Schmidt, J. & Wilbers, M., 2006
Weblogs haben sich seit Ende der 90er Jahre zu einem festen Bestandteil der Netzkultur entwickelt. Die Wochenzeitschrift ZEIT beruft sich in einem aktuellen Artikel auf Schätzungen der Webseite Blog Herald und berichtet von 60 Millionen Blogs weltweit, davon 300.000 in Deutschland – Tendenz steigend (ZEIT, 11/06). Die deutschsprachige Blogosphäre wurde nun erstmals wissenschaftlich kartografisiert. Wer blogt was, wie und aus welchen Gründen? Diesen Fragen geht die Studie „Wie ich blogge?!“ der Forschungsstelle Neue Kommunikationsmedien (FoNK) der Universität Bamberg nach.
Mit einem Online-Fragebogen, der per Schneeballprinzip verteilt wurde, konnten über 5.000 Personen erreicht werden, davon vier fünftel aktive Weblog-Autoren. Die meisten Blogger werden aus Spaß & Lust am Schreiben
aktiv. Sie möchten Ideen und Erlebnisse im Netz dokumentieren. Etwas jeder Zehnte gibt an, aus beruflichen Gründen zu bloggen. Ein Drittel der Autoren will themenbezogenes Wissen anderen zugänglich machen.
Eine kontroverse Diskussion, die auch in Weblogs hitzig debattiert wird, dreht sich um die Frage, ob die Aktivitäten der Blogger letztlich nur das Rauschen im Netz verstärken oder tatsächlich nützliche Informationen produzieren. Als typische Weblog-Inhalte benennt die Studie private Themen. Aber auch Schule, Studium und Beruf spielen eine Rolle.
Fotos und Fundstücke im WWW werden häufig dargeboten, Film und Audio-Inhalte dagegen eher selten. „Mobile Blogging“, das Publizieren von Postings per Handy, Smartphone oder PDA, ist noch eine Minderheitenpraxis. Drei Viertel aller Befragten haben kein Interesse daran.
Sind Weblogs ein Männerspielzeug? Keineswegs: Bei den aktiven Blog-Autoren ist das Geschlechterverhältnis ausgewogen. 54% Männer und 46% Frauen greifen in die Tastatur. Im Teenager-Alter dominiert das weibliche Geschlecht die Szene im Verhältnis 2:1.
Zur Publikation
Schmidt, J. & Wilbers, M. (2006): Wie ich blogge?! Erste Ergebnisse der Weblogbefragung 2005: Bamberg