Rezension: Helge Fischer (2013)
Helge Fischer (2013): E-Learning im Lehralltag. Analyse der Adoption von E-Learning-Innovationen in der Hochschullehre. Wiesbaden: Springer VS
Archivierter Portalinhalt
Wie kann der Einsatz von E-Learning-Innovationen in der Hochschullehre aus der Perspektive des Lehrpersonals gefördert werden? Dies ist die zentrale Forschungsfrage der Untersuchung von Helge Fischer. Dabei geht er davon aus, dass sich E-Learning-Einführungs- und -Förderstrategien vor allem an den individuellen Bedarfen des akademischen Lehrpersonals orientierten müssen, um sich dauerhaft im Lehralltag durchzusetzen.
Nach einer einleitenden theoretischen Auseinandersetzung mit der Adoption technologischer Innovationen und dem Adoptionskontext Hochschule liegt der Schwerpunkt der Arbeit auf einer explorativen, empirischen Analyse von E-Learning-„Übernehmertypen“. Im Mittelpunkt stehen die Fragen, was E-Learning-Übernehmer eigentlich voneinander unterscheidet und wie individuelle Unterschiede der Übernehmer die E-Learning-Adoption beeinflussen. Im Rahmen einer Online-Befragung legte der Verfasser einer Stichprobe von fünf Prozent der Lehrenden an sächsischen Hochschulen einen standardisierten Fragebogen zu Motivstrukturen, Bewertungs- und Nutzungsmustern oder Unterstützungsbedarfen vor.
Von 550 angeschriebenen Personen beendeten 34% den Fragebogen. Bei der aufwändigen Analyse des Antwortverhaltens kristallisierten sich mehrere Übernehmertypen heraus, die der Verfasser anhand diverser Variablen den Kategorien „Entdecker“, „Forschungsorientierte“, „Lehrorientierte“, und „Netzwerker“ zuordnet. Auf Grundlage dieser Typenbildung spricht er Empfehlungen für die bedarfsorientierte Gestaltung von Unterstützungsmaßnahmen für die Übernahme von E-Learning-Anwendungen aus. Im Hinblick auf den „Entdecker“-Typus legt er beispielsweise dar, dass dieser E-Learning-Innovationen maßgeblich aus Entdeckungsfreude und zur Erweiterung seiner Gestaltungsspielräume verwendet, selbstgesteuerte Erkundungsformen favorisiert, bevorzugt auf bereitgestelltes Informationsmaterial zurückgreift und im Problemfall den Erfahrungsaustausch mit Expert(inn)en sucht.
Der prinzipielle Verweis auf personenbezogene Ursachen für die Übernahme von E-Learning-Innovationen erscheint ebenso tragfähig wie die fundierte Darstellung der konkreten Zusammenhänge zwischen typenspezifischen Besonderheiten von Lehrenden und der E Learning-Adoption. Die Arbeit trägt daher nachhaltig zum Verständnis der Akzeptanzbedingungen von E-Learning-Anwendungen bei.
Aus Praktikersicht mag die Darstellung der praxistheoretischen Rahmung und empirisch-methodischer Details an einigen Stellen etwas zu ausführlich sein. Ungeachtet dessen stellt die Studie eine Vielzahl anregender und bedenkenswerter Analysen und Beobachtungen für eine zielgruppenspezifische Förderung der E-Learning-Nutzung im akademischen Lehralltag bereit. Nicht wenige Hochschulen dürften von den differenzierten Empfehlungen profitieren können und sollten prüfen, inwiefern diese sich für die konzeptionelle Weiterentwicklung eigener Supportangebote nutzen lassen.