Dittler, Krameritsch, Nistor, Schwarz & Thillosen (2009)
Ullrich Dittler, Jakob Krameritsch, Nicolae Nistor, Christine Schwarz, Anne Thillosen (2009) (Hrsg.): E-Learning: Eine Zwischenbilanz. Kritischer Rückblick als Basis eines Aufbruchs. Münster: Waxmann
Archivierter Portalinhalt
Die im Waxmann Verlag erscheinende Reihe „Medien in der Wissenschaft“ bietet seit 1992 eine Publikationsplattform für die wissenschaftliche Reflexion der Didaktik, Gestaltung, Implementierung und Evaluation digitaler Bildungsmedien. Aktuell erscheint die 50ste Ausgabe – ein Jubiläum, dass das Editorial Board zum Anlass genommen hat, einen Sammelband herauszugeben, dessen ambitionierte Zielsetzung bereits im Titel deutlich wird. Die Herausgeber/innen, allesamt bekannte E-Learning-Akteure, präsentieren eine Zwischenbilanz zu den vier Themen öffentliche Förderung, Didaktik vs. Technik, Anwendersicht und Hochschulentwicklung. Dabei kommen verschiedene Textsorten zum Einsatz: Jeder Themenblock beinhaltet neben Artikeln auch kurze Expertenstatements. Einen Ausblick und Abschluss bilden schließlich die Stellungnahmen von Rolf Schulmeister, Ellen Fetzer und Christine Schwarz, die als Visionäre einen Blick in die Zukunft wagen. Bereits beim Blick auf das Inhaltsverzeichnis wird deutlich, dass angesichts der gewählten thematischen Breite der Anspruch des Bilanzierens verblasst. Präsentiert wird „ein bunter Haufen, der offensichtlich viele gemeinsame aber auch jeweils eigene Erfahrungen gemacht hat“, so heißt es im Vorwort. Was an Systematik fehlt, wird durch Vielseitigkeit wettgemacht. Eine Stärke des Bandes liegt in der Mischung der Beitragenden. Zu Wort kommen Ministeriummitarbeiter, Forscher, Praktiker, Lehrende und E-Learning-Berater.
Inwieweit gelingt eine kritische Retrospektive und welche richtungsweisenden Erkenntnisse hat der Sammelband aufzubieten? Statt eines Pauschalurteils sollen an dieser Stelle einzelne Beiträge herausgegriffen werden, die Spannbreite und Schwerpunkte aufzeigen – und mein persönliches Interesse geweckt haben. Eine Abrechnung mit den Reizthemen Fördergeldern und Nachhaltigkeit bietet der Artikel von Simone Haug und Joachim Wedekind – sicher auch selbstkritisch zu verstehen, schließlich wurde auch das Portal e-teaching.org zwei Jahre lang aus BMBF-Mitteln finanziert. Peter Baumgartners Rückblick auf die Geschichte des MedidaPrix wartet mit vielen Daten auf, die insbesondere für Finalisten, Preisträger und solche, die es werden wollen, von Interesse sein dürften. Holger Hansen und Anne Thillosen entthronen den Mythos von Hochschullehrenden als Alleskönner und plädieren für eine Aufgabenteilung zwischen E-Learning-Zentren und Lehrpersonal. Annette Stöber und Marc Göcks liefern „Zukunftsmusik“ – ihr Beitrag bildet eine fundierte Zusammenstellung pädagogischer Rezepte und Einsatzszenarien für Podcasts und soll die Skepsis gegenüber der Lehrkonserve zerstreuen. Mehr Technologie wagen will auch Peter Haber, er schreibt den Geisteswissenschaftlern eine verstärkte Auseinandersetzung mit Social Software ins Stammbuch. Ulrich Dittlers Auseinandersetzung mit E-Learning 2.0 überzeugt vor allem durch die Analyse nicht erfolgreicher Projekte. In vielen Fällen erweist sich die Plauderei aus dem Nähkästchen als spannender als theoretisch aufgeladene Konstruktionen, so auch in Patricia Arnolds Aufarbeitung persönlicher E-Learning-Erfahrungen.
Insgesamt bildet der Band einen Anstoß darüber nachzudenken, welche Debatten zukünftig den wissenschaftlichen Diskurs prägen werden und welche Themen getrost als überholt abzuhaken sind.
Die Online-Fassung der Hybrid-Publikation steht unter http://www.waxmann.com/kat/2172.html zum Download zur Verfügung.