Ruedel, C. & Mandel, S. (2010)
Ruedel, C. & Mandel, S. (Hrsg.) (2010): E-Assessment. Einsatzszenarien und Erfahrungen an Hochschulen. Münster u.a.: Waxmann.
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Wer die Online-Events im e-teaching.org-Themenspecial E-Assessment mitverfolgt oder die Erfahrungsberichte gelesen hat, wird in diesem Buch einige Anknüpfungspunkte finden. Die elf Beiträge dokumentieren die Ergebnisse eines ExpertInnenworkshop, der im Juni 2009 von der Universität Zürich in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für Medien in der Wissenschaft (GMW) durchgeführt wurde.
Das hochaktuelle Thema hat durch das mit dem Bologna-Prozess signifikant erhöhte Prüfungsaufkommen nochmals an Bedeutung gewonnen. Zugleich ist damit eine Fülle von technischen, organisatorischen und rechtlichen Fragen verbunden, die dazu führen, dass viele Hochschulen zunächst einmal die Erfahrungen anderer abwarten. Solche Erfahrungen werden in diesem Band vorgestellt. Nach einer Begriffsklärung und grundsätzlichen Einführung in das Thema von Cornelia Rüdel sind die Beiträge zwei Hauptabschnitten zugeordnet. Im Bereich Ausstattung und Einrichtung von Online-Prüfungsorten werden zurzeit gängige Formen vorgestellt: die Einrichtung spezieller Prüfungsräume – am Beispiel des mit dem Medida-Prix 2009 ausgezeichneten Testcenter der Universität Bremen –, die Nutzung öffentlicher Computer-Räume wie an der ETH Zürich oder eigener studentischer Laptops wie an der FU Berlin sowie der Einsatz von Prüfungs-Tablett-PCs eines externen Dienstleisters, für den sich die Medizinische Hochschule Hannover entschieden hat. Alle Beiträge gehen über die technischen Aspekte hinaus auch auf organisatorische und rechtliche Fragen ein, die zudem auch noch einmal in einem eigenen Beitrag thematisiert werden. Teilweise sind mit dem Setting auch spezielle Prüfungsszenarien verbunden, etwa die "Open-Book-Klausuren" an der FU Berlin, bei denen die Studierenden nicht nur eigene Laptops, sondern auch eigene Aufzeichnungen und Materialien verwenden können.
In einigen Beiträgen des zweiten Teils, Pilotprojekte, innovative Szenarien und Erfahrungsberichte, werden Überlegungen und Projekte vorgestellt, die über die bereits "etablierten" Vorstellungen von E-Klausuren hinausgehen. So fragt Tobias Zimmermann ganz grundsätzlich nach der Prüfungskultur und der Funktion von Prüfungen und stellt ein bereits seit fast zehn Jahren kontinuierlich weiter entwickeltes Szenario vor, das nicht auf automatisch auswertbare Abschlussprüfungen sondern auf veranstaltungsbegleitende Online-Diskussionen als Leistungsnachweise setzt. Roland Streule und Damian Läge schließlich präsentieren ein Adaptives Tutorielles System, das nicht für Leistungsnachweise, sondern zur Lernunterstützung eingesetzt wird: Dabei wurde der bisher noch wenig verbreitete Ansatz gewählt, mithilfe "Kognitiver Karten" den Wissensstand von Lernenden in Beziehung zu Expertenwissen zu setzen. Aus einer automatisierten Wissensdiagnose werden dann benutzer-adaptive tutorielle Maßnahmen abgeleitet. Dieses Verfahren ist zwar immer noch komplex, reduziert aber dennoch den sonst sehr hohen Aufwand bei der Erstellung adaptiver Systeme – und kann zugleich auch für didaktische Zwecke eingesetzt werden.
Ein verbreiteter Einsatz der zuletzt genannten Formen von E-Assessment ist sicher noch Zukunftsmusik, aber sie zeigen perspektivisch, welche Chancen elektronische Prüfungsformen bieten können und machen neugierig auf weitere Entwicklungen – in einem Band, der ansonsten einen guten und praxisorientierten Überblick über den aktuellen State-of-the-Art im Bereich E-Assessment an deutschsprachigen Hochschulen bietet, in dem viele der Hauptakteure zu Wort kommen.
Letzte Änderung: 08.04.2015