Projektarbeit
Projektarbeit zielt auf die Eigenaktivität der Studierenden ab. Projekte sollen einen praktischen Bezug zum späteren Berufsalltag aufweisen. Durch die selbstständige Durchführung erlangen die Teilnehmenden nicht nur fachliche, sondern auch organisatorische Kompetenzen.
Ein Vorwurf, dem sich die Hochschulausbildung ausgesetzt sieht, ist, dass sie zu viel "totes" Wissen produziere, das Absolventen kaum zur Bewältigung von praktischen Handlungssituationen im Sinne von problemorientierten Lösungen befähige.
In diesem Sinne bieten die digitalen Medien vielfältige Potenziale, authentische Handlungssituationen herzustellen. So können beispielsweise Unternehmensplanspiele die situierte Anwendung betriebswirtschaftlichen Wissens ermöglichen (Mandl & Reinmann-Rothmeier, 2000).
Group Investigation
Bei der "Group Investigation" (Sharan & Hertz-Lazarowitz, 1980) arbeiten Lernende, weitgehend ohne Intervention der Dozierenden, in kleinen, leistungsheterogenen Gruppen an einem selbst gesteuerten Projekt. Diese Methode umfasst sechs Phasen - von Auswahl des Themas über Planung der Lernaufgabe, Durchführung der Untersuchung, Vorbereitung und Vorstellung eines Abschlussberichts bis zur Evaluation.
Tsoi, Goh und Chia (2004) stellen ein Group Investigation-Projekt vor, bei dem angehende Chemielehrer ihre Zusammenarbeit zu verbessern lernten. Für einen effektiven Ablauf müssen Dozierenden über Vorkenntnisse zu wesentlichen Komponenten des Gruppenlernens verfügen, einschließlich einer guten Einschätzung der Leistungsstärke in der Gruppe und des Vermögens, eine authentische Aufgabe zu entwerfen sowie eine Bandbreite an Quellen vorzuhalten.
Fallstudie
Die Fallstudie ist eine Form problemorientierten Lernens, bei der die Lernenden anhand eines konstruierten Falles Lösungsstrategien für die Planung, Durchführung und Evaluierung von Lehr-Lern-Prozessen entwickeln. Dem Fall liegen reale Verhältnisse zugrunde, die nicht einfach durch die Anwendung einzelner Formeln, Rechenverfahren, Modelle etc. zu lösen sind. Die Bearbeitung des Falles kann dabei sowohl individuell als auch in Gruppenarbeit erfolgen. Der Fall sollte problemorientiert, komplex und realitätsnah sein.
Als methodisches Mittel zur Problemlösung empfiehlt Oliver (2001) das "fallorientierte Schlussfolgern" bzw "fallbasierte Schließen" (case-based reasoning), bei dem die spezifischen Erfahrungen, wie in früheren Fällen die Probleme gelöst wurden, eine zentrale Rolle spielen. Im Vergleich zu anderen komplexen Lehr-Lern-Arrangements wie dem Planspiel ist die Fallstudie in ihrer Entwicklung und in ihrem Einsatz weniger zeitintensiv und flexibler zu handhaben. Ihre Verwendung bedarf zudem i.d.R. keiner großen technischen oder organisatorischen Voraussetzungen.
Beispiele
Fallstudien lassen sich online gut einsetzen und zudem interaktiv gestalten, wie dies zum Beispiel die ETH Zürich durchgeführt hat. Ihre interaktive Fallstudie handelt von einem amerikanischen Warenhauskonzern, der eine Markt- und Konkurrenzanalyse für den Standort New York in Auftrag gegeben hat, weil er dort mit Absatzproblemen zu kämpfen hat.
Orngreen (2004) schildert erste Ergebnisse der dänischen virtuellen Lernumgebung "CaseMaker", mit der Dozierende bei der Entwicklung von Fallstudien und Studierende bei deren individueller bzw. gemeinschaftlicher Analyse unterstützt werden sollen.
Problemorientiertes Lernen (POL)
Beim problemorientierten Lernen werden die eigenen Vorkenntnisse und der Informationsbedarf mittels einer Fragestellung festgestellt. Davon ausgehend werden die eigenen Lernziele definiert und im weiteren Verlauf das Problem gelöst (Flechsig, 1996).
Als Methode wurde POL zunächst Mitte der 80er Jahre im Rahmen der medizinischen Ausbildung entwickelt. Dabei arbeiteten Lernende in kleinen Gruppen unter der Leitung eines Moderators daran, den medizinischen Zustand eines konkreten Patienten zu diagnostizieren und, im Sinne der Problemlösung, ihre Diagnose sowie ihre Behandlungsempfehlung zu begründen. So wird das erlernte konzeptionelle Wissen am konkreten Problemfall erprobt und angewandt. Die Rolle des Dozierenden beim POL ist es, für ein positives Lernumfeld zu sorgen, das zum gemeinsamen Lernen ermuntert, und gegebenenfalls die Lernenden mit Grundlagenmaterial zu versorgen (Oliver, 2001).
Beispiele
- Die Universität Jena räumt problemorientiertem Lernen im Medizinstudium großen Raum ein und hat einen multimedialen Fallpool für POL eingerichtet.