Podiumsdiskussion: Qualität entsteht, wenn ... Irrtümer, Stolpersteine und Erfolgsrezepte

Hochschullehre qualitativ hochwertig zu gestalten, ist allen Beteiligten ein Anliegen - doch die Ansichten darüber, was genau „gute Lehre" ausmacht, können weit auseinanderliegen. Zugleich lässt sich Qualität auch nicht so einfach „herstellen", und manche Irrtümer erweisen sich erst beim Ausprobieren als solche. Im Online-Podium diskutierten vier Expertinnen und Experten vor dem Hintergrund ihrer sehr unterschiedlichen Perspektiven und Erfahrungen über das Scheitern und Gelingen von Qualitätsverbesserung in der Hochschullehre mit digitalen Medien.

27.06.2022, 14:00 Uhr

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Dr. Steffi Widera (vhb), Paul Jerchel (Berliner Hochschule für Technik (BHT)), Prof. Dr. Uwe Schmidt (Univ. Mainz) und Prof. Dr. Ulf-Daniel Ehlers (DHBW Karlsruhe)

Trotz unterschiedlicher Hintergründe verband unsere Podiumsgäste die Überzeugung, dass alle an der Lehre Beteiligten auch in der Qualitätsdebatte im Allgemeinen und in der Gestaltung guter Lehre im Speziellen beteiligt sein sollten. 

Dabei betonte Prof. Dr. Ulf-Daniel Ehlers (Professor für Bildungsmanagement und lebenslanges Lernen und Leiter der Arbeitsgruppe NextEducation an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg), dass eine Qualitätskultur an Hochschulen bewusst gestaltet werden muss: „Qualität im Hochschulbereich wird dann erleb- und spürbar, wenn alle Beteiligten willkommen sind und sich gemeinsam auf Augenhöhe beteiligen können: Studierende und Lehrende und die gesamten Organisation. Nur so kann eine gelebte Qualitätskultur entstehen. Hochschullehre braucht auch Qualitätskompetenzen."

Prof. Dr. Uwe Schmidt (Professor für Hochschulforschung und Leiter des Zentrums für Qualitätssicherung und -entwicklung der Universität Mainz) argumentierte in eine ähnliche Richtung und ergänzte Aspekte wie die Integration von Lebenswelten sowie die Übernahme von Verantwortung: „Qualität in der Hochschulbildung basiert auf gelungenen Interaktionsbeziehungen, auf der Integration von Lebens-, Lehr- und Lernwelten sowie auf Verantwortungsübernahme für und aktive Gestaltung von Lehr- und Lernprozessen.“

Der gemeinschaftliche Ansatz ist auch aus der Perspektive der Studierenden wichtig. Paul Jerchel, Student an der Berliner Hochschule für Technik, hob hervor, dass dabei auch (individuelle) Einschränkungen und (institutionelle) Schranken berücksichtigt werden sollten: „Gute Lehre muss nicht bei Null starten: Sie entsteht durch das ko-kreative Erschließen bereits vorhandener Kompetenzen, die Berücksichtigung individueller Einschränkungen sowie den strategischen Abbau von Parallelaufwand und institutionellen Schranken für neue Partnerschaften."

Die Geschäftsführerin der Virtuellen Hochschule Bayern (vhb), Dr. Steffi Widera, lenkte den Blick auf den gesamten Prozess des Qualitätsmanagements und bilanzierte, dass Qualität niemals ein fertiges Produkt sein kann: „Im Verbund von 32 Hochschulen in der Virtuellen Hochschule Bayern haben wir über viele Jahre vielfältige Erfahrungen gesammelt. Unser modular aufgebautes Qualitätsmanagement nimmt nicht nur die Erstellung digitaler Lehrangebote in den Blick, sondern den gesamten Prozess von der Entwicklung bis zum langfristigen Einsatz; aber ein „Endzustand“ Qualität lässt sich nie erreichen.“

Doch trotz gemeinsamer Überzeugungen und des gemeinsamen Anliegens: Bei der Entwicklung und Umsetzung von Qualität in der Lehre gibt es immer noch viele Hürden. In der Podiumsdiskussion wurden deshalb gerade auch Stolpersteine und Irrwege angesprochen, denn nur so ist es möglich, gemeinsam Lösungen zu finden.

Beitragende

Prof. Dr. phil. habil. Ulf-Daniel Ehlers ist Professor für Bildungsmanagement und lebenslanges Lernen und leitet die Arbeitsgruppe NextEducation an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg, wo er von 2011 bis 2017 Vizepräsident war. Seit Anfang 2021 ist
er Scientific Director am PerspektivenLABOR des HoC (KIT). Er promovierte im Bereich Qualitätsentwicklung für E-Learning und habilitierte in der Erwachsenenbildung und Weiterbildung mit Schwerpunkt Neue Medien. Er ist gewählter Vizepräsident von EURASHE und Direktor im Executive Committee des European Distance and E-Learning Network (EDEN).
Paul Jerchel ist Student der Mechatronik und war Kuratoriumsmitglied der Berliner Hochschule für Technik (BHT). Studentische Nebentätigkeiten machten ihn mit der mikroelektronischen Zuverlässigkeitsforschung, der transformativen Nachhaltigkeitsforschung,
sowie der Innovations- und Wissenschaftspolitik und dem Technologietransfer vertraut. Zudem war er Gutachter der Stiftung Innovation in der Hochschullehre. Er engagiert sich für Open Hardware.
Uwe Schmidt ist Professor für Hochschulforschung am Institut für Soziologie der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Er ist Leiter des Zentrums für Qualitätssicherung und -entwicklung, einer fachübergreifenden wissenschaftlichen Einrichtung der Universität
Mainz, und zugleich Leiter der Geschäftsstelle des Hochschulevaluierungsverbundes Süd-West sowie der Mainzer Arbeitsstelle Kleine Fächer. Er studierte Soziologie, Philosophie und Erziehungswissenschaften und wurde 2002 zu einer wissenschaftshistorischen Fragestellung am Beispiel der Familiensoziologie promoviert. Seine wissenschaftlichen Arbeitsschwerpunkte und Interessen liegen in den Bereichen der empirischen Hochschulforschung, der Evaluations- und Wirkungsforschung sowie von Differenzierungs- und Entdifferenzierungsprozessen im Wissenschaftssystem.
Dr. Ellen Steffi Widera studierte Slavistik und Politikwissenschaft an den Universitäten Bamberg und Prag. Nach der Assistenzzeit an der Universität Bamberg und dem Abschluss ihrer Promotion arbeitete sie in den Bereichen Projektmanagement und PR/Marketing
in einem mittelständigen Wirtschaftsunternehmen (Logistik- und IT-Dienstleistungen) sowie als Geschäftsführerin in einer regionalen Entwicklungsagentur. Parallel übernahm sie u.a. Lehraufträge im Hochschulbereich. Seit 2016 ist sie Geschäftsführerin der Virtuellen Hochschule Bayern (vhb), einer Verbundeinrichtung von 33 Hochschulen in Bayern mit dem Ziel, gemeinsam digitale Lehrangebote zu entwickeln und hochschulübergreifend zu nutzen.

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