Call for Papers: „Vom E-Learning zur Digitalisierung – Mythen, Realitäten, Perspektiven“
15.05.2018 | Call for Papers/ParticipationDie Gesellschaft für Medien in der Wissenschaft (GMW) lädt zur Einreichung für das Buchprojekt „Vom E-Learning zur Digitalisierung – Mythen, Realitäten, Perspektiven“ ein. Ziel des Herausgeberbandes soll es sein, Prozesse und Wirkungen der Digitalisierung in den Bereichen (Hochschul-)Bildung und Wissenschaft besser zu verstehen und unterschiedliche Positionen herauszuarbeiten. Einreichungsschluss für die vollständigen Buchbeiträge in deutscher oder englischer Sprache ist der 31. Oktober 2018.
„E-Learning ist tot, es lebe die Digitalisierung.“ So kann man wohl in einem Satz die aktuelle Diskussion um digitale Medien in der Bildung zusammenfassen, und in vielen gesellschaftlichen Bereichen ist eine ähnliche Entwicklung zu beobachten. Digitalisierung ist seit mehreren Jahren das neue Schlagwort. Es verheißt Offenheit, Modernität und die Beschäftigung mit den aktuellen und dringenden Fragen der Gesellschaft. Von der Wirtschaft über Politik und Recht bis hin zur Bildung – Digitalisierung erscheint in allen Bereichen aktuelle Notwendigkeit und wird dort nahezu unhinterfragt in Begriff und Konzept übernommen. Daher erscheint es besonders interessant, einschlägige Narrative im Zusammenhang mit dem Digitalisierungsbegriff offenzulegen und aus wissenschaftlicher wie praktischer Sicht zu diskutieren:
Mythen: Mythen der Digitalisierung berichten oft von automatischen Veränderungen, insbesondere in Diskursen um die technikinduzierte Disruption von Bildungsinstitutionen. Seither stehen Bildungseinrichtungen wie Hochschulen vor der Anforderung, sich zu Digitalisierung als Phänomen zu verorten, um nicht ewig-gestrig zu sein (was zugleich ausgiebige Abwehrreaktionen hervorruft). Aber was ist eigentlich „die“ Digitalisierung? Wovon wird gesprochen, wenn wir im Kontext Hochschule wie selbstverständlich den Digitalisierungsbegriff nutzen? Oder ist Digitalisierung eines von vielen „Plastikwörtern“ (Pörksen1) und „Überredungsbegriffen“ (Reichenbach2) aktueller Zeit? Und wer sind die Treiber gesellschaftlicher Entwicklungen rund um Digitalisierung? Vonnöten scheint eine tiefergehende Auseinandersetzung mit dem Phänomen Digitalisierung und den damit verbundenen Diskussionen insbesondere in der Öffentlichkeit.
Realitäten: Was kein Mythos ist, ist in den unterschiedlichen Bildungseinrichtungen Realität, so auch in Hochschulen. Doch welche Rolle spielt Digitalisierung tatsächlich in den unterschiedlichen Leistungsbereichen und Gestaltungsebenen von Hochschulen? Wie können Anforderungen oder Auswirkungen der Digitalisierung empirisch in Organi- sationen festgemacht werden? Was heißt Digitalisierung der Lehre – als einem Bereich, der strukturell durch mangelnde Planbarkeit und Standardisierbarkeit gekennzeichnet ist
– auch in Analogie und Abgrenzung zur Digitalisierung der anderen Kern- und Unterstüt- zungsprozesse der Hochschulen (Forschung, Verwaltung, Infrastrukturen)? Wie sehen einzelne Akteur/innen bzw. Gruppen (Studierende, Forschende, Mitarbeitende im soge- nannten Third-Space) Digitalisierung in ihrem Alltag? Von Interesse sind damit auch Bestandsaufnahmen über digitale Medien in Lehre und deren Organisationsformen (z. B. in Form von empirischen Erhebungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz).
Perspektiven: Der gelegentlich angestimmte Abgesang auf die Bildungsinstitution Hochschule ist einerseits (zu) einfach, andererseits braucht es dringend neue Perspektiven im Zusammenhang mit Medien an der Hochschule. Zu fragen ist daher, wie solche Perspektiven auf Medien und Digitalisierung aus unterschiedlichen Fächern, fachübergreifend oder mit Rekurs auf unterschiedliche, denkbare gesellschaftliche Formen aus- sehen. Angesprochen sind insbesondere Medienpädagogik, Fachdidaktiken, Informatik, Lern- und Instruktionspsychologie, Organisationssoziologie und angeschlossene Disziplinen. Diskutiert werden könnte z. B., wie Disziplinen unterschiedliche Zugänge zur Digita- lisierung nutzen, welchen emanzipativen Wert sie ihr (nicht) zuschreiben und wie aktuel- le und künftige organisationale Konzepte aussehen. Von Interesse ist zudem, welche Rolle wissenschaftlichen Fachgesellschaften hierbei zukommt.
Darüber hinaus interessiert im Bereich Perspektiven, welche Auswirkungen die Orientie- rung an Digitalisierung auf aktuelle Forschungsansätze (BMBF-Initiative „Bildungsoffensive für die digitale Wissensgesellschaft“ bzw. Förderung von Forschung zur digitalen Hochschulbildung) hat. Ebenfalls von Interesse ist, ob/wie durch entsprechende Thematisierungsstrategien auch gesellschaftliche Wirklichkeiten geschaffen respektive Engführungen eines breiten wissenschaftlichen Diskurses erzeugt werden.3 Gleichzeitig hat Digitalisierung einen großen Einfluss auf Forschung selbst: Es werden kontinuierlich For- schungsprojekte lanciert, in denen digitale Medien beforscht und/oder genutzt werden (Machine Learning, Text/Data Mining, Künstliche Intelligenz etc.), um Erkenntnisse zu erzeugen und Erkenntnisprozesse zu verbessern. Die Zukunftsforschung würde an dieser Stelle wahrscheinlich danach fragen: Wo wird die Reise hingehen?
Ziel des Bandes soll es sein, Prozesse und Wirkungen der Digitalisierung in den Bereichen (Hochschul-)Bildung und Wissenschaft besser zu verstehen und unterschiedliche Positionen herauszuarbeiten. Als Herausgeber/innen des Bands „Vom E-Learning zur Digitalisierung – Mythen, Realitäten, Perspektiven“ geht es uns um eine breite Sensibilisierung der Akteur/innen in Hochschule, Medienforschung und Bildung, die sich weder auf einzelne Themen (wie E-Learning oder OER) noch auf kleinere Gruppen von Expert*innen und Enthusiast*innen reduzieren lässt (wie beispielsweise Instruktionsdesigner*innen oder Medienpädagog*innen). Wir fragen uns als Mitglieder, Vorstand und Editorial Board einer Fachgesellschaft daher: Was heißt „Medien in der Wissenschaft“ heute – über diese üblicherweise in den Tagungen und Publikationen der GMW thematisierten Bereiche hinaus – noch? Welchen neuen Aufgaben der Akteur*innen müsste sich eine GMW heute stellen?
Beitragsformate
Folgende Beitragstypen mit inhaltlichen Schwerpunkten in den oben genannten themati- schen Blöcken (Mythen, Realitäten, Perspektiven) werden angenommen:
- Theoretische Arbeiten und Reflexionen
- Empirische Studien
- Praxisberichte aus Hochschule, Wissenschaft und (Digital-)Wirtschaft
Die Beiträge können in unterschiedlichen Formaten eingereicht werden:
- Wissenschaftliches Paper (ca. 5 bis 15 Seiten, max. 45.000 Zeichen mit Leerzeichen)
- Dialogformate und Interviews mit aus Sicht der Einreichenden relevanten Akteur/innen
- Stimmen aus der Praxis (darunter auch studentische Fallstudien/Stimmen, Autor*innen- tandems mit Studierenden)
- hybride Formen, die auf Verschränkung mit dem Internet zielen (z. B. Blogs, audiovisuel- le Beiträge)
- journalistisch inspirierte und fiktionale Formate/Storytelling
- „Rezepte“, so es denn welche gibt
- wechselseitige Repliken auf Beiträge von Kolleg*innen, Bezüge zu Praxen in anderen Fachgesellschaften etc.
Auch kleinere Beiträge sind willkommen, beispielsweise in der Form von Twitter-Zitaten bzw. Facebook-Posts oder Bilder von Digitalisierungsprozessen.
Alle Beiträge werden im doppelblinden Peer-Review-Verfahren begutachtet, wobei die Auto- r*innen für die Anonymisierung Ihrer Einreichung selbst verantwortlich sind.
Einreichung
Bitte reichen Sie eine kurze Ideenskizze im Umfang von 500 bis 1000 Zeichen für einen Bei- trag bis zum 31. Juli 2018 im Conftool unter https://conftool.phwien.ac.at/ (Rubrik „Ab- stract“) ein. Bitte geben Sie das gewählte Beitragsformat an und ordnen Sie Ihre Einreichung einem der drei Themenbereiche (Mythen, Realitäten, Perspektiven) zu.
Ihre vollständigen Buchbeiträge in deutscher oder englischer Sprache reichen Sie bitte bis zum 31. Oktober 2018 in einer anonymisierten Fassung im Conftool ein. Wir bitten zudem darum, das vorgegebene Template zu verwenden, das Sie unter folgendem Link finden.
Veröffentlichung
Alle angenommenen Beiträge für die oben genannten Formate erscheinen im Volltext in einem Band des Waxmann Verlags in der Buchreihe „Medien in der Wissenschaft“. Der Band erscheint in Farbe. Jedem finalen Beitrag muss ein Autor*innenporträt beigefügt wer- den (700 Zeichen pro Autor*in).
Termine (Zeitplanung nach gegenwärtigem Planungsstand)
Mitteilung einer kurzen Ideenskizze: 31. Juli 2018 Einreichfrist für alle Beitragsformate: 31. Oktober 2018 Benachrichtigung über die Annahme: 15. Januar 2019
Abgabe der finalen, d. h. publikationsreifen Beiträge: 31. März 2019 Veröffentlichung des Herausgeberbandes: 1. Juli 2019
Bei Fragen zum Call for Papers und zum Herausgeberband schreiben Sie bitte eine E-Mail an: herausgeberband@gmw-online.de.
Initiator/innen
Jun.-Prof. Dr. Sandra Hofhues, Jun.-Prof. Dr. Mandy Schiefner-Rohs, Dr. Reinhard Bauer, Jörg Hafer, Dr. Anne Thillosen, Dr. Benno Volk und Dr. Klaus Wannemacher im Namen des Vorstands und des Editorial Boards der Gesellschaft für Medien in der Wissenschaft e.V.
Weitere Informationen können der Webseite der Gesellschaft für Medien in der Wissenschaft (GMW) entnommen werden.