Westfälische Wilhelms-Universität Münster
Am „European Center for Information Systems“ (ERCIS) der Universität Münster ist ein Kompetenzzentrum für E-Learning gegründet worden. Das Kompetenzzentrum wird mit dem Projekt „cHL-hybrid“ im Rahmen des BMBF-Förderschwerpunkts „Neue Medien in der Bildung“ seit Mai 2005 gefördert. Durch cHL-hybrid soll die Entwicklung und den Einsatz von E-Learning-Systemen in der Lehre hauptsächlich in technologischer Hinsicht unterstützt werden.
Mit dem Projekt cHL-hybrid wird ein technologiegetriebenes Organisationskonzept entwickelt und erprobt, das Prozess- und Produktinnovationen im Bereich E-Learning in einer Großuniversität fördert. Die zentrale Anforderung an ein Organisationsmodell zur Integration von E-Learning in Großuniversitäten besteht in der Harmonisierung zentraler und dezentraler Interessen. Als Lösungsansatz dienen Erkenntnisse aus dem Bereich der Gestaltung und Nutzung hybrider Systeme. Hybridität bedeutet für das Organisationskonzept einer computergestützten Hochschullehre, nicht nur eine gemeinsame Basis für das Gesamtsystem zu schaffen, sondern gleichzeitig auch begründete Unterschiedlichkeiten für die Forschungs- und Lerneinheiten zu pflegen. Die Heterogenität der Hochschullehre soll nicht etwa homogenisiert werden, sondern sich als hybrides System entfalten.
Im Zentrum des Projekts steht ein Anreizsystem, das die Interessen der unterschiedlichen dezentralen Einheiten und die Interessen der Hochschulleitung aufeinander abstimmt. Zur Realisierung des Anreizmanagements werden Referenzmodelle und Referenztechnologien eingesetzt sowie Finanz- und Serviceleistungen angeboten. Durch Referenzmodelle werden sowohl die Geschäftsprozesse als auch die Kompetenzfelder intersubjektiv nachvollziehbar dokumentiert. Die Bereitstellung von Referenztechnologien versetzt die Lehr- und Forschungseinheiten in die Lage, Innovationen auf dem Gebiet E-Learning nicht nur effizient zu nutzen, sondern diese auch selbst zu erbringen. Ein "Call for Innovation" bietet den dezentralen Einheiten die Möglichkeit, Fördergelder (Bundesmittel und zentrale Finanzmittel der Hochschule) für ihre Innovationsprojekte einzuwerben. Als weiterer Anreiz werden Serviceleistungen im Bereich E-Learning angeboten, die von den dezentralen Einheiten unentgeltlich in Anspruch genommen werden können. Zur Einführung der neuen organisatorischen Strukturen ist ein dezidiertes Change Management notwendig. Die für den Strukturwandel benötigten Kompetenzen werden in einem E-Learning-Zentrum gebündelt. Durch ein Coaching-Modell werden die Aufgaben zur E-Learning-Organisation systematisch an die Primärorganisation abgegeben.
Im Rahmen des Netzwerkmanagements erfolgt eine Einbindung der Universität in nationale und internationale eScience- und eBusiness-Netzwerke. Die Einbindung in eScience-Netzwerke erfolgt durch Nutzung der Potenziale des Grid-Computing und fördert die Bildung von Wissensnetzwerken. Durch die Einbindung in eBusiness-Netzwerken können die realisierten Produkt- und Prozessinnovationen professionell vermarktet werden und somit zusätzliche Einnahmen generiert werden.
Durch ein Innovationsmanagement sollen Prozess- und Produktinnovationen an der Universität Münster gefördert werden. Neben den positiven Effekten für den Standort Münster wird auf diese Weise die Leistungsfähigkeit des entwickelten Organisationsmodells zur E-Learning-Integration an Großuniversitäten erprobt.