Linktypen
Wie verlinke ich richtig? In dieser Vertiefung stellen wir Ihnen eine Grammatik des Hyperlinks vor und erläutern, welche Formen der Verknüpfung sich für die Darstellung spezifischer Wissenskontexte und -relationen eignen.
Hyperlinks werden neben der Klassifizierung nach Linkzielen durch vier Grundmuster von Verknüpfungen näher spezifiziert als:
- One-to-one-Verknüpfungen
- One-to-many-Verknüpfungen
- Many-to-one-Verknüpfungen
- Many-to-many-Verknüpfungen
Zusätzlich wird von konditionalen Links gesprochen, wenn die Verknüpfung von Textknoten an bestimmte Bedingungen geknüpft ist.
One-to-one-Verknüpfungen
Die One-to-one-Verknüfpung entspricht der Gesprächssituation, die in der Kommunikationstheorie unter gleichem Namen geführt wird: Ein einziger Absender kommuniziert mit einem einzigen Empfänger. Auf den Hypertext übertragen bedeutet das, dass Knoten 1 singulär mit Knoten 2 über einen Hyperlink verbunden ist.
One-to-many-Verknüpfungen
Ein One-to-many-Link verfügt über einen Ausgangspunkt, bietet aber eine Mehrzahl von möglichen Zielpunkten an. Anders als zum Beispiel das Hypertextsystem Microcosm erlaubt das WWW -System HTML keine multiplen Verlinkungen. Über einen kleinen Umweg ist dieser Linktypus dennoch verwendbar: Die Skriptsprache JavaScript erweitert HTML um dynamische Elemente. Damit lassen sich Auswahlmenüs bilden, die sich erst beim Anklicken oder Berühren eines hotwords zeigen. Mit Autorenwerkzeugen zur Erstellung interaktiver, hypermedialer Inhalte lassen sich ebenfalls One-to-many-Links erzeugen. Hilfestellung zur Verwendung von JavaScript gibt das Selbstlernkompendium SELFHTML.
One-to-many-Links haben bei der Organisation einer Homepage den Vorteil, dass mehrere Navigationsalternativen unter einem Punkt angeboten werden können. Dieses unterstützt einen klaren, übersichtlichen Aufbau. Im wissenschaftlichen Kontext kön-nen von einer Stelle aus mehrere Angebote zum Weiterlesen offeriert werden. So wird die eigenaktive Rolle von Studierenden bei der Strukturierung von Lernwegen in hy-permedialen Umgebungen gestützt. Bei erzählerisch angelegten Hypertexten wird der Link zum Instrument der Dramaturgie. Über One-to-many-Links können von einem Standort aus verschiedene Wege bzw. Perspektiven gewählt, der Spannungsbogen vo-rangetrieben oder Irritationen erzeugt werden.
Beispiele:
• Auf der Veranstaltungshomepage Altenglisch – Einführung in die altenglische Sprache und Literatur werden One-to-many-Links verwendet, um unter Info, Sit-zungen und Diskussion auf alle relevanten Verknüpfungen hinzuweisen.
• Das Webprojekt Pastperfect lädt Studierende zum eigengesteuerten Entdecken und Kennen Lernen des 16. Jahrhunderts ein. One-to-many-Links am linken Monitor-rand machen den flanierenden Zugang zu dieser Epoche möglich.
Many-to-one-Verknüpfungen
Beim Verlinkungstyp „Many-to-one“ führt eine Vielzahl von Hyperlinks auf einen be-stimmten Knoten. Dieser Typus bildet sich geradezu zwangsläufig, wenn innerhalb ei-ner Hypertextbasis wiederholt auf eine spezielle Seite gelinkt wird. Ein anschauliches Beispiel dafür stellen die so genannten Indexleisten dar, die sich häufig am Fuß von Webseiten befinden. Von dort wird dann auf die Startseite, das Impressum oder auf eine Selbstdarstellung hingewiesen. Zweitens ist dies eine komfortable Möglichkeit, um ein Glossar einzubinden. Einerseits kann das Glossar als eigenständiges Nachschlagewerk dienen, andererseits können aus einzelnen Seiten des Hypertextes heraus Erklärungen bzw. Definitionen aufgerufen werden.
Beispiele:
• Zum Inhalt des interaktive Tutorials LernSTATS zum Einüben statistischer Methoden gehört ein Glossar, auf das die Studierenden direkt zugreifen können. Innerhalb von LernSTATS sind Verküpfungen mit dem Glossar grau hinterlegt. Ein Klick darauf blendet den Glossareintrag in der linken Bildschirmhälfte ein. Die Glossareinblendungen sind für weitere Erläuterungen zusätzlich untereinander ver-inkt.
• In der umfangreichen Galerie multimedialer Lernhilfen - mathe online - steht am Ende jeder Seite ein Hyperlink, der zurück zur Startseite führt. Der Link lautet: zur Welcome Page.
Many-to-many-Verknüpfungen
Many-to-many bezeichnet ein Verlinkungsmuster, bei dem mehrere Hyperlinks zu einem Knoten führen. Gleichzeitig verweisen von diesem Standort aus wieder mehrere Hyperlinks auf weitere Knoten. In den angrenzenden kann sich das Many-to-many-Linking fortsetzen. Many-to-many-Verknüpfungen formen so die „natürliche Nonlinearität des Webs “ (Heijnik). Sie bilden ein vieldimensionales Gewebe, dass auch Rhizom genannt wird.
Auf dem komplexen Many-to-many-Muster fußt das Hypergefühl, denn diese Links organisieren Hinweise, Bezüge und Verzweigungen, verführen zu Abschweifungen und zeigen parallele Ansätze, Diskurse oder Perspektiven auf. Alles kann mit allem verknüpft sein. Jeder Hyperlink offeriert einen alternativen Pfad durch den Hypertext.
Durch die Multioptionalität Many-to-many-verlinkter Knoten unterliegen Lernende in solchen Hypertextbasen keinerlei vorgeschriebener Richtung oder Abfolge. Der Vorteil ist, dass sich Studierende einen vielschichtigen Themenkomplex mit eigenen Suchbewegungen und Fragestellungen erarbeiten können. Die Assoziativität dieser Methode fördert den individuellen Wissenserwerb. Der Nachteil ist, dass durch die Non-Linearität und die fehlende Führung das Gefühl des „Lost in Hyperspace“ entstehen kann. Dieses Phänomen wird ausführlich unter Mediengestaltung erläutert.
Beispiel:
Die Artikel der Internet-Enzyklopädie Wikipedia sind nach dem Many-to-many-Prinzip miteinander vernetzt. Das Wiki in über 100 Sprachen besitzt zusätzlich ein Werkzeug (linker Bildschirmrand), mit dem man sich alle Links anzeigen lassen kann, die zu einer Seite und von ihr fortführen.
Konditionale Links
Manche Autorenwerkzeuge erlauben es, den Aufruf eines Hyperlinks mit einer Bedingung zu verbinden, d.h. einen konditionalen Link zu setzten. In Storyspace zum Beispiel können konditionale Links verwendet werden, um die Lesereihenfolge zu beein-flussen. Bestimmte Verknüpfungen werden erst dann sichtbar, wenn der Leser andere Knoten bereits aufgerufen hat. Die Autoren verwenden diese Möglichkeit für ein besseres Verständnis oder ganz bewusst als Stilmittel, denn Storyspace wird vorwiegend für literarische Hypertexte genutzt (Landow, 1997).
Im E-Learning -Kontext bieten sich konditionale Links an, wenn es Studierenden er-möglicht werden soll, ihre Lernerfolge zu überprüfen. In Computer (CBT) oder Web Based Trainings (WBT) kann dieser Linktypus sinnvoll eingesetzt werden: Gibt der Lernende beispielsweise am Ende einer Lektion nicht die richtigen Antworten ein, ge-langt er nicht zur nächsten Lektion. Auch Tests können so eingebunden werden.
Eine weitere Variante konditionaler Links betrifft den eher administrativen Bereich: Spezielle Bereiche können für die Öffentlichkeit generell gesperrt und ausschließlich von Nutzern mit einem gültigen Passwort (Login) geöffnet werden. Auf diese Weise lassen sich Ressourcen einsparen oder es wird nur Studieren bzw. Seminarteilnehmern der Zugang zu bestimmten Lernplattformen gestattet. Bei BSCW -Umgebungen ist dies zum Beispiel der Fall. Der Nutzung eines Angebots kann aber auch eine Registrierung oder Umfrage vorgeschaltet sein. Dieser Einsatz konditionaler Links dient der Evalua-tion. Hiermit können Motivation und Zusammensetzung der Nutzer erhoben werden.
Beispiele:
Stellen Studierende im Dermatologie Praktikum 2000 nicht die relevanten Anamnese-Fragen, werden sie nicht nur virtuell kritisiert, sondern kommen außerdem in der Lerneinheit nicht weiter. Abschlusstests am Ende jedes Kapitels runden das Angebot ab.
Für den Zugang zum hybride Onlineseminar Einführung in die computerunter-stützte Text- und Inhaltsanalyse wird ein Login gefordert. Dafür ist eine vorherige Anmeldung notwendig. Sie ist für Studierende der Universität Marburg gratis, für externe Interessenten kostenpflichtig.