein kreatives Forschungswerkzeug, mit dem sich Interviews, Fotodokumentation, Notizen und aufgrund der eingebauten Sensoren auch Messungen aufzeichnen lassen.
Digitale Medien helfen mir also dabei, Studierende mehr und vielfältiger einzubinden und sie als echte Partner in einem gemeinsamen Bildungsprozess zu vernetzen."
Zur Person
Prof. Dr. Christian Kohls ist Professor für Informatik, Soziotechnische Systeme am Institut für Informatik der TH Köln. Im Bereich der digitalen Lehre interessieren ihn insbesondere Ansätze, die die Lücken zwischen analoger und digitaler Welt sowie den verschiedenen Lernrealitäten überbrücken („Seamless Learning“). Aktuell befasst sich Christian Kohls hier etwa mit der Gestaltung von hybriden Lernräumen. Er betreut einen „Innovationsraum“ an der TH Köln im Stil des Design-Thinking-Ansatzes