Gruppenlernen

Gemeinsam lernt es sich leichter: Kooperatives Lernen kann positive Effekte auf die Lernleistung der Studierenden haben und fördert zudem die soziale Kompetenz. Doch der gemeinsame Lernprozess muss moderiert und strukturiert werden. Ohne Steuerung durch den Dozierenden kann die Kooperation leicht im Sande verlaufen.

Die meisten kooperativen Lernformen sind in einer großen Bandbreite von Fächern, Zielgruppen und Lehrszenarien einsetzbar; sie unterscheiden sich voneinander besonders im Grad der Selbstorganisation sowie in der Form der Leistungsbewertung. Grundsätzlich werden die Lernenden durch die kooperative Anreizstruktur dazu angeregt, sich beim Lernen gegenseitig zu unterstützen. Verantwortung soll nicht nur für die eigene Lernleistung sondern auch für die der Gruppenmitglieder übernommen werden (Lin, 2005).

In dieser Vertiefung stellen wir Ihnen verschiedene Methoden vor, mit denen Sie Gruppenarbeit gestalten und für den Einsatz in Online- bzw. Blended Learning Szenarien adaptieren können:

 

Methode des gemeinsamen Lernens (Learning together)

Beim Learning together handelt es sich um die Zusammenfassung verschiedener kooperativer Elemente, die in kurz- oder langfristigen Lerngruppen von vier bis fünf Teilnehmern zum Einsatz kommen. Die Gruppe bearbeitet eine gemeinsam zu bewältigende Aufgabe; sie ist für den Lernerfolg aller Gruppenmitglieder verantwortlich. Die Aufgaben für die einzelnen Gruppen sind häufig parallel, ein arbeitsteiliges Vorgehen mit gegenseitiger Vermittlung kann, muss aber nicht vorliegen.

Fünf Qualitätsmerkmale gemeinsamen Lernens haben die Entwickler Johnson und Johnson (1994) hierfür identifiziert:

  • positive Interdependenz,
  • direkte Interaktion,
  • individuelle Verantwortlichkeit,
  • soziale Fertigkeiten,
  • Evaluation des Gruppenprozesses.

Besonders in Bezug auf die positive Interdependenz und die individuelle Verantwortlichkeit weisen Lou, Abrami und d’Appollonia (2001) auf die besondere Effektivität von Dyaden gegenüber größeren Gruppen beim E-Learning hin - zu zweit kann der webbasierte Austausch oft effektiver und gleichberechtigter erfolgen als in einer größeren Gruppe. Gute Ergebnisse beim computergestützten gemeinsamen Lernen stellen sie darüber hinaus vor allem dann ein, wenn ein explizites Gruppenziel vorliegt und eine Aufgabe speziell für die Gruppenarbeit konzipiert wird.

Konstruktive Kontroverse

Johnson und Johnson (1992) haben die Methode der Konstruktiven Kontroverse entwickelt, bei der ein Thema innerhalb einer Lerngruppe aus verschiedenen Perspektiven kontrovers diskutiert wird. Diese Methode soll u.a. die Lernenden dazu anregen, für einen Dissens gemeinsame Lösungen zu entwickeln. In Kleingruppen (besonders geeignet sind Vierergruppen, die sich paarweise aufteilen) werden dabei unterschiedliche Positionen eingenommen und entsprechend diskutiert, dann werden die Diskussionsrollen gewechselt. Am Ende sollen die Gruppenmitglieder gemeinsam einen inhaltlichen Konsens entwickeln. So soll das Wissen und Verständnis der Teilnehmenden und der Gruppe als Ganzes gefördert werden. In Online-Umgebungen kann diese Methode eingesetzt werden, um die Diskussion in einem Forum oder Weblog anzuregen.

Gruppenralley

In der so genannten Gruppenralley (gebräuchlich ist auch die Abkürzung STAD = Student Teams Achievement Division) von Slavin (1993) soll eine Kombination von Gruppenbelohnung und individueller Verantwortung Lernende in Gruppen dazu bringen, sich gegenseitig zu unterstützen. Dabei werden die Inhalte zunächst vorgestellt und dann in Kleingruppen auf der Basis verschiedener Arbeitsmaterialien eingeübt. Anschließend werden sie in einem Quiz überprüft. Hier müssen die Lernenden einzeln Punkte sammeln, die dann zusammengenommen das Ergebnis für das Team ausmachen. Während der Bewertung ihrer Leistungen sollten die Lernenden auch über die Art ihrer Zusammenarbeit nachdenken und wie sie diese in der Gruppe noch verbessern können. Diese Lernleistung wird individuell bewertet.

Lernzirkel

Analog zum Zirkeltraining im Sport, durchlaufen die Lernenden beim Lernzirkel verschiedene Stationen, die sich an einem ausgewählten Thema orientieren. An jeder Station steht didaktisch aufbereitetes Material bereit, das ohne Hilfe eines Dozierenden bearbeitet werden kann. Dabei können die Lernenden ihr individuelles Arbeitstempo auswählen (Mahlberg, 2002). Diese Methode ist für den Einsatz im Präsenzunterricht gedacht, kann aber durch den Einsatz digitaler Medien aufgewertet werden. In diesem Zusammenhang empfiehlt sich die Einbeziehung von Audio-, Video- und allgemein Internet-Quellen an den einzelnen Stationen.