Probe-Durchlauf
Sie planen eine Online-Schulung mit mehreren Teilnehmern und befinden sich gerade am Ende der Vorbereitungsphase. Die Schulungsinhalte und der Ablauf stehen im Prinzip fest.
Problem
Zwischen dem theoretischen geplanten und praktisch durchgeführten Ablauf der Schulung liegen oft Welten. Denn erst bei der Durchführung treten Schwierigkeiten bei der Bedienung, dem Zeitbedarf oder Ungereimtheiten in der didaktischen Gliederung deutlich hervor.
Rahmenbedingungen
Oft merkt man erst beim Ausprobieren, dass ein vorbereites Beispiel nicht wie geplant funktioniert oder zu aufwändig und zeitintensiv ist.
Die gesprochene Kommentierung der einzelnen Arbeitsschritte erfordert eine bedachte und verständliche Ausformulierung, die geübt sein will. Sucht man erst während der Schulung nach den richtigen Worten und Beispielen, riskiert man Unsicherheiten im Präsentationsstil.
Pausen wirken bei Online-Schulungen viel intensiver und länger, so dass Trainer weniger Zeit haben, sich zwischendurch zu sammeln oder die nächsten Schritte zu überlegen. Momente der Überbrückung (z.B. Herumspazieren im Raum, ins Publikum schauen) sind in einer virtuellen Umgebung nicht umsetzbar oder wirken befremdlich.
Der sequentielle Verlauf einer Schulung macht es dringend erforderlich, dass Informationen logisch aufeinander aufbauen und inhaltlich kohärent sind. Bei der Planung im Voraus verliert man schnell den Überblick, was wann an welcher Stelle kommen muss. Schließlich hat man als "Experte" alle benötigten Kompetenzen zur Programmfunktionalität bereits im Kopf.
Lösung
Für jede Schulung ist es empfehlenswert, mindestens einen Durchlauf zur Probe durchzuführen, d.h. einen Durchgang der Schulung ohne Teilnehmer. Dabei lässt sich analysieren, an welchen Stellen es hakt und das Schulungskonzept nachgebessert werden muss.
Details
Besonders wichtig bei der Probe ist es, die Erläuterungen der ausgeführten Aktionen laut auszusprechen. So gewinnt man ein sprachliches Gefühl, wie man Aktionen beschreibt und kommentiert. Gleichzeitig erhält man eine bessere Einschätzung wie viel Zeit die Schulung tatsächlich in Anspruch nimmt und kann den inhaltlichen Umfang danach anpassen.
Bei Schulungen geht es nicht nur darum, routiniert mit der zu schulenden Software arbeiten zu können. Auch der Vortragsstil muss rhetorisch gut sein, um souverän aufzutreten und die Software gekonnt zu erklären.
Stolpersteine
Probleme, die bei der Verwendung der Software oder bei der Umsetzung der gewählten Beispiele typischerweise auftreten, sollten den Trainer nicht überraschen. Solche Stolpersteine lassen sich jedoch nicht im Vorfeld planen, sondern erst bei der praktischen Ausführung entdecken - je häufiger man etwas probiert, umso mehr potenzielle Fehlerquellen werden sichtbar, auf die man sich vorbereiten kann.
Im Prinzip gilt auch für die Durchführung einer Online-Schulung: je öfter man etwas übt, desto besser wird man. Allerdings ist Vorsicht geboten: Nach zu vielen kurz aufeinander folgenden Probeläufen besteht die Gefahr, dass Sie als Trainer die Inhalte als langweilig oder zu einfach empfinden. Während der echten Schulung läuft man dann Gefahr, unmotiviert zu wirken oder die Sätze wirken einstudiert. Der letzte Probedurchlauf sollte daher besser nicht unmittelbar vor der tatsächlichen Schulung geschehen - ideal ist die Probe-Durchführung einen Tag vorher.
Vorteile
- Als Trainer gewinnt man zusätzliche Sicherheit beim Demonstrieren und Erklären
- Fehlerquellen können im Vorfeld erkannt und beseitigt werden
- Es gibt wiederholt die Gelegenheit, Fehler zu entdecken und das Schulungsangebot zu verfeinern und optimieren.
- Neue Ideen kommen beim Proben auf und können gleich notiert werden
- Eine Probe kann jederzeit unterbrochen werden
Nachteile
- Zeitintensiv
- Legt man sich zu sehr auf Formulierungen fest, wirkt die Schulung einstudiert und unspontan
- Ist keine Garantie für einen reibungslosen Ablauf während der Schulung
- Aufregung und Beseitigung von „Lampenfieber“ beim echten Durchlauf können nicht gelöst werden
Beispiele
- Online-Schulungen von e-teaching.org werden vor mindestens einmal geprobt und ggf. aufgezeichnet, um Schwachstellen zu analysieren.
- Auch Präsenzschulungen werden durch Probe-Durchgänge (z.B. im kleineren Teilnehmerkreis) besser.
- Generalprobe im Theater, bei Konzerten, öffentlichen Reden usw.