Schulpraktikum

Schulpraktika stellen einen wichtigen Abschnitt in der universitären Lehramtsausbildung dar. Um Lehramtsstudierende während ihrer schulpraktischen Erfahrungen zu unterstützen, können Lehrende und betreuende Lehrkräfte verschiedene digitale Werkzeuge einsetzen. Außerdem sammeln Lehramtsstudierende während ihrer Praktika Erfahrungen im Unterrichten mit digitalen Medien.

Im Schulpraktikum erleben Lehramtsstudierende authentische Unterrichtssituationen und erhalten erste Einblicke in ihr zukünftiges Berufsfeld. Hospitations- und Reflexionsphasen, eigene Unterrichtserfahrungen und die Teilnahme an schulischen Aktivitäten während des Schulpraktikums fördern die Professionalität und die Persönlichkeitsentwicklung von Lehramtsstudierenden (Cohen, Hoz & Kaplan, 2013).

Schulpraktika bieten Lehramtsstudierenden die Möglichkeit, in der universitären Ausbildung erworbenes Wissen mit Unterrichtspraxis zu verknüpfen. Sie sind somit ein integraler Bestandteil des Lehramtsstudiums und können in zwei zeitliche Organisationsformen unterteilt werden: Während Tagespraktika in der Regel wöchentlich an einem festen Wochentag während der Vorlesungszeit stattfinden, sind Blockpraktika zeitlich zusammenhängend und in der Regel mehrwöchig (Bach, 2020).

In diesem Beitrag werden zwei Perspektiven auf Tages- bzw. Blockpraktika im Lehramtsstudium mit Blick auf digitale Medien thematisiert. Erstens wird beleuchtet, wie digitale Tools Lehramtsstudierende bei der Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung von Unterricht unterstützen. Zweitens geht es um die Frage, wie Lehramtsstudierende beim Einsatz digitaler Medien in ihren ersten praktischen Unterrichtsstunden unterstützt werden können.

Begleitung der Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung von Unterricht mit digitalen Tools

Technologien können zur Unterstützung von Supervisions-, Reflexions- und Kommunikationsprozessen im Praktikum eingesetzt werden (Hixon & So, 2009). Für Feedback und Reflexion von Unterricht während des Praktikums können Videos genutzt werden. Gaudin und Chaliès (2015) unterscheiden zwischen Videos, die unbekannte Lehrkräfte beim Unterricht zeigen (besonders geeignet zur Vorbereitung von Praktika; eine Übersicht über deutschsprachige Portale gibt es bei der Bertelsmann-Stiftung), Videos von persönlich bekannten Lehrkräften (z. B. Mitstudierende im Praktikum) und Videos der eigenen Praxis. Die beiden letztgenannten Formen eignen sich besonders für die Reflexion und Nachbereitung des Unterrichts während und nach einem Praktikum – das Einverständnis der Schulklassen vorausgesetzt. Eine Alternative zu Unterrichtsvideos als Vorbereitung auf das Praktikum stellen simulierte Klassenzimmer dar (z. B. Virtual Reality, Mixed Reality oder 360°-Videos) (Huang, Richter, Kleickmann & Richter, 2023).

Schmuckbild einer Lehrerin vor einer Tafel, die sich mit ihrem Handy selbst filmt. Quelle: tonodiaz auf Freepik
Bild von tonodiaz auf Freepik.

Reflexionsprozesse können aber auch durch weitere Tools angeregt werden. E-Portfolios unterstützen die Dokumentation und Reflexion des Unterrichts. Spezielle Apps bieten Lehramtsstudierenden ebenfalls Möglichkeiten zur Reflexion. Ein Beispiel für eine solche App ist das in der Schweiz entwickelte metapholio, mit der Notizen erstellt, geteilt und kommentiert werden können (Petko, Schmid, Müller & Hielscher, 2019).

Weitere Informationen:

Fachdidaktischer Einsatz digitaler Medien im Schulpraktikum

Das Schulpraktikum bietet Lehramtsstudierenden eine ideale Gelegenheit, um die Auswirkungen und die Potenziale digitaler Medien in der Unterrichtsgestaltung zu erkunden. Digitale Medien können, wenn sie zielgerichtet eingesetzt werden, positive Wirkungen auf das Lernen von Schülerinnen und Schülern entfalten, indem sie auf Tiefenstrukturen des Unterrichts (Klassenführung, kognitive Aktivierung, konstruktive Unterstützung) wirken (Eder et al., 2023). Welche Kenntnisse Lehramtsstudierende dafür benötigen und welche Faktoren dazu beitragen, dass Lehramtsstudierende digitale Medien im Fachunterricht einsetzen, wird in diesem Abschnitt thematisiert.

Damit sie digitale Medien zielgerichtet und effektiv im Fachunterricht einsetzen können, benötigen Lehramtsstudierende eine Kombination aus fachlichem, didaktischem und technischem Wissen. Diese drei Wissenskomponenten können als TPACK (Technological Pedagogical Content Knowledge; Mishra & Koehler, 2006) zusammengefasst werden (Abb. 1). Beispiele für den fachspezifischen Einsatz digitaler Medien in Schulpraktika sind vielfältig. In der Forschung finden sich beispielsweise Tabellenkalkulationsprogramme im Mathematikunterricht (Agyei & Voogt, 2016), Kompositions-Apps im Musikunterricht (Reese, Bicheler & Robinson, 2016) oder Erklärvideos im Physikunterricht (Laherto & Laherto, 2018). Die Beispiele machen noch einmal deutlich, dass Unterricht mit digitalen Medien je nach Fach, didaktischem Setting und eingesetzter Technologie unterschiedliche Kompetenzen und Herangehensweisen erfordert.

Visualisierung des TPACK-Modells. Drei Kreise, die sich alle überlappen. Technological Knowledge (TK) und Pedagogical Knowledge (PK) bilden Technological Pedagogical Knowledge (TPK). Pedagogical Knowledge (PK) und Content Knowledge (CK) bilden Pedagogical Content Knowledge (PCK). Content Knowledge (CK) und Technological Knowledge (TK) bilden Technological Content Knowledge (TCK). Alles zusammen ergibt Technological Pedagogical Content Knowledge (TPACK)
Abb. 1: TPACK. Verwendet mit Erlaubnis des Publishers, © 2012 by tpack.org

Um Unterricht mit digitalen Medien umzusetzen, sind sowohl Studierende als auch die beiden beteiligten Institutionen (Universität, Praktikumsschule) gefordert. Alle drei Ebenen beeinflussen die Häufigkeit und Qualität der Mediennutzung im Unterricht (Capparozza & Kathmann, 2022): Lehramtsstudierende sollten eine positive Einstellung zu digitalen Medien haben und bereits entsprechende Kompetenzen mitbringen (individuelle Ebene). Die Hochschule spielt aus diesem Grund auf einer weiteren Ebene vor allem in der Vorbereitung eine wichtige Rolle, indem die Lehrenden bereits an den Hochschulen als Vorbilder im Umgang mit Medien fungieren und den Studierenden z. B. im Rahmen von Seminaren ausreichend Möglichkeiten zum Wissenserwerb und zum Ausprobieren von digitalen Medien gegeben werden (Hochschulebene). In den Praktikumsschulen spielen vor allem die technische Ausstattung in den Schulen und die praktikumsbegleitenden Lehrkräfte als Vorbilder für den Medieneinsatz eine wichtige Rolle (Schulebene). Insbesondere wenn alle drei Ebenen zusammenspielen, haben Praktika positive Auswirkungen auf die Motivation, die Intention digitale Medien einzusetzen und auf das Wissen der Lehramtsstudierenden (Capparozza & Kathmann, 2022; vgl. Abb. 2). Schulpraktika bieten eine große Chance für Hochschulen im Bereich der Digitalisierung, da durch diese den lehrkräftebildenden Hochschulen rückgespiegelt werden kann, wie die Schulwirklichkeit aussieht. Aufgabe der Hochschulen ist es, diese Bedarfe aufzunehmen und mit mediendidaktischen Inhalten zu verknüpfen.

Visualisierung der Einflussfaktoren der individuellen Ebene, der Hochschul- und Praktikumsschulebene auf den Einsatz digitaler Medien im Schulpraktikum
Abb. 2: Angebot-Nutzungsmodell zum Einsatz digitaler Medien im Praktikum (angelehnt an Capparozza & Kathmann, 2022)
Für die konkrete Umsetzung fachspezifischen Unterrichts mit digitalen Medien können Open Educational Resources (OER) als Quelle genutzt werden. Hierfür stehen im deutschsprachigen Raum einige Angebote zur Verfügung (z. B. Mundo, WirLernenOnline, ZUM). Auch verschiedene fächerübergreifende Internetplattformen (z. B. digital.learning.lab, DigiBitS, lernen-über@lleBildungslabor, FindMyTool) oder fachspezifische Angebote (z. B. PhET Simulations für den MINT-Unterricht oder Lit4School für Sprachen) können Lehramtsstudierenden Impulse für ihre ersten Unterrichtserfahrungen mit digitalen Medien geben.

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Letzte Änderung: 04.06.2024