E-Portfolio
E-Portfolios sind netzbasierte Sammelmappen, die verschiedene digitale Medien und Services integrieren und auch im E-Learning eingesetzt werden. Studierende kreieren und pflegen ein E-Portfolio als digitalen Speicher der Artefakte, die sie im Verlauf einer Veranstaltung oder auch während des gesamten Studiums erstellen. Das elektronische Portfolio können Studierende benutzen, um Kompetenz auszuweisen und ihren Lernprozess zu reflektieren.
Archivierter Portalinhalt
Ein E-Portfolio ähnelt einer persönlichen Webseite. Hauptbestandteile sind die Sammlung von Arbeitsergebnissen, verbunden mit Anmerkungen von Tutoren, Lehrenden und Kommilitonen, Feedbackmöglichkeiten und persönlichen Reflexionen.
Mögliche Inhalte eines Portfolios
|
Formen von Portfolios
Es gibt unterschiedliche Anwendungsfelder für E-Portfolios und verschiedene Zielsetzungen, die den Einsatz eines Portfolios begründen (Mason et al., 2004) :
- Entwicklung: Das Portfolio wird genutzt, damit Lernende im Verlauf ihres Studiums einen Materialkorpus zusammentragen, der ihre Entwicklung widerspiegelt. Dies ermöglicht den Studierenden, Lehrveranstaltungen miteinander ebenso wie Aktivitäten außerhalb der Hochschule in Beziehung zu setzen und diese im Zusammenhang mit ihren persönlichen Zielen zu reflektieren.
- Präsentation: Das Portfolio dient in erster Linie dazu, durch Arbeitsproben Kompetenzen auszuweisen. Es wird im Sinne eines mit Materialien angereicherten Lebenslaufs aufgebaut und verwendet.
- Bewertung & Feedback: Die Portfolios geben sowohl Endresultate als auch Zwischenergebnisse der Veranstaltungsteilnehmer wieder und können für Bewertungs- sowie Rückmeldungszwecke verwendet werden. Für die Bewertung von Gruppenarbeit ist ein gemeinsam gepflegtes Portfolio eine geeignete Methode. Der Schwerpunkt der Bewertung liegt dabei auf kollaborativ erstellten Ergebnissen.
Soll ein Portfolio für verschiedene Zwecke genutzt werden, müssen die Studierenden die Möglichkeit haben, unterschiedliche Ausgaben zu erstellen und Zugriffsrechte zu kontrollieren (Tosh & Werdmuller, 2004) .
Gestaltung von E-PortfoliosDie Erstellung von Portfolios ist ein mehrstufiger Prozess (Levin, 2002 ; Barret, 2003), wobei die einzelnen Schritte je nach Schwerpunkt der Lehrveranstaltung und Zielsetzung variieren können. Folgende Schritte können als Ablaufplan dienen:
- Auswahl: Das Material für das E-Portfolio wird von den Studierenden zusammengestellt. Die elektronische Speicherform erlaubt den Studierenden, ihre Materialien komfortabel zu speichern, flexibel zu organisieren und ggf. zu verändern und zu restrukturieren.
- Beschreibung und Analyse: Das Material wird mit einer aussagekräftigen Beschreibung, z.B. in Form einer Zusammenfassung oder eines Abstracts, versehen. Gegebenenfalls wird die Medienwahl begründet sowie Besonderheiten oder Erfahrungen herausgestellt. So können z.B. zu einer PowerPoint-Präsentation Notizen über den Ablauf des Vortrags und die Reaktionen der Zuhörer gespeichert werden.
- Reflexion: Die Studierenden reflektieren die Qualität ihrer Arbeit und benennen „lessons learned“, z.B. Erfahrungen, die sie bei der Vorbereitung eines Referats oder während der Erstellung einer Hausarbeit gesammelt haben.
- Vergleich & Rückmeldung: Je nachdem, wie die Zugangsrechte geregelt sind, können die Studierenden ihre Arbeiten mit denen von Kommilitonen vergleichen oder an z.B. auf der Veranstaltungshomepage dargestellten Leistungsindikatoren messen. So kann in einem iterativen Prozess die Qualität von Arbeitsergebnissen verbessert werden. Durch das Portfolio-Format können außer Dozierenden und Tutorinnen auch andere Teilnehmende zu einzelnen Ergebnissen Rückmeldungen geben.
Einen guten Überblick zum Einsatz von E-Portfolios an Universitäten bietet der zweite
SCIL-Arbeitsbericht "Ne(x)t Generation E-Learning"
von 2007, der in der Rubrik "Materialien" im Portal kurz vorgestellt wird. An der
Johns Hopkins University
finden Sie eine Guided Tour zum Einsatz von E-Portfolios.
Beispiele
- Auf den Webseiten des Kalamozoo College findet sich eine
Sammlung besonders gelungener studentischer Portfolios.
- Das eFolio Projekt der Universitäten und Colleges von Minnesota bietet ein generisches Beispiel für ein studentisches E-Portfolio an.
- Ein selbstreferentielles Beispiel für die Arbeit mit E-Portfolios ist der ePortfolio-Blog von Studierenden der Pädagogischen Hochschule des Kantons St.Gallen (CH).
- Das
E-Portfolio Portal der Pädagogischen Hochschule des Kantons St. Gallen
ist ein Weblog, das eine Vielzahl von E-Portfolios per Hyperlink zugänglich macht. Es finden sich dort sowohl Angebote von Dozierenden als auch studentische Portfolios, die z.B. zur Dokumentation von Projekten. Allen ist gemeinsam, dass sie als Weblog umgesetzt sind.
- Das englischsprachige ePortfolio portal bietet einen sehr umfangreichen Überblick über Bedeutung, verschiedene Typen und den Einsatz von E-Portfolios. Auf der Homepage finden sich neben Anleitungen für die Erstellung eines Portfolios, auch besonders gelungene Beispiele aus verschiedenen Universitäten. Das Portal fördert außerdem den Austausch zwischen Entwicklenden und Benutzenden von E-Pofolios.
Das Thema E-Portfolios ist Gegenstand unterschiedlicher Fördermaßnahmen und Forschungsprojekte.
- Auf europäischer Ebene beschäftigt sich das EPICC (European Portifolio Initiatives Coordination Committee ) mit der Etablierung von E-Portfolios in Europa. Diese Initiative ist ein Projekt von EIfEL (European Institute for E-Learning) und soll die verschiedenen europaweiten Projekte und Institutionen koordinieren. Aus diesem Projekt heraus ist das Consortium Europortfolio entstanden, ein europäisches Netzwerk von Professionellen und Organisationen im Bereich E-Portfolios. Dieses Netzwerk hat weiterhin das Memorandum "ePortfolio for all" verabschiedet, das vorsieht E-Portfolios bis 2010 auf europäischer Ebene zu etablieren.
- In Österreich wurde 2005 im Rahmen der Initiative „ eLearning pro Austria (eLpA) “ durch das österreichische Bildungsministerim bm:bwk eine Initiative zur Entwicklung einer nationalen E-Portfolio-Strategie ins Leben gerufen. Diese hat sich zum Ziel gesetzt, E-Portfolios als ein Instrument des lebenbegleitenden Lernens bis 2010 nachhaltig im Bildungswesen und der Industrie zu etablieren. Die Initiative ist ein Teil der EifEL-Kampagne „ePortfolio for all“ und hat Anfang des Jahres 2007 einige Projekte zur Erreichung dieses Ziels gestartet:
- An der Donau-Universität Krems wurde das Projekt Bildungspolitische Rahmenbedingungen für den Einsatz von ePortfolios an Hochschulen ins Leben gerufen.
- Zum selben Zeitpunkt entstand ebenfalls an der Donau-Universität Krems das Projekt ePortfolio Modellfälle das sich mit Implementierungsstrategien für integrierte ePortfolios im tertiären Bildungsbereich befasst.
- Das vom Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung in Autrag gegebene zweijährige Forschungsprojekt "Einsatz von E-Portfolios an (österreichischen) Hochschulen" wurde Ende 2008 erfolgreich abgeschlossen. Seit 31. März 2009 ist nun eine recht ausführliche Zusammenfassung des Endberichts als Download verfügbar.
- Das EduMedia-Team hat im Auftrag des Vereins Forum Neue Medien in der Lehre Austria (fnm-austria) Anfang Juli 2007 einen ausführlichen Bericht zum Einsatz von E-Portfolios an Hochschulen vorgelegt. Die Studie bietet einen Überblick zu Hintergründen und E-Portfolio-Szenarien an Hochschulen, eine praxisnahe Evaluation und Analyse von E-Portfolio-Software.
Umsetzung von Portfolios
E-Portfolios können auf verschiedenen Systemen und Plattformen basieren. Welche technische Infrastruktur im Einzelfall geeignet ist, hängt von den Einsatzzwecken des Portfolios ab. Informationen zu Realisierungsmöglichkeiten - z.B. mittels
Weblog,
Wiki
oder
Content Management Systemen
- finden Sie im Bereich Medientechnik.
Die technische Umsetzung von E-Portfolios wird auch im Zusammenhang mit Semantic Web Technologien diskutiert. Hier werden Vorteile in der Verwendung spezieller Ontologien für E-Portfolio-Templates gesehen, die verbesserte Suchfunktionen und die flexiblere (Wieder-)Verwendung von Content ermöglichen und so grundlegende Schritte auf dem Weg zu einer stärkeren Etablierung von E-Portfolios im Bildungs- und Unternehmensbereich darstellen. (vgl. Hilzensauer et al. 2006 ; Behrendt et al., 2005)