Rezension Harris-Huemmert, Pohlenz & Mitterauer (2018)
Rezension zu Susan Harris-Huemmert, Philipp Pohlenz, Lukas Mitterauer (Hrsg.) (2018). Digitalisierung der Hochschullehre. Neue Anforderungen an die Evaluation? Münster: Waxmann.
Digitale Medien werden in der Hochschullehre bereits seit vielen Jahren eingesetzt, und auch digitale Evaluationstools und -methoden haben sich häufig schon etabliert. In den dreizehn Beiträgen des Tagungsbandes werden bereits praktizierte oder derzeit pilotierte Anwendungen vorgestellt, aber auch grundsätzliche Fragen nach zukünftigen Entwicklungen und deren gesellschaftlicher Bedeutung gestellt. In ihrer einleitenden „Positionsbestimmung“ ordnen die Herausgeber die Beiträge drei unterschiedlichen Betrachtungsperspektiven zu:
(1) Zunächst geht es um forschungsmethodologische Möglichkeiten, d. h. „neue Impulse für die Evaluation“, die erst durch die „(R)Evolution in der Datenauswertung“ (Egetenmeier et al.) eröffnet werden. Dies betrifft nicht nur vieldiskutierte Themen wie Learning Analytics (Leuchter; Wannemacher et al.), sondern beispielsweise auch die vereinfachte Verbindung quantitativer und qualitativer Erhebungsverfahren. Solche digital unterstützten Evaluationsmethoden werden in mehreren Beiträgen vorgestellt; zugleich wird jedoch auch kritisch nach dem Mehrwert und der tatsächlichen Bedeutsamkeit der erhobenen Daten gefragt.
(2) Aus einer zweiten Betrachtungsperspektive werden digitalisierte Hochschulszenarien als neue Evaluationsgegenstände in den Blick genommen, die erst mit dem Einsatz digitaler Medien entstehen, z. B. in der Studieneingangsphase (Knoth et al.), Blended-Learning-Szenarien (Mundt & Hoyer) oder MOOCs (Niedermeier et al.). Auch hier geht es nicht um praktische, z. B. gestaltungsorientierte Aspekte, sondern auch um die Zielrichtung von Evaluationen, etwa das Spannungsverhältnis zwischen Bildungszielen (z. B. Gerholz) und ökonomischen Betrachtungsweisen.
(3) Folgerichtig wird schließlich der Blick über den unmittelbaren Hochschulkontext hinaus auf die Frage gelenkt, welche Auswirkungen die Digitalisierung auf die künftige gesellschaftliche Bedeutung von Hochschulbildung hat – und wie beispielsweise die Evaluation konkreter E-Learning-Projekte zur Entwicklung von Innovationsstrategien beitragen kann (Getto et al.). Der kompakte Band verbindet die Reflexion grundsätzlicher Fragestellungen mit Praxisbeispielen zur Evaluation digitaler Hochschullehre auf unterschiedlichen Ebenen – von einzelnen Veranstaltungen bis zu Hochschulstrategien – und regt so dazu an, die eigene (praktische oder theoretische) Perspektive auf Risiken und Potenziale von Evaluationen zu erweitern.