Schaubild
Sie wollen Ihre Lehrinhalte durch Schaubilder anreichern, Ihnen fehlt aber die zündende Idee für eine grafische Umsetzung? In dieser Vertiefung erläutern wir Ihnen einige Kompositionsregeln und geben Tipps für die Erstellung.
Schaubilder (auch Charts oder Informationsgrafiken genannt) repräsentieren und vermitteln qualitative Zusammenhänge zwischen Begriffen, Kategorien und Aussagen. Ein Schaubild besteht aus Einheiten, die durch inhaltliche Verbindungen verknüpft und räumlich angeordnet werden (Ballstaedt, 1997). |
Vorteile
Schaubilder erhöhen den Grad der Aufmerksamkeit in Präsentationen. Sie
optimieren bei den Teilnehmenden die Aufnahmebereitschaft und den Transfer
von Informationen. Ein abwechslungsreicher Medieneinsatz aktiviert die
Teilnehmenden und platziert Kernaussagen nachhaltig. Schaubilder erfüllen
drei zentrale Funktionen:
- Motivationsfunktion: Bilder können Aufmerksamkeit und Neugier wecken.
- Gedächtnisstützende Funktion: Als Reproduktionshilfe können Schaubilder das Behalten und Erinnern von Informationen unterstützen.
- Strukturierungsfunktion: Schaubilder geben einen Überblick über einen Sachverhalt und ermöglichen eine Orientierung im Lernstoff.
Nachteile
Es gibt keinen Königsweg zu besserem Lernerfolg: Ein klarer Text ist
lernförderlicher als eine unübersichtliche und überladene Grafik. Je
abstrakter ein Inhalt ist, desto geeigneter ist die Wortsprache und je
konkreter ein Sachverhalt ist, desto geeigneter ist die Bildsprache (Stary, 1997) . Werden Informationsgrafiken zu komplex, ist eine
textliche Präsentation die bessere Variante.
Formen
Für verschiedene Einsatzzwecke und Wissensgebiete wurden unterschiedliche
Arten von Schaubildern entwickelt, u.a.:
- Zeitachsen: Die chronologische Anordnung von Ereignissen an einer
Zeitachse ist eine einfache Form eines Chart.
- Flowcharts: Flowcharts werden zur Darstellung von Abläufen und Prozessen verwendet. Sie dienen der Vermittlung von prozeduralem Wissen.
- Organigramme: Sie zeigen Beziehungsgeflecht zwischen Personen oder
Gruppen.
- Ven Diagramme: Ven Diagramme zeigen die Überschneidungen von Mengen und das Zusammenspiel mehrer Faktoren.
Einsatzmöglichkeiten
Gut gestaltete Informationsgrafiken können komplexe Sachverhalte
verständlich darstellen und dabei verschiedene Informationen
integrieren.
Eine Anwendungsmöglichkeit für Grafiken ist die Visualisierung von Textstrukturen: Im Sinne eines Advance Organizers wird eine grafische Organisation angeboten, die die Aufmerksamkeit auf bestimmte Konzepte lenkt und als Makrostruktur das Erinnern erleichtert.
In multimedialen Lernumgebungen können interaktive Schaubilder das Textmaterial ergänzen und als Sitemap eine ergänzende Navigationsmöglichkeit darstellen. Dazu werden Bildbereiche mit Hyperlinks hinterlegt, die mit entsprechenden textlichen oder audiovisuellen Inhalten verknüpft sind. Vertiefende Informationen zu bieten die Bereiche Navigationshilfen und Navigationsmetaphern.
Anordnung
Nach
Wurmann (1996)
gilt für die Anordnung von Informationen das
LATCH-Prinzip (Location, Alphabet, Time, Category, Hierarchy), d.h. es gibt
eine begrenzte Anzahl von Möglichkeiten, Informationen zu
gliedern:
- Raum: Die räumliche Verortung von Information in einer 2- oder 3- dimensionalen Repräsentation ist eine effektive Form um Beziehungen zwischen Informationen zu visualisieren. Beispiele sind Landkarten, Streckennetze aber auch Concept Maps und Mindmaps.
- Alphabet: Ein Beispiel für alphabetische Anordnungen sind Stichwortverzeichnisse, Glossare und Literaturlisten. Sie nutzen aus, dass die alphabetische Sequenzierung ein den meisten Menschen seit frühester Kindheit vertrautes Organisationsmuster darstellt.
- Zeit: Beispiele für eine temporal organisierte Inhaltsstruktur sind Fahrpläne, historische Darstellungen entlang eines Zeitpfeils, aber auch Gebrauchsanweisungen und Rezepte. Zeitliche Kategorien können Minuten, Stunden, Tage, Jahre und Jahrhunderte aber auch Prozesse, Perioden oder Meilensteine sein.
- Kategorie: Kategorienbildung ist eine verbreitete und verlässliche Form der Informationspräsentation. Diese Organisationsform gruppiert Informationen entlang bestimmter, als im Verwendungszusammenhang wichtig definierter Attribute. Hierarchie: Eine qualitative oder quantitative Relation von Informationen kann durch die Präsentation in einer hierarchischen Struktur ausgedrückt werden (z.B. vom Kleinsten zum Größten). Die Reihenfolge drückt dabei eine Wertung aus, z.B. Ober- und Unterbegriff.
Elemente
Welche Formen eignen sich für welche Inhalte? Wie wird ein Schaubild
aufgebaut? Die folgende Übersicht grafischer Bausteine nach
Hansen (2000)
bietet einige Anregungen für die Konstruktion von
Diagrammen oder Modellen:
Kombinationen: Ebenso wie aus Wörtern Sätze werden, können die einzelnen visuellen Bausteine zu komplexeren Formen kombiniert werden, um vielschichtige Beziehungen, Interaktionen und Strukturen abzubilden.
Weitere Informationen zur Gestaltung bietet die Vertiefung
„Gestaltgesetze“.
Erstellung
Textverarbeitungsprogramme wir Microsoft Word bzw. Star Office oder
Präsentationsprogramme wie Powerpoint (zum
Produktsteckbrief) beinhalten Vorlagen und
Autoformen, die die Erstellung von Grafiken unterstützen. Für komplexe
Grafiken eignen sich Zeichnungsprogramme wie Visio (zum Produktsteckbrief
[Artikel folgt]) oder Datenkalkulationsprogramme wie Excel. Weitere
Informationen zur Erstellung und Bearbeitung von Grafiken entnehmen Sie der
Vertiefung
Bild
im Bereich Medientechnik.