Multiprofessionelle Lehre gestalten – Konzepte und Umsetzungserfahrungen

Häufig stehen bei der Diskussion über die Diversität Studierender Faktoren wie Alter, Geschlecht, sozialer oder kultureller Hintergrund u.ä. im Fokus. Ein weniger beachteter Aspekt, nicht nur in weiterbildenden, berufsbegleitenden Lernsettings, sondern auch in interdisziplinären Studiengängen, ist die Diversität der Professionen, die sich durch heterogene Fachkulturen und Erststudienabschlüsse ergibt.

25.06.2018, 14:00 Uhr

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Dr. Martina Bientzle (Leibniz-Institut für Wissensmedien) und Dr. Daniela Schmitz (Universität Witten/Herdecke)

Im Berufsalltag arbeiten in der Regel Personen mit unterschiedlichen professionellen Hintergründen zusammen, etwa Ärztinnen/Ärzte, Krankenpfleger/innen, Physiotherapeutinnen/Physiotherapeuten usw. Dieses interdisziplinäre Zusammenspiel bereits im Studium zu unterstützen oder in weiterbildenden Studiengängen auszubauen und dabei die verschiedenen fachlichen Hintergründe und Expertisen einzubeziehen, erweitert nicht nur die Perspektive aller Beteiligten, sondern fördert auch die Zusammenarbeit und trägt zur Lösung von Problemen bei.

Im Online-Event wurde anhand von zwei Beispielen gezeigt, welche Chancen mit solchen multiprofessionellen Lehrkonzepten verbunden sind, dass aber zugleich in der praktischen Umsetzung durchaus Hürden auftreten können - und welche Möglichkeiten digitale Medien bieten, solche Lernszenarien zu unterstützen.

  • Dabei ging es zum einen um die Sectio Chirurgica, eine etablierte digitale Lernplattform aus dem Bereich der medizinischen Lehre mit einer wöchentlich stattfindenden Live-Veranstaltung, die sich nicht nur an Medizinstudierende richtet, sondern als Plattform für den Diskurs zwischen verschiedenen medizinischen Professionen versteht. Im Projekt OpenTeach wird erforscht, ob verschiedene Nutzergruppen - z.B. mit unterschiedlichem Vorwissen - tatsächlich das von dem Lern-Arrangement intendierte anwendungs- und professionsrelevante Wissen erwerben und inwiefern die Sectio Chirurgica das Potenzial besitzt einen interprofessionellen Austausch zu stärken. Dazu stellte Dr. Martina Bientzle (Leibniz-Institut für Wissensmedien, Tübingen) erste Untersuchungsergebnisse vor.
  • Der multiprofessionellen Masterstudiengang „Multiprofessionelle Versorgung von Menschen mit Demenz und chronischen Einschränkungen“ an der Universität Witten/Herdecke richtet sich nicht nur an Personen aus Gesundheitsberufen, sondern auch an ganz andere Berufsgruppen, z.B. im Bereich der Sozialarbeit, Stadtplanung oder Politik. Der berufsbegleitende Studiengang findet in einem asynchronen Blended-Learning-Szenario statt. Im Online-Event stellte Dr. Daniela Schmitz (Univ. Witten/Herdecke) Erfahrungen mit dem Studiengang vor und ging dabei u.a. darauf ein, wie mit unterschiedliche professionsbezogenen Relevanzsetzungen umgegangen wurde.

Beitragende

Martina Bientzle ist seit 2011 wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Arbeitsgruppe Wissenskonstruktion am Tübinger Leibniz-Institut für Wissensmedien und arbeitet als nebenamtliche Dozentin an der PT Akademie Tübingen (Schule für Physiotherapie). In
ihrer Forschung untersucht Sie den Einfluss unterschiedlicher für den Gesundheitsbereich bedeutsamer Überzeugungen auf individuelles Lernen und kooperative Wissenskonstruktionsprozesse mit digitalen Medien in partizipativen Lernsettings.
Daniela Schmitz ist seit 2014 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für multiprofessionelle Versorgung chronisch kranker Menschen an der Fakultät für Gesundheit der Universität Witten/Herdecke. Dort forscht sie zu den Bedingungen und Barrieren
des multiprofessionellen Lehrens und Lernens sowie zur didaktischen Konzeption und Spezifikation von Anforderungen an eine multiprofessionelle Hochschuldidaktik. Sie ist Lehrende im Masterstudiengang "Multiprofessionelle Versorgung von Menschen mit Demenz und chronischen Einschränkungen“.

Weitere Informationen

Diese Online-Veranstaltung ist Teil des Themenspecials Heterogenität im Studium.

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