Fragebogen

Ein für die Sammlung subjektiver Evaluationsdaten weit verbreitetes Verfahren ist der Fragebogen. Auch hier hat das Internet einiges einfacher gemacht: Bei der Verwendung von Online-Fragebögen liegen die Daten bereits elektronisch vor und können leichter ausgewertet werden.

Produkte

Ein Anwendungsprogramm für die Unterstützung webgestützter Befragungen ist Grafstat, das für öffentliche Bildungseinrichtungen gratis zur Verfügung gestallt wird. Es unterstützt alle Schritte für die Arbeit an einer Befragungsaktion: vom Aufbau des Fragebogens über den Ausdruck eines ausfüllfertigen Fragebogens bzw. die Generierung eines HTML-Formulars für Internet-Befragungen und die Erfassung der Daten bis hin zu vielfältigen Darstellungsmöglichkeiten einschließlich Druck, Grafikexport und HTML-Dokumentation.

Einsatz

Der methodische Aufwand bei der Entwicklung eines Fragebogens ist in der Regel nur dann gerechtfertigt, wenn:

  • die benötigten Evaluationsdaten nicht leichter auf andere Weise beschafft werden können,
  • die Fragen von den Adressaten überhaupt kompetent beantwortet werden können,
  • sich die Befragungsergebnisse eindeutig auswerten lassen und
  • sich später aus den Befunden eindeutig Konsequenzen ziehen lassen.

 

Vorüberlegungen

Bevor die Konstruktion einzelner Fragen und Antwortvorgaben (Items) in Angriff genommen wird, sollten Sie zunächst eine Reihe grundsätzlicher Fragen klären:

  • Was ist das Ziel der Befragung? Soll der Fragebogen helfen, im Rahmen formativer Evaluation zu optimieren oder wird er zur Überprüfung der Wirksamkeit des Lernangebotes eingesetzt?
  • Welche Zielgruppe soll befragt werden (z.B. Lehrende oder Lernende)? Soll eine repräsentative Stichprobe befragt werden oder soll eine Totalbefragung aller Adressaten durchgeführt werden?
  • Welche Themenbereiche sind von Interesse? Welche Einflussgrößen sollen in die Untersuchung eingehen? Werden soziographische Daten zur Unterscheidung einzelner Adressatengruppen benötigt? Spielen Lernvoraussetzungen der Adressaten eine zentrale Rolle?
  • Welche Formen der Fragen und Antworten sollen verwendet werden? Offene Fragen mit freier Antwortmöglichkeit oder vorgegebene (gebundene) Wahlantworten (Multiple-Choice, Ja-Nein Antworten, Unrteilsskalen, Noten, Punkte)? Welches Skalenniveau sollen die Antwortalternativen aufweisen?

Als Faustregel für die spätere statistische Verarbeitung von Fragebogendaten kann gelten, dass Daten auf relativ einfachem Messniveau (Nominal - und Ordinalskalen) in der Regel auch nur statistische Prozeduren auf einfachem Niveau (z. B. Häufigkeitszählungen, Bestimmungen relativer Häufigkeiten) ermöglichen. Komplexere statistische Prozeduren, etwa Korrelation oder eine Überprüfung der Bedeutsamkeit von Mittelwertunterschieden, setzen ein höheres Skalenniveau (Intervallskalen oder Verhältnisskalen) voraus.

Wiederholte Befragungen

Bei wiederholten Befragungen der gleichen Personen ist bei der Festlegung der Größe der Befragungsstichprobe auch der von Frage zu Frage oft unterschiedliche Drop-out bei den Antworten zu berücksichtigen. Nicht zu unterschätzen ist außerdem der Anteil derer, die bei einer Befragungsstufe überhaupt nicht antworten, so dass letztlich nur sehr wenige komplette Datensätze für die Auswertung zur Verfügung stehen.

Fehlerquellen

Ein Fragebogen kann viele Fehlerquellen beinhalten, die die Gültigkeit der Ergebnisse einschränken. Ein Indiz für mögliche Probleme in der Fragebogengestaltung ist, dass eine Frage von auffallend vielen Adressaten nicht beantwortet wird. In der Praxis kann dies sehr unterschiedliche Gründe haben:

  • Die Frage wird nicht oder nicht eindeutig verstanden.
  • Die Frage ist schwer zu beantworten, da kaum auf Erfahrungen zurückgegriffen werden kann.
  • Die Antwortalternativen sind mehrdeutig bzw. missverständlich formuliert.
  • Die Antwortskala passt nicht zur Fragestellung.

Auch eine auffallend hohe oder geringe Varianz der einzelnen Antworten kann ein erstes Anzeichen für eine erforderliche Revision der Fragen sein. Diese Auffälligkeiten können zum Beispiel auf suggestive oder ambivalente Fragestellungen hinweisen.

Aufbau eines Fragebogens

Die Abfolge einzelner Fragen sollte nicht willkürlich erfolgen, sondern so gestaltet sein, dass ein Dialog entsteht. Zu Beginn eines Fragebogens ist es wichtig, ein Vertrauensverhältnis herzustellen. Hierzu gehört eine offene und umfassende Information über den Zweck der Befragung. Eine sinnvolle Reihung einzelner Fragen können Sie dadurch erzielen, dass Sie verschiedene Arten von Fragen gruppieren, z.B. zunächst demographische Daten erheben, Fragen zu Lernvoraussetzungen stellen und anschließend um Bewertungen bitten.

Für die Antwortbereitschaft der Befragten und die Gültigkeit der Antworten kann es von Bedeutung sein, ob die Daten personenbezogen oder anonymisiert erhoben werden. Beachten Sie außerdem die datenschutzrechtlichen Bestimmungen des Bundesdatenschutzgesetzes.

Letzte Änderung: 03.02.2016