Aktuelle Studien: Perspektiven und Potenziale von OER
14.12.2015 | LesetippZwei aktuelle Studien beschäftigen sich mit Open Educational Resources: Ein OECD-Bericht fasst Potenziale von OER zusammen und bildet aktuelle Entwicklungen ab. Eine zweite Studie im Auftrag der Technologiestiftung Berlin nimmt OER in Deutschland in den Fokus und zeigt deren Entwicklungsstand und Perspektiven auf.
OER als Katalysator für Innovation
Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hat eine Studie veröffentlicht, welche Open Educational Resources (OER) die Rolle eines „Katalysators für Innovation“ bescheinigt. Sie bildet aktuelle Entwicklunge und Praktiken ab und zeigt zugleich, wie OER Innovationen beim Lehren und Lernen voranbringen. Die Autoren stellen drei Potenziale von OER heraus:
(1) Die freien Bildungsmaterialien sind in der Lage, neue Möglichkeiten der digitalen Technologien nutzbar zu machen, um Herausforderungen im Bildungsbereich beizukommen.
(2) Sie sind ein Katalysator für Innovation, der die Entstehung neuer Formen der Interaktion zwischen Lehrenden, Studierenden und dem zu vermittelnden Wissen begünstigt.
(3) Die Nutzbarkeit der Materialien geht über ihren ursprünglichen Rahmen und Zweck hinaus. Der Prozess der wiederholten Veröffentlichung und Anpassung ermöglicht jedem den Zugang zu hochwertiger Bildung.
Dabei sprechen OER aus Sicht der Autoren konkrete bildungsbezogene Herausforderungen an. Neue Formen des Lernens seien im 21. Jahrhundert unabdingbar, was OER durch die Einbeziehung der Lernenden bei der Entwicklung ihrer eigenen Materialien unterstütze. Zudem ermöglichten es OER den Lehrenden, sie auf ihre konkrete Lernumgebung zuzuschneiden und mit anderen Lehrenden zu kollaborieren. Durch gemeinschaftliche Nutzung und (Weiter-)Entwicklung der Materialien ließen sich darüber hinaus Kosten einsparen. Zusätzlich helfe die Anpassungsfähigkeit von OER dabei, die Inhalte auf aktuelle fachliche Entwicklungen und didaktische Erkenntnisse abzustimmen und somit ihre Qualität beständig zu sichern. Die Möglichkeit einer gleichmäßigeren Verteilung hochwertiger Bildungsressourcen bringe OER ebenfalls mit sich, was Brücken zwischen Ländern und zwischen informellem und formellem Lernen schlagen könne. Zuletzt stellt die Studie den Vorteil der Einbeziehung einer größeren Gruppe von Lernenden durch den orts- und zeitunabhängigen Zugang zu OER heraus.
Den kompletten OECD-Report "Open Educational Resources: A Catalyst for Innovation, Educational Research and Innovation" finden Sie als Download in der digitalen Bibliothek der OECD.
Deutschland und OER: Nachzügler, aber steigende Dynamik
Die Studie "Open Educational Resources in Deutschland: Entwicklungsstand und Perspektiven" im Auftrag der Technologiestiftung Berlin bildet den derzeitigen Entwicklungsstand von Open Educational Resources in Deutschland ab und versucht, Perspektiven für künftige Entwicklungen in Aussicht zu stellen. Dafür wurden die OER-Aktivitäten der einzelnen Bundesländer anhand verschiedener Kriterien untersucht und verglichen.
Deutschland ist in Sachen OER ein Spätstarter und bleibt im Vergleich mit anderen Ländern noch immer Nachzügler. Allerdings zeigt die Erhebung, dass in den letzten Jahren eine gestiegene OER-Dynamik zu beobachten ist. Im Vergleich zum Vorjahr zeichnet sich in den Kategorien „Information“, „MOOCs“, „Lehrerfortbildungen“ und „Leuchtturmprojekte“ ein Anstieg der Aktivitäten ab. Vor allem im Bereich der Lehrerfortbildung, bei allgemeinen OER-Informationsangeboten und beim Einsatz offener Lizenzen sind die Bundesländer aktiver geworden. Baden-Württemberg hat sein Engagement besonders ausgebaut und löste Berlin als OER-Spitzenreiter ab. Trotzdem existieren noch immer deutliche Unterschiede zwischen den einzelnen Bundesländern.
Die Studie steht auf der Webseite der Technologiestiftung Berlin zum Download bereit. Für netzpolitik.org hat Mitautor Leonard Dobusch außerdem die wichtigsten Erkenntnisse zusammengefasst.
Diese beiden und weitere aktuelle Studien rund ums E-Learning finden Sie auf unserer Studienübersicht.