Medientheorien
Aus kulturwissenschaftlicher Sicht bildet das Herausarbeiten des innovativen Potentials digitaler Technologien einen wichtigen Bereich der Medientheorie. Hierzu gehört eine kritische Reflexion der weit verbreiteten, aber häufig unscharf eingesetzten Begriffe "Multimedia" und "Hypermedia" ebenso wie neue Perspektiven der Produktionsprozesse und Rezeptionsästhetik.
Was ist tatsächlich "neu" an den "Neuen Medien"? Diese Frage eindeutig zu beantworten, scheitert schon daran, dass die Ansichten darüber, was genau Medien seien, geteilt sind.
Zeichentheoretisch sind Medien ein "Dazwischen" - sie vermitteln zwischen Gegenstand und Interpretant (Roesler, 2003) und bilden Bestandteile kommunikativer und informativer Prozesse. Als Medien zählen in dieser Sicht Rede und Schrift genauso wie die Massenmedien Fernsehen, Radio oder Zeitung.
In der Denkschule McLuhans verstanden, umfassen Medien dagegen alles, was als "extension of man" dient und Effekte auf unsere Wahrnehmung hat. In diesem Sinne können sämtliche Artefakte - Geld, Flugzeuge etc. - Medien sein bzw. werden, wenn sie in einem entsprechenden funktionalen Zusammenhang zu unserer Wahrnehmung stehen (McLuhan, 1966).
Ebenso umstritten ist der Zusammenhang zwischen Medien und Bedeutung: Vermitteln oder erzeugen Medien Sinn? Sind Medien selbst die Botschaft, wie McLuhans Formel "medium as a message" postuliert, gibt ein kein Außerhalb des Medialen. Dies ist eine Umkehrung der erkenntnistheoretischen Tradition, die Medien als wirklichkeitsvermittelndes Vehikel und materielle Realisierung abstrakter Gehalte begreift. Krämer (2003) bezieht eine Zwischenposition, indem sie zeigt, wie Medien dasjenige, was sie übertragen, mitbedingen und prägen.
Für ein Verständnis der Neuen Medien ist der Medienbegriff des Werkzeugs hilfreich. Medien werden als Ermöglichungen des Denkens, des Verstehens, des Bewusstseins gedeutet. "Jedes Medium macht etwas möglich, das vor dem Auftreten des Mediums nicht möglich war" (Engell, 2003). Dass jedes Medium ebenso auch Grenzen setzt, sollten Ihnen bei Umgang und Auswahl bewusst sein.
Weitere Informationen:
- Der Langtext Medientheorien des Computers (PDF) befasst sich mit den Besonderheiten digitaler Medien im Spiegel medientheoretischer Positionen. Dabei wird ein einführender Überblick zu verschiedenen Autorinnen und Autoren gegeben, die zur Gestaltung und Nutzung computer- oder internetbasierter Umgebungen Thesen ausformuliert haben.
- Zu den narrativen und ästhetischen Perspektiven, die Neue Medien eröffnen, finden Sie auf folgenden Seiten Materialen:
- LIDWIG ist eine Hypertextumgebung, die sich mit dem Thema "Lesen in Zeiten des Internets" auseinandersetzt und bietet neben einer Übersicht über Praktiken der Lektüre auch viele Informationen zu Hypertexttheorie.
- Ctheory.net ist eine englischsprachige Website zum Thema Medientheorie.
- Die von Frank Hartmann betreute Webseite Medienphilosophie bietet aktuelle Links, eine Textsammlung und Hinweise auf einschlägige Publikationen.
- Der Internetauftritt von Mike Sandbothe bietet zahlreiche Publikationen zum Download.