LMMP

Lernunterstützende Multi-Media-Plattform zur pädagogischen Förderung von Schülerinnen und Schülern mit geistiger Behinderung (LMMP) Im Rahmen der Medienoffensive Schule II - Sonderpädagogik arbeitet eine Gruppe aus Pädagoginnen, Pädagogen und Fachleuten aus den Bereichen der Mediengestaltung und Medienerstellung an der Schaffung einer Lernsoftware für Kinder und Jugendliche mit einer geistigen Behinderung.

Ausgehend von der Open-Space-Konferenz zum Thema "Lernsoftware für Schülerinnen und Schüler mit geistiger Behinderung. Wie gestalten?" im Mai 2004 wurden zu den Problemen des Softwareeinsatz in Schulen u.a. folgende Punkte angesprochen, die dann prägend für die weitere Konzeption der LMMP wurden:

  • Keine adäquaten Inhalte (Alter, Kognitionsniveau)
  • Notwendige Anpassungen können oft nicht realisiert werden
  • Keine Aktualisierung möglich Teils überladene und verwirrende Bildschirmgestaltung
  • Technische Probleme (läuft nicht auf allen Betriebssystemen und Rechnern geringerer Kapazität)

Ziel des Projektes ist es, ein offenes, erweiterungsfähiges multimediales Werkzeug zu gestalten, das die Potenziale der Neuen Medien im Hinblick auf die Möglichkeiten der Schülerinnen und Schüler der Schule für Geistigbehinderte möglichst optimal nutzt. Eine wesentliche Herausforderung des Projekts liegt in der Gewährleistung der Offenheit und Erweiterungsfähigkeit des Produktes einerseits und der zielgruppengerechten Gestaltung andererseits.

Die LMMP besteht aus einem lokalen Basismodul sowie einer Internetplattform für Erweiterungs- und Aktualisierungsmöglichkeiten sowie Internetdiensten. Grundlage für die Entwicklung der LMMP bildet das Rahmensystem FreeStyler, welches in der Forschungsgruppe COLLIDE (COLlaborative Learning in Intelligent Distributed Environments) an der Universität Duisburg-Essen entwickelt wird. Im Rahmen der LMMP wird FreeStyler in das Basismodul eingebettet, welches die grundlegenden Bestandteile der LMMP, die notwendig sind, um sie als Werkzeug im Unterricht der Schule für Geistigbehinderte einzusetzen verwaltet. Auch ohne den Zugang zur Internet-Plattform und –Diensten ist dieses Modul nutzbar.

Folgende Kriterien sind momentan für den Design-Prozess bezeichnend:

Angemessener Einsatz multi- und hypermedialer Elemente:
 
Die Gestaltung der Software-Oberfläche ist ein wesentliches Kriterium, um Verstehensprozesse in der Mensch-Maschine-Interaktion möglich zu machen. Dabei sollten gängige Usability-Standards berücksichtigt werden. Weitere Designkriterien können über die Theorie der "kognitiven Last" abgeleitet werden, d.h. es ist darauf zu achten, dass die kognitive Kapazität der Nutzerinnen und Nutzer nicht bereits durch die Bedienung des Programms "aufgebraucht" wird, was den eigentlichen Verstehensprozess beeinträchtigt. Gerade bei den begrenzten Ressourcen geistig beeinträchtigter Menschen ist dies von entscheidender Bedeutung.

Altersgemäße Darstellung entwicklungsgemäßer Inhalte:

Durch die oben beschriebene Nutzung von Software aus anderen Bildungsbereichen müssen gerade die älteren Schülerinnen und Schüler von Schulen für Geistigbehinderte mit Vor- oder Grundschulsoftware arbeiten, die ihnen sowohl inhaltlich als auch gestalterisch nicht gerecht wird. Dies hat unter Umständen negativen Einfluss auf die Lernmotivation. Die LMMP wird deshalb unterschiedliche Darstellungen für verschiedene Altersstufen vorsehen.

Barrierefrei:

Viele kommerzielle Softwareprogramme können in Sonderschulen nicht oder nur eingeschränkt genutzt werden, da sie nicht an die spezifischen Bedürfnissen beeinträchtigter Schülerinnen und Schüler angepasst werden können. In der Sonderschule genutzte Software muss beispielsweise mit Screen-Readern lesbar und externen Geräten wie Sonder-Tastaturen, speziellen Mäusen oder Schaltern bedienbar sein. Bei der Konzeption und Umsetzung der LMMP werden diese Kriterien einbezogen.

Geringe technische Anforderungen an Lehrerinnen und Lehrer:

Die von vielen Sonderschullehrerinnen und -lehrern geforderte Offenheit von Unterrichtssoftware, die notwendig ist, um der Heterogenität der Schülerschaft zu begegnen, bringt das Problem mit sich, dass für Anpassungen, wie sie beispielsweise in Autorenprogrammen vorgenommen werden können, hohes medientechnisches Know-how erforderlich ist. Diese Kompetenz ist aber nicht bei allen Lehrerinnen und Lehrern vorhanden. Die LMMP wird mit einigen inhaltlichen Themen angereichert werden, so dass das Programm sofort im Unterricht eingesetzt werden kann. Um individuelle Erweiterungen vorzunehmen oder neue Themen zu integrieren, wird ein Tutorial in die LMMP integriert, das die Lehrerinnen und Lehrer bei allen erforderlichen Schritten unterstützt und eine einfache Bedienung möglich macht.

Kompatibel zu unterschiedlicher Hardware und Betriebssystemen:

Die in den Sonderschulen für Geistigbehinderte genutzten Computer unterscheiden sich in hohem Maße bezüglich ihres Alters, der Rechenleistung und der genutzten Betriebssysteme. Damit die LMMP für möglichst viele nutzbar ist, muss sie zu verschiedenen Betriebssystemen sowie Rechnern unterschiedlicher Performanz kompatibel sein.

Differenzierte Rückmeldungen und Unterstützungen:

Die Schülerinnen und Schüler sollen bei der Arbeit mit LMMP differenzierte Rückmeldungen und Unterstützungen erhalten und so gegenüber konventionellen Lernmaterialien in die Lage versetzt werden, Lernangebote im Rahmen ihrer Fähigkeiten eigenständig zu nutzen und selbst gesteuert zu erarbeiten. Die Lehrer sollen Zugriff auf Metadaten über die Aktivitäten der Schüler bei der Nutzung von LMMP bekommen und so z.B. Lösungswege und -prozesse von Schülerinnen und Schülern nachvollziehen können, die sie während der Unterrichtsstunde nicht beobachten konnten.

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Jana Wedekind