Gaiser. Hampel & Panke (Hrsg.) (2008)
Gaiser, Birgit; Hampel, Thorsten; Panke, Stefanie (Hrsg.) (2008): Good Tags – Bad Tags. Social Tagging in der Wissensorganisation (Medien in der Wissenschaft, Bd. 48). Münster: Waxmann
Archivierter Portalinhalt
Dieser Band präsentiert eine fachübergreifende, wissenschaftlich fundierte und zugleich praxisbezogene (Meta-)Reflexion des Phänomens "Social Tagging" und ist eine der ersten deutschsprachigen Buchpublikationen dieses hochaktuellen Themas. Als erste Hybrid-Publikation der renommierten Reihe "Medien in der Wissenschaft" des Waxmann-Verlags steht der Text auch online zum
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bereit. Er fasst die Ergebnisse eines zweitägigen Workshops zusammen, der von Birgit Gaiser, Stefanie Panke (beide damals e-teaching.org /IWM) und Thorsten Hampel (Universität Paderborn / Universität Wien) konzeptioniert wurde: Im Februasr 2008 trafen sich deutschsprachige Expertinnen und Experten zu einem interdisziplinären Austausch am Institut für Wissensmedien (IWM) in Tübingen.
Tagging
– die Verschlagwortung von (Internet-)Inhalten durch die Nutzenden (statt durch Fachexperten) – und
Social Tagging
– das Teilen dieser Schlagworte mit anderen – ist eine Funktion, die in viele Web 2.0-Technologien integriert ist, etwa Bild- und Videodatenbanken, Social-Bookmarking-Tools, Weblogs u.a.m. Der
Band erweitert den (in den bisher vorliegenden Fachaufsätzen überwiegenden) technischen Blickwinkel um pädagogische und psychologische Perspektiven und lenkt damit die Aufmerksamkeit auch auf das hohe Potenzial von Social Tagging in Forschung und Lehre.
Die insgesamt 17 Beiträge sind vier Hauptabschnitten zugeordnet: (1) Zunächst werden
theoretische Ansätze und empirische Untersuchungen
vorgestellt, Grundlagen, die auch für Beiträge in den weiteren Kapiteln hilfreiche Deutungsmuster bieten. So zeigen etwa die Ergebnisse einer Interviewstudie, was Wissenschaftler zum Taggen motiviert und wie sich dies auf ihre Arbeitsorganisation auswirkt. Eine
kognitionspsychologische Betrachtung bietet Ansatzpunkte für Tagging in Lernsettings und zum Wissensmanagement. (2) Der zweite Abschnitt fokussiert den
Einsatz von Tagging in
Hochschulen und Bibliotheken
:
Welche Mehrwerte entstehen z.B. durch partizipatorische Konzepte, die Nutzer durch Social Tagging in die bibliothekarische Sacherschließung einbeziehen – und welche Grenzen haben solche Projekte? Welche Erfahrungen gibt es bisher mit Tagging in Lehrveranstaltungen? Welche didaktischen Ansätze und welche technischen Weiterentwicklungen können zum erfolgreichen Einsatz beitragen? (3) Der dritte Teil behandelt unterschiedliche
kommerzielle Anwendungen von Tagging
ebenso wie den organisationsinternen Einsatz und das vielversprechende, in Zusammenhang mit E-Learning aber noch sehr wenig genutzte Konzept des Open Content.
(4) Im umfangreichsten letzten Teil des Bandes wird anhand verschiedener Beispiele aufgezeigt, wie der Anwendungsbereich des
Tagging im Semantic Web
erweitert werden kann. Dabei geht es z.B. um Abgrenzungen zwischen klassischen Ontologie-basierten Abbildungen semantischer Strukturen im Web und informellen Tagging-Ansätzen. Auch hier werden theoretische Modelle ergänzt durch konkrete (eigene) Erfahrungen, Fallstudien oder Projekte.
Es ist das Verdienst der Herausgeber/innen, nicht nur einen facettenreichen Überblick über den Stand dieses jungen Praxis- und Forschungsbereichs zu geben, sondern zugleich den interdisziplinären Austausch zu fördern, der für eine fruchtbare Weiterentwicklung von Tagging-Funktionen notwendig sein wird. Denn wie bei vielen Web 2.0-Anwendungen zeigt sich auch hier, dass die Nutzungspraktiken von Freizeit- und Powerusern nicht problemlos auf formelle Kontexte in Hochschulen oder Betrieben übertragen werden können. Der Band kann also zu diesem frühen Zeitpunkt noch keine „Rezepte“ für den Erfolg von Social Tagging in Lehrkontexten oder zum Wissensmanagement bieten – wohl aber eine Fülle von Hinweisen, die auch dazu anregen mögen, die eigene Praxis reflektierend zu gestalten, Nutzungskonzepte weiter zuentwickeln und damit auch die Theoriebildung voranzutreiben.