Motivation

Die Motivation von Lernenden ist für eine effektive Wissensvermittlung von großer Bedeutung. Lehrende können zwar nur bedingt auf diese Lernvoraussetzung Einfluss nehmen, aber die Kenntnis von Motivationsfaktoren kann helfen, die Rezeption der Lerninhalte zu verbessern, etwa durch Gruppenarbeit oder durch die Optimierung eines interaktiven Medienangebots.

Laut Spitzer (1996) wird die individuelle Motivation von verschiedenen Grundfaktoren beeinflusst. Anhand seiner Auflistung lassen sich motivationsfördernde Elemente in multimedialen Lehrformen bewerten. Spitzer nennt in seinem Ansatz zehn Faktoren für Motivation: 

  • aktive Teilnahme und Interaktionsmöglichkeiten,
  • Spaß am Umgang mit dem Lernmaterial,
  • Abwechslungsreichtum,
  • Wahlmöglichkeiten im Lernsystem,
  • Möglichkeit zur sozialen Interaktion,
  • Fehlertoleranz und Verzicht auf demotivierende Bestrafung,
  • positiv formuliertes Richtmaß für Lernerfolg,
  • begleitende Rückmeldungen,
  • Herausforderungsgrad des Stoffs und
  • Anerkennung des Lernfortschritts.

Nach Vath et al. (2001) können im E-Learning Bereich besonders die Faktoren persönliches Feedback und Anerkennung der Motivation abträglich sein.

Eine weitestgehend selbst zu erschließende Lernumgebung birgt zudem das Risiko, sich nicht zielsicher in der Materie fortzubewegen. Je größer die Misserfolge, desto niedriger wird die Frustrationsschwelle der Lernenden.

Extrinsische vs. intrinsische Motivation

Hinsichtlich der Lernmotivation lassen sich zwei Quellen unterscheiden:

  • Intrinsische Motivation: Sie folgt einem inneren Anreiz, z.B. Interesse oder Spaß. Vorwiegend intrinsisch motivierte Lernende benötigen in der Regel keine zusätzlichen Anreize, um sich mit dem Lernstoff auseinanderzusetzen.
  • Extrinsische Motivation: Sie folgt einem äußeren Anreiz, z.B. Anerkennung durch Noten und Abschlüsse. Vorwiegend extrinsisch motivierte Lernende benötigen mehr Rückmeldung, klare Lernziele und überschaubare Lerneinheiten (Vath et al., 2001).

Durch die Gestaltung des multimedialen Lernangebots kann im Idealfall die Frustrationsschwelle der extrinsisch motivierten Lernenden erhöht werden, ohne dass sich gleichzeitig die "Intrinsiker" behindert oder gegängelt fühlen. Ihnen kommt es grundsätzlich entgegen, wenn ein möglichst umfangreiches Informationsangebot zur Verfügung steht und eine weitgehende Selbstkontrolle über den Lernweg die Nutzung des Angebots erleichtert.

Motivation bei Gruppenarbeit

Für das Lernen in computergestützten kooperativen Lernumgebungen von besonderer Bedeutung ist das kognitiv-rationale Motivationsmodell. Ihmzufolge ist Motivation eine Funktion aus den vier Faktoren Situation, Handlung, Ergebnis und Folgen (Weinberger & Fischer, 2004).

Auf dieser Grundlage helfen vier Fragen, individuelle Motivation zu erklären und diese Erkenntnisse in die Gestaltung der computergestützten Lernumgebung einfließen zu lassen:

  • Erscheint das Ergebnis bereits durch die Situation festgelegt? Beispiel: Genügt es, sich in ein virtuelles Seminar einzuschreiben, um einen Leistungsnachweis zu erhalten?
  • Kann man das angepeilte Ergebnis herbeiführen? Beispiel: Ist mein aktiver Beitrag wichtig für die angeforderte Gruppenarbeit?
  • Sind einem die möglichen Folgen des Ergebnisses wichtig genug? Beispiel: Brauche ich den Leistungsnachweis wirklich?
  • Zieht das Ergebnis auch die gewünschten Folgen nach sich? Beispiel: Bekomme ich eine bessere Note, wenn ich mich an der Gruppenarbeit beteilige?

Die Gestaltung der Lernumgebung sollte die handlungsbejahende Antwort auf jede dieser Frage fördern. So sollte z.B. ein angebotenes Forum, ein Chatroom oder eine Videokonferenz so anmoderiert werden, dass die Lernenden einen verlässlichen Zusammenhang zwischen ihrer Beteiligung daran und dem Handlungsergebnis erkennen.

Förderung der Motivation

Insgesamt empfiehlt es sich beim E-Learning, wohl dosierte Feedbackfunktionen einzubauen, die Nutzern Möglichkeiten zur Rückkopplung bieten, diese aber nicht aufzwingen, wenn Aufgaben selbständig erfüllt werden möchten. Darüber hinaus sollten ausreichend Kontrollmöglichkeiten der Lernenden über ihre Handlungen eingebaut werden, um die Motivation positiv zu beeinflussen.

Weitere Informationen entnehmen Sie dem Bereich Methoden.

Letzte Änderung: 17.06.2015