Wrap up: Erfolgsbedingungen von Praxistransfer

Zum Abschluss der Eventreihe lud das e-teaching.org-Team dazu ein, gemeinsam Resümee zu ziehen: Was sind die zentralen Bedingungen für einen erfolgreichen Transfer von Wissen über das Lernen mit digitalen Medien in die (Hochschul-) Lehre? Haben Sie Hinweise zur Gestaltung von Transferangeboten oder zur Umsetzung im Hochschulalltag? Und welche Fragen sind eventuell noch offen geblieben?

18.12.2019, 14:00 Uhr

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e-teaching.org und Gäste aus der Community

Welche Faktoren und Bedingungen einen erfolgreichen Praxistransfer unterstützen, variiert je nach Transferinhalt und Praxiskontext. Während des Themenspecials haben wir verschiedene Methoden vorgestellt, mit denen Wissen so aufbereitet werden kann, dass es von anderen aufgegriffen werden kann. Dabei ging es auch um die Vor- und Nachteile sowie die Anwendungsmöglichkeiten verschiedener Transferformate.

Das letzte Event der Reihe dient dazu ein Resümee zu ziehen und greift erneut die Frage des ersten Events auf: Wie kann Wissen für andere nutzbar gemacht werden? Das e-teaching.org-Team lädt dazu ein, Erfolgsbedingungen für den Praxistransfer aus verschiedenen Blickwinkeln zu reflektieren: Was ist Ihnen aus der Perspektive der Lehre besonders wichtig? Was sollte aus der Perspektive von Forschenden berücksichtigt werden? Haben Sie Hinweise für die Gestaltung der Transferangebote auf e-teaching.org?

In der Online-Veranstaltung stellten Expertinnen und Experten, die bereits auf unterschiedliche Weise am Special beteiligt waren, in einem Online-Podium ihre eigenen Thesen zu Diskussion und griffen im weiteren Verlauf auch hier eingereichte Thesen, Fragen und Anmerkungen auf.

Beitragende

Markus Deimann ist Geschäftsführer des Landesportals ORCA.nrw (https://www.orca.nrw/) und Privatdozent an der FernUniversität in Hagen.
Am Institut für Hochschulforschung (HoF) an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg erforscht Susann Hippler Innovationsprojekte in Studium und Lehre. Zuvor war sie selbst in Veränderungsprojekten u.a. an der Bauhaus-Universität Weimar tätig und
mit der Konzeption, Planung, Durchführung und Evaluation von fächerübergreifenden sowie überfachlichen Austauschformaten und Qualifizierungen für Lehrende, Studierende und Multiplikatoren beauftragt. Darüber hinaus setzt sie sich für Open Education und Medienbildung ein.
Mandy Schiefner-Rohs ist Professorin für Allgemeine Pädagogik mit Schwerpunkt Schulpädagogik an der TU Kaiserslautern. Zuvor war sie dort Juniorprofessorin für Pädagogik mit Schwerpunkt Schulentwicklung und an verschiedenen (inter-)nationalen Universitäten
im Bereich Hochschuldidaktik und e-Learning in Forschung, Lehre und Third Space tätig. Aktuell forscht sie in verschiedenen Projekten an der Schnittstelle von medien- und (hoch-)schulpädagogischen Fragestellungen insbesondere zu Medienbildung und -handeln in Schule und Hochschule, forschungsorientiertem Lehren und Lernen sowie der Professionalisierung von Lehrer*innen entlang der Lehrer*innenbildungskette.

Weitere Informationen

Diese Online-Veranstaltung ist Teil des Themenspecials Praxistransfer – wie geht das eigentlich?.

Materialien zum Beitrag

derPeter
derPeter
16.12.2019 11:33

Eine These: Thesen aufzustellen, ist nicht so leicht. (Keine These:) Eine These sollte Wörter wie "sollte" nicht enthalten. Eine These enthält eine Behauptung, deren Wahrheitsgehalt geprüft werden kann, z.B. "Feuerwehrmänner verursachen Brände" oder "Praxistransfer funktioniert am besten, wenn...".

mschmidt1
mschmidt1
16.12.2019 14:13

Guter Punkt. Die Thesen wurden entsprechend modifiziert.

Smetana
Smetana
17.12.2019 06:31

Der Transfer muss von Anfang an beim Konzipieren des Lernformates berücksichtigt werden. Bewährt hat sich dabei das Konzipieren nach dem KernDesign in den folgenden 7 Schritten:

1. Ziel des Lernformates SAUBER abklären: "Was sollen die Teilnehmer hinterher wissen, können, wollen und dürfen (im Sinne von sich selbst erlauben), das sie vorher noch nicht wissen, können, wollen, dürfen?"

2. Finde den Hebel der größten Veränderung: Nun muss man sich mit der Zielgruppe beschäftigen und sich Gedanken darüber zu machen, was denn DIE zentrale Lernerfahrung (die den größten Unterschied zwischen Scheitern und Erfolg ausmacht) für diese Zielgruppe sein kann. Die formuliert man dann in einer "knackigen" Kernbotschaft.

3. Dann braucht das Lernformat eine möglichst praxisnahe Höhepunktübung, in der die Teilnehmer unter möglichst praxisnahen Bedingungen genau das machen, was im Schritt 1 als Ziel festgelegt wurde. Die Höhepunktübung wird bei ca. 80% der verfügbaren Gesamtzeit eingeplant. Wer den Schritt 1 sauber gemacht hat, ist mit diesem Schritt schon fast fertig. Können die Teilnehmer das im Seminar, so können sie es wahrscheinlich auch hinterher.

4. Ausgehend von der Höhepunktübung konzipiert man nun den Hauptteil von hinten nach vorne, in dem man ein kleines Experiment macht. Man stellt gedanklich die Höhepunktübung ganz an den Anfang des Lernformates und fragt sich: "Woran würden meine Teilnehmer scheitern, wenn sie diese Übung gleich zu Beginn machen würden?" All diese Hindernisse sammelt man. Im Hauptteil des Lernformates muss man dann nur noch dafür sorgen, dass die Teilnehmer eben NICHT daran scheitern, und die Höhepunktübung ist ein Erfolg. Daher entwickelt man Anekdoten, Lehrstoffe und Vor-Übungen, die genau diese Hindernisse beheben. Und für jede Vor-Übung macht man das Ganze nochmal. (an den Anfang stellen, Hindernisse sammeln und Lernrelemente daraus entwickeln). So entsteht der Inhalt des Lernformates automatisch.

5. Den Transfer planen: OK. Die Teilnehmer schaffen also die Höhepunktübung damit erfolgreich. Nun stellt man sich noch die Frage: "Welche zusätzlichen Hindernisse treten in der Praxis auf, wenn der Teilnehmer das Ganze zum ersten Mal alleine macht. Auch dafür entwickelt man Lernelemente, die diese Hindernisse entschärfen.

6. Eine spannende Eröffnung: Erst JETZT kann ich die Eröffnung des Lernformates designen, denn erst jetzt weiß ich, was ich da eröffne. Wie das Vorwort eines Buches, wie die Ouvertüre einer Oper, ... kann man eine gute Eröffnung erst designen, wenn alles Andere schon fertig ist.

7. Folien und Unterlagen gestalten: Es ist EXTREM wichtig, Folien und Unterlagen erst ganz am Schluss zu gestalten. Wer das früher macht, erstellt typischerweise viel zu viele Folien. Und wenn die schon mal da sind, werden die dann auch gezeigt und die Teilnehmer damit überfordert. In Präsenz-Veranstaltungen sind ca. 3 Folien pro Stunde völlig ausreichend. Für digitale Veranstaltungen dürfen es aber auch mehr sein.

Mit diesen 7 Schritten entstehen überraschend kurze Lernformate mit sehr hohem Transfer.

Michael Smetana,
Architekt für digitales Lernen

PS: wer mehr darüber wissen will ... http://www.kerndesign.com

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