Rückblick auf den e-teaching.org-Workshop „Schreiben mit KI – gemeinsam ausprobieren, anwenden und diskutieren“
12.12.2024 | In eigener Sache, Neu im PortalWie kann generative Künstliche Intelligenz (KI) beim Schreiben von Texten im Hochschulkontext verantwortungsbewusst und sinnvoll genutzt werden? Mit dieser Fragestellung beschäftigten wir uns gemeinsam mit einer kleine Gruppe von Hochschuldidaktikerinnen und -didaktikern vom 19. bis 21. November 2024 in einem von e-teaching.org organisierten Schreibworkshop. Unter der Anleitung der KI-Expertin Nadine Lordick (Ruhr-Universität Bochum) erkundeten die zehn Teilnehmenden und unser Portalteam verschiedene Einsatzszenarien des KI-gestützten Schreibens, erprobten unterschiedliche KI-Tools und diskutierten kritisch die erzielten Ergebnisse.
Der Workshop fand im Rahmen des Projekts „AuftAkt“, gefördert durch die Stiftung Innovation in der Hochschullehre (StIL), statt und hatte das Ziel, mögliche Einsatzszenarien generativer Künstlicher Intelligenz in Schreibprozessen kennenzulernen, bei der Texterstellung für das Portal e-teaching.org gemeinsam zu erproben und kritisch zu reflektieren. Zehn Teilnehmende aus unterschiedlichen Fachrichtungen und Hochschulen folgten unserer Einladung nach Herrenberg bei Stuttgart, wo wir uns drei Tage lang intensiv mit dem Thema „Schreiben mit KI“ auseinandersetzten.
Ablauf: Eine Mischung aus theoretischem Input und praktischer Anwendung
Am ersten Tag gab uns die KI-Expertin Nadine Lordick, Mitarbeiterin im Projekt KI:edu.nrw und im Schreibzentrum der Ruhr-Universität Bochum, eine grundlegende Einführung in die Funktionsweise von Large Language Models (LLMs) und die Nutzung generativer KI-Tools. Anschließend ging es direkt ans praktische Ausprobieren. Dazu nutzten die Teilnehmenden allein oder in Kleingruppen verschiedenen KI-Tools, um mit ihnen kurze Texte zu erstellen und die Ergebnisse anschließend gemeinsam zu reflektieren. Schnell tauchte dabei in der Diskussion eine der zentralen Fragen des Workshops auf: Wie viel KI steckt in den Texten am Ende drin und wo beginnt bei der Texterstellung die Eigenleistung der Autorinnen und Autoren? Diese Frage sollte uns auch in den folgenden Tagen noch intensiv beschäftigen. Aber auch viele weitere Themen wurden von der Referentin Nadine Lordick anschaulich vorgestellt, etwa die Frage nach (KI-)Kompetenzen für Lehrende und Studierende, das Thema Urheberrecht und Datenschutz bei der Nutzung generativer KI oder die Notwendigkeit einer Kennzeichnungspflicht beim Einsatz von KI für die Textgenerierung.
Zu Beginn des zweiten Tages wurden einige moralische Fragen zu Abhängigkeits- und Machtverhältnissen in Bezug auf (die bekanntesten) KI-Tools aufgeworfen und intensiv diskutiert. Im Anschluss folgte dann wieder eine praktische Schreibphase, in der die Teilnehmenden diesmal an einem längeren Text für e-teaching.org arbeiteten. Wieder in Kleingruppen oder alleine probierten sie verschiedene Strategien zur Nutzung generativer KI in unterschiedlichen Phasen des Schreibprozesses aus. Diese arbeitsintensive, konzentrierte Schreibphase dauerte noch bis zum Mittag des dritten Tages, um sich anschließend wieder in der Großgruppe zusammenzufinden und über die individuellen Schreiberfahrungen auszutauschen, erfolgreiche Strategien zu teilen und die KI-Nutzung kritisch zu reflektieren.
Interview mit Nadine Lordick im e-teaching.org-Podcast
Im Rahmen des Workshops entstanden nicht nur zahlreiche Texte sondern auch ein Podcast-Interview mit der Referentin Nadine Lordick, die als KI-Expertin an der Veranstaltung teilgenommen und durch die inhaltlichen Fragen und Diskussionsrunden geführt hat. Konzeption und Produktion des Interviews übernahmen Malte Miram und Christian Funk, die als Teilnehmer beim Workshop dabei waren. Im Interview gibt Nadine Lordick Einblick in die Inhalte des Workshops und beantwortet Fragen zum Thema Schreiben mit KI. Das Besondere dabei ist, dass die beiden Autoren bei der Erstellung der Interviewfragen selbst auf die Hilfe von generativer KI zurück gegriffen haben. Wie gut das geklappt hat, diskutieren sie u. a. im Podcast. Hier finden Sie den Podcast zum Nachhören auf e-teaching.org.
Intensive Diskussion und Erkenntnisse
Insgesamt kamen die Teilnehmenden im Workshop zu der Erkenntnis, dass generative KI beim Schreiben von (wissenschaftlichen) Texten für verschiedene Zwecke sinnvoll eingesetzt werden kann. So kann sie z. B. ein wertvolles Werkzeug zur Textüberarbeitung sein oder als Formulierungs-, Kontroll- oder Bewertungshilfe unterstützen. Aber auch in der Rolle eines Schreibpartners oder Schreibpartnerin kann ein KI-Tool bereits während des Schreibprozesses wertvolles Feedback geben. Neben den vielen Unterstützungsmöglichkeiten gab es jedoch auch wichtige Erkenntnisse beim Einsatz von KI, die zum Nachdenken anregten. So wurde schnell klar, dass man neben Schreibkompetenz auch eine gewisse „KI-Kompetenz“ braucht, d. h. man sollte wissen, wie das KI-Tool funktioniert und wie man es für sich selbst effizient nutzen kann. Außerdem sollte man sich im Voraus darüber im Klaren sein, was man mit dem Text erreichen möchte, um das KI-Tool so einsetzen zu können, dass es auch unterstützen kann. Ein weiterer Punkt waren zudem ethische Bedenken bezüglich des Tools, die im Vorfeld gut überlegt und kommuniziert werden sollten.
In einer Sache waren sich jedoch alle Teilnehmenden einig: Wer KI-gestützte (wissenschaftliche) Texte schreiben und veröffentlichen möchte, sollte in jedem Fall immer eine abschließende menschliche Qualitätskontrolle durch eine (oder mehrere) Person(en) mit inhaltlicher Expertise vorsehen.
Für ihren Arbeitsalltag an den Hochschulen nahmen die Teilnehmenden des Workshops viel mit: neben dem allgemeinen Vorsatz, sich zukünftig mehr Zeit fürs Schreiben und Ausprobieren von KI-Tools zu nehmen, wurden auch ganz konkrete Anwendungsfelder für die KI-Nutzung benannt – sei es als „Sparringpartner“ bei der Texterstellung, bei der Überarbeitung eigener Formulierungen oder den Bau einer individuellen Custom-GPT. Viele Teilnehmende möchten das im Workshop Erlernte zudem als Multiplikatorinnen und Multiplikatoren in die eigene Hochschule tragen und an Kolleginnen und Kollegen sowie Studierende weitergeben.