Podiumsdiskussion: Qualität entsteht, wenn ... Irrtümer, Stolpersteine und Erfolgsrezepte
Hochschullehre qualitativ hochwertig zu gestalten, ist allen Beteiligten ein Anliegen - doch die Ansichten darüber, was genau „gute Lehre" ausmacht, können weit auseinanderliegen. Zugleich lässt sich Qualität auch nicht so einfach „herstellen", und manche Irrtümer erweisen sich erst beim Ausprobieren als solche. Im Online-Podium diskutierten vier Expertinnen und Experten vor dem Hintergrund ihrer sehr unterschiedlichen Perspektiven und Erfahrungen über das Scheitern und Gelingen von Qualitätsverbesserung in der Hochschullehre mit digitalen Medien.
27.06.2022, 14:00 Uhr
Trotz unterschiedlicher Hintergründe verband unsere Podiumsgäste die Überzeugung, dass alle an der Lehre Beteiligten auch in der Qualitätsdebatte im Allgemeinen und in der Gestaltung guter Lehre im Speziellen beteiligt sein sollten.
Dabei betonte Prof. Dr. Ulf-Daniel Ehlers (Professor für Bildungsmanagement und lebenslanges Lernen und Leiter der Arbeitsgruppe NextEducation an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg), dass eine Qualitätskultur an Hochschulen bewusst gestaltet werden muss: „Qualität im Hochschulbereich wird dann erleb- und spürbar, wenn alle Beteiligten willkommen sind und sich gemeinsam auf Augenhöhe beteiligen können: Studierende und Lehrende und die gesamten Organisation. Nur so kann eine gelebte Qualitätskultur entstehen. Hochschullehre braucht auch Qualitätskompetenzen."
Prof. Dr. Uwe Schmidt (Professor für Hochschulforschung und Leiter des Zentrums für Qualitätssicherung und -entwicklung der Universität Mainz) argumentierte in eine ähnliche Richtung und ergänzte Aspekte wie die Integration von Lebenswelten sowie die Übernahme von Verantwortung: „Qualität in der Hochschulbildung basiert auf gelungenen Interaktionsbeziehungen, auf der Integration von Lebens-, Lehr- und Lernwelten sowie auf Verantwortungsübernahme für und aktive Gestaltung von Lehr- und Lernprozessen.“
Der gemeinschaftliche Ansatz ist auch aus der Perspektive der Studierenden wichtig. Paul Jerchel, Student an der Berliner Hochschule für Technik, hob hervor, dass dabei auch (individuelle) Einschränkungen und (institutionelle) Schranken berücksichtigt werden sollten: „Gute Lehre muss nicht bei Null starten: Sie entsteht durch das ko-kreative Erschließen bereits vorhandener Kompetenzen, die Berücksichtigung individueller Einschränkungen sowie den strategischen Abbau von Parallelaufwand und institutionellen Schranken für neue Partnerschaften."
Die Geschäftsführerin der Virtuellen Hochschule Bayern (vhb), Dr. Steffi Widera, lenkte den Blick auf den gesamten Prozess des Qualitätsmanagements und bilanzierte, dass Qualität niemals ein fertiges Produkt sein kann: „Im Verbund von 32 Hochschulen in der Virtuellen Hochschule Bayern haben wir über viele Jahre vielfältige Erfahrungen gesammelt. Unser modular aufgebautes Qualitätsmanagement nimmt nicht nur die Erstellung digitaler Lehrangebote in den Blick, sondern den gesamten Prozess von der Entwicklung bis zum langfristigen Einsatz; aber ein „Endzustand“ Qualität lässt sich nie erreichen.“
Doch trotz gemeinsamer Überzeugungen und des gemeinsamen Anliegens: Bei der Entwicklung und Umsetzung von Qualität in der Lehre gibt es immer noch viele Hürden. In der Podiumsdiskussion wurden deshalb gerade auch Stolpersteine und Irrwege angesprochen, denn nur so ist es möglich, gemeinsam Lösungen zu finden.