Rezension Kerres (2012)
Rezension zu: Michael Kerres (2012) (3., vollständig überarbeitete Auflage). Mediendidaktik. Konzeption und Entwicklung mediengestützter Lernangebote. München: Oldenbourg Wissenschaftsverlag.
Gegenüber der Ankündigung hat es eine deutliche Namensänderung gegeben: Mediendidaktik - Konzeption und Entwicklung mediengestützter Lernangebote. Ohne alle Kapitel im Detail mit den vorherigen Auflagen zu vergleichen, erscheint das Buch eher wie ein neues Buch als wie eine Neuauflage.
Der neue Titel scheint gerechtfertigt: So wird in einem zentralen Kapitel die Mediendidaktik positioniert. Kerres beschreibt eine gestaltungsorientierte Mediendidaktik, die sich mit der Frage beschäftigt "wie Potenziale von digitalen Medien für das Lernen und Lehren eingelöst werden können". Sie hat den Anspruch konkret zur Lösung von Bildungsproblemen bzw. Bildungsanliegen beizutragen. In dem Kapitel "Gründe" werden die Erwartungen und Begründungsmuster diskutiert, die mit dem Einsatz von Medien in der Praxis häufig verbunden werden. Neben quantitativen und qualitativen Effekten weist Kerres auch auf manchmal problematische Begründungsmuster hin und betont das Potenzial digitaler Medien zur Realisierung anderer, neuer Lernformen.
Besonders gelungen sind die Kapitel "Lernen und Medien", "Lernen mit Text, Bild, Ton" sowie die beiden Kapitel zu didaktischen Methoden. Weit differenzierter als in den meisten anderen Lehrwerken werden hier theoretische Ansätze mit Gegenpositionen vorgestellt, empirische Befunde angeführt und praktische Konsequenzen aufgezeigt.
Im Übrigen hat Michael Kerres ein Begleitweb eingerichtet, in dem eine ganze Reihe aufgezeichneter Online-Vorlesungen, Links, weiterführende Informationen und Downloads zusammen gestellt sind. Es lohnt sich, dieses Angebot zu durchforsten, finden sich dort doch etliche Vertiefungen und Materialien in sinnvoller Ergänzung zu den Themen des Buches. Insgesamt ist Kerres damit ein Lehrbuch gelungen, das sowohl im Kontext von Lehrveranstaltungen eingesetzt werden kann, als auch für das Selbststudium geeignet ist. Es ist somit unbedingt zu empfehlen.
Ein Nachsatz sei noch erlaubt. Warum werden eigentlich in Büchern, die sich mit der Nutzung digitaler Medien für Lehr-/Lernzwecke beschäftigen, Illustrationen, Bilder und Screenshots so sparsam verwendet? Auch das Buch von Kerres ist bei aller inhaltlichen Prägnanz eine Bleiwüste (das gilt leider für fast alle anderen Konkurrenzbücher aber genauso). An vielen Stellen wären sie nicht nur schmückendes Beiwerk, sondern könnten erklärende Funktionen übernehmen. Das würde den Zusatzaufwand rechtfertigen.