Chatprotokoll "studiVZ - E-Learning von unten?" mit Samir Barden
StudiVZ ist das bekannteste deutschsprachige Studierenden-Netzwerk. Dient es eher sozialen Zwecken oder ist StudiVZ auch "E-Learning von unten"? Im Experten-Chat gab Samir Barden, als Marketing-Leiter einer der Macher des Netzwerks, Antworten auf diese und andere Fragen der Diskussionsteilnehmer. 75 Personen waren am 23.11.2009 live im Chat beteiligt. Wer den Expertenchat verpasst hat, kann die Diskussionsbeiträge im Protokoll nachlesen.
Die besprochenen Themen im Schnellzugriff:
Rahmenbedingungen, Betrieb und Geschäftsmodell
Moderator: Herr Barden ist jetzt bei uns eingetroffen, der Chat kann also pünktlich beginnen. Vielen Dank, Herr Barden, dass Sie uns heute Fragen zum Thema "studiVZ - E-Learning von unten?" beantworten. Meine erste Frage an Sie: Können wir anfangen?
Samir Barden: Klar!
loranthus: Von wem genau wird studiVZ betrieben?
Samir Barden: Wir gehören seit 2007 der Verlagsgruppe Holtzbrinck an. Wir sind aber eine eigenständige Firma in Berlin mit inzwischen knapp 220 Mitarbeitern.
ska: Welches Gewinnmodell steckt hinter studiVZ? Wofür werden die Daten verwendet?
Samir Barden: Wir sind komplett werbefinanziert. Das ist auch ein Modell, das anfängt, sich zu tragen. Die Daten der Nutzer werden ausschließlich zum Betrieb der Plattform verwendet. Da weisen wir auch auf unser Datenschutzversprechen hin, welches auf unseren Seiten zu finden ist.
Zielgruppen und Nutzung
loranthus: Wie sieht die Zielgruppe von studiVZ aus? Sind das nur Studierende oder zunehmend auch Mitglieder, die ihr Studium bereits abgeschlossen haben?
Samir Barden: studiVZ als Unternehmen, wir heißen jetzt VZ-Netzwerke, betreibt drei Plattformen: schülerVZ, studiVZ und meinVZ. Die Kernzielgruppe sind deutschsprachige Internetnutzer im Alter zwischen zwölf und 29.
loranthus: Vernetzen sich Studierende in studiVZ vor allem studiumsbezogen, also innerhalb ihres Studienganges/ ihrer Universität oder studiumsunabhängig?
Samir Barden: Die Nutzer vernetzen sich in allererster Linie mit ihren Freunden, mit Menschen, die sie real kennen. Ob sie diese Menschen aus ihrem privaten, nicht-universitären Umfeld kennen oder ob es Kommilitonen sind, spielt dabei keine Rolle. Der Fokus liegt immer auf der Kommunikation.
Stefanie: Beim Konkurrenten XING gibt es Alumni-Gruppen. Sind diese auch in studiVZ zu finden?
Samir Barden: Ja, mit Sicherheit. Ich kann mich an kein Thema erinnern, zu welchem ich keine Gruppen bei uns auf den Plattformen gefunden habe.
Moderator: Hier eine etwas provokante Frage für den Marketing-Experten:
monkey: Was fehlt dem heutigen Studenten, wenn er nicht bei studiVZ ist?
Samir Barden: Der schnelle und direkte Kommunikationskanal zu seinen Kommilitonen.
Vera: Wie gerechtfertigt ist diese Aussage: Mit sozialen Netzwerken wie studiVZ würden die Nutzer Zeit verschwenden, die sie sinnvoller für das Studium nutzen können?
Samir Barden: Gute Frage. Wir verstehen uns nicht als Zeitdieb, sondern als Instrument, mit welchem unsere Nutzer besser und schneller mit ihren Freunden kommunizieren können. Inwieweit eine solche Kommunikation Zeitverschwendung ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Wir hoffen, dass die Nutzung unserer Plattform für die meisten Nutzer keine Zeitverschwendung, sondern eine Erleichterung ist.
Anja: Zu Zeitdieb: Wie werden die VZ-Plattformen zeitlich genutzt (sowohl Tageszeiten, als auch auch Dauer der Nutzung)?
Samir Barden: Von unseren über 15,5 Millionen Nutzern sind knapp 50 Prozent täglich mindestens einmal online. Die durchschnittliche Nutzungsdauer beträgt über 30 Minuten am Tag. Die Peaks sind - nicht überraschend - im schülerVZ nachmittags, wenn die Schule aus ist, und im studiVZ ab 16, 17 Uhr. Wir merken auch manchmal einen starken Einfluss der Werbepausen im Fernsehen. Zum Beispiel in den Pausen von Germany´s Next Topmodel schießt die Aktivitätskurve jedesmal in die Höhe.
E-Learning-Potential von studiVZ
Hellen: War das studiVZ jemals als E-Learning-Plattform konzipiert?
Samir Barden: Nein. studiVZ war von Anfang an als Kommunikationsplattform gedacht, die Kommunikation von echten, realen Freundeskreisen digital abbildet. Sicherlich war einer der Gedanken bei der Gründung, dass gerade jungen Erstsemestern der Einstieg in eine neue Uni erleichtert wird.
E-Learner: Wäre es denn überhaupt sinnvoll, studiVZ für "offizielles E-Learning" zu nutzen?
Samir Barden: Ob es denn sinnvoll wäre, unsere Plattform für offizielles E-Learning zu nutzen, weiß ich nicht wirklich. Es gibt ja immerhin von verschiedensten Hochschulen betriebene E-Learning-Plattformen, die teils schon sehr gut funktionieren.Wir sehen uns nicht als Konkurrenz-Produkt zu diesen E-Learning-Plattformen, können uns aber durchaus vorstellen, ein einfacher Zugang dazu zu werden.
Moderator: Hier eine aktuelle Nachfrage:
KathrinP: Das bedeutet, studiVZ bietet kein E-Learning-Potential?
Samir Barden: Wir haben momentan, Stand heute, knapp über neun Millionen Diskussionsgruppen auf unserer Plattform. Eine sehr große Anzahl dieser Gruppen wird zum Austausch in geschlossenen Nutzergruppen genutzt. Ich sehe in sehr vielen Gruppen eine nutzergetriebene Form des Austauschs über studiennahe Inhalte. Ob das jetzt der direkte Austausch zu dem einzelnen Sachthema ist oder einfach nur das Koordinieren und Verabreden einer Lerngruppe, ist für uns nicht so relevant. Wichtig ist, dass eine solche Form der Kommunikation überhaupt stattfindet. Insbesondere im schülerVZ ist es üblich, dass sich nach der Schule über Hausaufgaben oder kommende Klassenarbeiten/Prüfungen ausgetauscht wird. Das Thema E-Learning hat da aber immer einen sehr cliquengeprägten Charakter.
E-Learning, Widgets & Open-Social Anwendungen
Moderator: Hier eine Nachfrage für die Plattform schülerVZ:
Frieda: Könnte man nicht bei schülerVZ ein E-Learning Widget basteln?
Samir Barden: Wir sind auf allen Plattformen ab Dezember diesen Jahres in der Lage, Open-Social Applikationen einzubinden. Mit Betreibern von E-Learning-Widgets sind die ersten sehr fruchtbaren Gespräche bereits gelaufen. Ich bin sicher, dass wir schon zu Beginn von Open-Social E-Learning Anwendungen anbieten werden können.
Moderator: Hier noch eine aktuelle Nachfrage zum Thema Open-Social-Applikationen:
Brillenbär: Was meiner Meinung nach auch sinnvoll für ein effizientes E-Learning wäre, ist das Hochladen von Dateien, so dass nicht nur alles in Foren geschrieben werden muss, sondern es auch möglich ist, eine Datei zu verschicken. Was halten Sie von dieser Idee?
Samir Barden: Der Gedanke ist nicht neu. Der Wunsch, Dateien in unseren Netzwerken sowohl hochzuladen, als auch beweglich zu machen, ist schon lange da. Mit Open-Social werden Applikationen kommen, die genau das leisten werden.
Moderator: Das will jetzt aber jemand genauer wissen:
Stefanie: Bedeutet die Einbindung von Open-Social-Applikationen, dass auch Dritte Anwendungen bereitstellen können?
Samir Barden: Ja.
djm: Facebook hat sich ja durch seine API externen Entwicklungen geöffnet. Würde es nicht Sinn machen, auch E-Learning-Tools Zugriff für das studiVZ zu bieten, so dass die Masse zum E-Learning mobilisiert wird?
Samir Barden: Facebook erlaubt Anwendungen den Zugriff auf die Daten der Freundesliste. Das werden wir nicht tun. Denn das entspricht in keinster Art und Weise den Vorgaben des deutschen Datenschutzes und birgt unserer Meinung nach auch ein sehr großes Risiko für die Nutzer. Sehr wohl werden die Anwendungen auf unserer Plattform sehr sozial sein. Die eingebauten Einschränkungen werden die Anwendungen allerdings daran hindern, mehr Daten als notwendig zu verarbeiten.
Moderator: User Blubb hat noch eine Verständnisfrage:
Blubb: Was genau sind Social-Applikationen?
Samir Barden: Open-Social ist die technische Plattform, die es erlaubt, externe Anwendungen in einem sozialen Netzwerk wie studiVZ zu nutzen. Als kleines Beispiel: Eine solche Anwendung kann ein Backgammon-Spiel sein, was zwei Nutzer live miteinander spielen können.
VisPro: Welche Open-Social Applikationen würden denn seitens studiVZ besonders begrüßt werden?
Samir Barden: Alles was Kommunikation und Interaktion fördert und erleichtert. Ob es jetzt ein Chat ist, der Austausch von Dateien oder das gemeinsame Spielen, ist für uns nicht so wichtig.
Moderator: Das Thema Open-Social Applikationen und E-Learning scheint unsere Chatter sehr zu interessieren:
djm: Wann sollen die ersten Open-Social E-Learning-Anwendungen an den Start gehen?
Samir Barden: Ich gehe davon aus, dass wir im Dezember schon die ersten E-Learning-Applikationen auf der Plattform haben werden.
Hochschulranking und Professorenbewertung
djm: Es gibt ja Portale, die das Bewerten der Profs und Hochschulen erlauben. Sind solche Bewertungsfeatures in Zukunft eine Option, um die Kommunikation zu verstärken?
Samir Barden: Wenn, dann erlauben wir diesen Diensten den Zugang zu unserer Plattform über Open Social. Die Entwicklung solcher Anwendungen ist zurzeit nicht geplant. Jedes Jahr führen wir jedoch das große VZ-Uni-Ranking durch, was auch weiterhin passieren wird.
stefanie: Wie funktioniert das studiVZ-Hochschulranking?
Samir Barden: Jeder Studierende kann seine Hochschule nach verschiedensten Kriterien bewerten. Das Hochschulranking ist ein zeitlich begrenztes Ranking und keine ständig mitlaufende Bewertung der Hochschulen.Wir legen hier sehr viel Wert auf die Bewertung von "weichen Faktoren", von der Lebensqualität der Stadt bis hin zum Mensaessen kann da sehr viel bewertet werden.
Stefanie: Wäre studiVZ nicht die ideale Plattform für einen Hochschulführer?
Samir Barden: Sehr wahrscheinlich ja. Wir sind kein Anbieter von redaktionellen Inhalten, sondern unterstützen unseren Nutzer bei der Erstellung solcher Inhalte. Wenn also ein Hochschulführer kommt, dann werden die Nutzer ihn machen.
Dozierende auf StudiVZ
Moderator: Hier zwei Fragen zum Thema Dozenten und studiVZ:
Brillenbär: Inwieweit kann man es verhindern, dass sich in studiVZ nicht nur Studenten, sondern auch Professoren und Dozenten anmelden, die die regen Diskussionen und Klausurfragen überwachen können? Könnte es gewährleistet werden, sich als tatsächlicher Student zu identifizieren?
Sandra: Sollten sich DozentInnen aus studiVZ komplett raushalten?
Samir Barden: Zu Frage 1: Das kann man nicht verhindern. Wir haben keine Verifizierungsmechanismen bei der Anmeldung implementiert und werden das auch in Zukunft nicht tun.
Zu Frage 2: Wir bieten über die Privatsphäre-Einstellungen und die Instrumente der Gruppensichtbarkeit alle Möglichkeiten, unter Ausschluss der Öffentlichkeit zu diskutieren, und empfehlen das unseren Nutzern. Wenn Dozenten einen Mehrwert in der Nutzung von studiVZ sehen, sind sie herzlich willkommen. Eine große deutsche Uni organisiert zum Beispiel alle Aktivitäten rund um die Erstsemester komplett über studiVZ, was von den Studenten auch sehr positiv angenommen wird.
loranthus: Gibt es direkte Verbindungen, d.h. eine Zusammenarbeit von studiVZ und Hochschulportalen?
Samir Barden: Es gibt erste Gespräche. Mehr darf ich leider noch nicht verraten.
Datenschutz bei studiVZ
Moderator: Hier zwei Fragen zum Thema Datenschutz:
pmc: Machen sich Studierende Gedanken oder Sorgen wegen Datenschutz? Ob beim "offiziellen E-Learning" oder in einem sozialem Netzwerk?
Simmons: Haben Sie nicht Angst, dass Ihnen nach dem Datenklau die User wegrennen? Was machen Sie, um diese zu halten?
Samir Barden: Dass sich die deutschen Studierenden sehr intensiv Gedanken und Sorgen zum Thema Datenschutz machen, beweisen die Geschehnisse rund um unsere Änderungen unserer AGBs vor knapp zwei Jahren. Das finden wir gut. Auch wenn wir durch die öffentliche Meinung stellenweise ein Stück weit in schlechtes Licht gestellt worden sind, kann ich hier voller Überzeugung sagen, dass wir uns in jeglicher Hinsicht an geltendes deutsches Datenschutzrecht halten und darüber hinausgehend noch viel mehr leisten.
Bei der Anmeldung ist es inzwischen so, dass der Nutzer von Anfang an ein komplett unsichtbares Profil bekommt, welches er aktiv sichtbar schalten muss und hier immer wieder unsere Empfehlung bekommt, sich genau zu überlegen, welche Daten er wem zeigt. Wir machen uns eher Gedanken darüber, wie wir solche Dinge in Zukunft noch besser verhindern können und haben bereits nach sehr kurzer Zeit weitere Schutzmechanismen gegen das Auslesen von Nutzerdaten auf unseren Plattformen implementiert. Man darf hier allerdings nie vergessen, dass die ausgelesenen Daten von jedem angemeldeten Nutzer zu sehen waren, was zum Beispiel vergleichbar ist mit dem Abschreiben des Telefonbuchs. Nur dass bei uns keinerlei Adressdaten oder Telefonnummern öffentlich und außerhalb von Freundesnetzwerken sichtbar sind. Datenschutz ist auch einer der Gründe dafür, dass die Profile unserer Nutzer nicht von Suchmaschinen ausgelesen werden können. Andere soziale Netzwerke erlauben den Zugriff von Suchmaschinen auch auf Nutzerprofile.
derNarr: Gibt es bei Social-Applications und ernsthaftem E-Learning von unten nicht Probleme mit dem Datenschutz? (Nach der momentanen Rechtslage) Wie wird studiVZ dem entgegenwirken?
Samir Barden: Soziale Applikationen werden bei uns nur auf das Zugriff haben, was ihnen explizit vom Nutzer freigegeben wird. Der Nutzer muss hier vor der Nutzung der Applikation ganz klar selbst angeben, welche seiner Daten verwendet werden dürfen. Hiermit begegnen wir den strengen Richtlinien des deutschen Datenschutzes komplett.
Andre: Zur Frage von Brillenbär: Wie kann ich mich dann vor Identitätsdiebstahl schützen? Beispielsweise, wenn mich jemand mit einem Bild von mir im VZ anlegt.
Samir Barden: Das Recht am eigenen Bild ist uns sehr wohl bekannt. Wir haben ein 120-köpfiges Support-Team, das in der Regel binnen 24 Stunden solche Anfragen beantwortet und löst. Man kann nicht verhindern, dass beispielsweise ein Freund ein Foto von einem hochlädt. Wir stellen aber durch schnelle Support-Prozesse sicher, dass dieses Foto dann auch wieder schnell verschwinden kann.
VisPro: Finden Sie es gerechtfertigt, dass potentielle Arbeitgeber Netzwerke wie studiVZ nutzen, um sich über das Privatleben der Bewerber zu informieren?
Samir Barden: Das ist übliche Praxis. Es wäre falsch zu denken, dass ein potentieller Arbeitgeber nicht auch mal Google, Xing und andere soziale Netzwerke konsultiert, um sich ein besseres Bild vom Bewerber zu machen. Ich sehe es als zusätzliche Chance, einer oft recht kühlen und sachlichen Bewerbung ein menschliches Bild zu geben, was heute in Bewerbungsprozessen zunehmend wichtiger wird. Wir haben auf unserer Seite einen Bewerbungsleitfaden ins Leben gerufen, welcher Schritt für Schritt erklärt, wie man sich vor dem Absenden einer Bewerbung mit dem eigenen Profil auseinandersetzen sollte, um nicht in peinliche Situationen zu kommen.
KathrinP: Ist es auch ein Ziel von studiVZ & Co., die Medienkompetenz der User zu schulen? (zum Beispiel was auch die Angabe von Daten auf den Profilseiten betrifft, das Uploaden von Fotos und der Tatsache, dass diese dann im www wiederzufinden sind.)
Samir Barden: Das Web vergisst bei uns sehr wohl. Alle Inhalte auf den Plattformen sind vor allen Suchmaschinen geschützt. Sprich: wenn ein Nutzer etwas löscht, ist es definitiv für immer weg und nicht über irgendwelche Suchmaschinenarchive oder sonstige Wege wieder auffindbar. Die Vermittlung von Medienkompetenz beschäftigt bei uns ein eigenes Team, welches mit Lehrmaterialien, Livechats und Videokonferenzen und direkt vor Ort in Schulen gemeinsam mit Lehrern und Schülern den richtigen Umgang mit sozialen Netzwerken schult. Zudem gibt es eine Eltern- und Lehrer-Hotline, welche täglich sorgenvolle Eltern und kritische Lehrer betreut.
Neue Funktionalitäten für die Plattform
Simmons: Gibt es schon so eine Art virtuelles Klassenzimmer, wo sich VZler treffen und Hausaufgaben zusammen besprechen können?
Samir Barden: Das gibt es als Funktion noch nicht, wird aber sehr häufig über unsere Gruppenfunktion abgebildet.
Jul23: Was halten sie davon, ganze Klassen (samt Lehrerin) zu verifizieren und denen einen eigenen Room zu geben?
Samir Barden: Eine sehr gute Frage. Die Funktion eines virtuellen Klassenzimmers bzw. sogar einer virtuellen Schule ist bei uns schon länger in Planung und wird in Teilen, zumindest durch Applikationen, ab Dezember Wirklichkeit. Wichtig an der Stelle ist jedoch, dass das schülerVZ eine komplett abgekapselte Plattform ist, die Erwachsenen nicht zugänglich ist.Wenn wir von der Anwesenheit von erwachsenen Nutzern in schülerVZ Kenntnis erlangen, löschen wir diese Profile unverzüglich.
coarty: Wird es auch so etwas wie Expertenchats bei studiVZ geben?
Samir Barden: Wir werden unsere Chatfunktion (Plauderkasten) komplett überarbeiten und dann selbstverständlich auch über Chatmodelle jenseits der 1:1 Kommunikation nachdenken.
l oranthus: Welche Mitgestaltungsmöglichkeiten haben die Mitglieder in studiVZ?
Samir Barden: Wir haben in verschiedensten Gruppen Feedbackkanäle eingerichtet, die wir wöchentlich auswerten. Die Entscheidung, was als nächstes gebaut wird, prüfen wir sehr genau in Fokusgruppen und laden regelmäßig Nutzer zum Austausch über die Weiterentwicklung der Plattform ein. Grundsätzlich gilt bei uns im Büro die Politik der offenen Türen, jeder kann vorbeischauen, jeder kann reinschauen, jeder kann mitreden.
StudiVZ und die Konkurrenz
VisPro: Mal eine generelle Frage: Soziale Netzwerke gibt es viele im Internet. Einige Namen sind hier schon gefallen. In welchen Plattformbereichen sieht sich studiVZ gegenüber den Konkurrenten im Vorteil?
Samir Barden: Zu allererst mal bei der Sicherheit der Daten, in Sachen Datenschutz und Privatsphäre-Optionen. Wir sind das einzige, mir bekannte soziale Netzwerk, das sich komplett an den deutschen Datenschutz hält. Wir sind auch in Sachen Jugendschutz sehr aktiv und ordentliches Mitglied in allen großen Jugendschutzorganisationen. Teilweise dort sogar im Vorstand, um das Thema Jugendschutz im Internet aktiv mitzugestalten. Was die Plattform angeht: Im Vergleich zu anderen sozialen Netzwerken bieten wir nicht den funktionalen Mehrwert, sind aber durch unsere lokale Nähe zur Zielgruppe besser in der Lage, auf ihre Bedürfnisse einzugehen.Wichtig für uns ist, dass unsere Plattformen dazu genutzt werden, echte Freundschaften zu pflegen. Das bedeutet: diejenigen Menschen, mit denen sich der Nutzer gerne im echten Leben umgibt und nicht einfach nur lose Bekanntschaften, die man irgendwo mal kennengelernt hat.
Moderator: Zum Abschluss noch eine Frage zur Person Samir Barden:
stefanie: Welche anderen Social Networking Plattformen nutzen Sie persönlich?
Samir Barden: Ich nutze Xing, LinkedIn, ich habe einen Facebook-Account, aber nicht wirklich viel Zeit ihn zu pflegen, und natürlich VZ.
Moderator: Das waren 60 Minuten e-teaching.org Expertenchat mit Samir Barden von studiVZ zum Thema E-Learning. Leider konnten aufgrund der Kürze der Zeit nicht alle Fragen gestellt werden, dafür bitte ich um Verständnis.
Samir Barden: Wenn Sie weitere Fragen haben, finden Sie mich auf den oben genannten Plattformen und können mich jederzeit kontaktieren. Vielen Dank für alle gestellten Fragen!
Moderator: Bis zum nächsten e-teaching.org-Expertenchat!
- Rahmenbedingungen, Betrieb und Geschäftsmodell
- Zielgruppen und Nutzung
- E-Learning-Potential von studiVZ
- E-Learning, Widgets und Open-Social Anwendungen
- Hochschulranking und Professorenbewertung
- Dozierende auf StudiVZ
- Datenschutz bei studiVZ
- Neue Funktionalitäten für die Plattform
- StudiVZ und die Konkurrenz
Rahmenbedingungen, Betrieb und Geschäftsmodell
Moderator: Herr Barden ist jetzt bei uns eingetroffen, der Chat kann also pünktlich beginnen. Vielen Dank, Herr Barden, dass Sie uns heute Fragen zum Thema "studiVZ - E-Learning von unten?" beantworten. Meine erste Frage an Sie: Können wir anfangen?
Samir Barden: Klar!
loranthus: Von wem genau wird studiVZ betrieben?
Samir Barden: Wir gehören seit 2007 der Verlagsgruppe Holtzbrinck an. Wir sind aber eine eigenständige Firma in Berlin mit inzwischen knapp 220 Mitarbeitern.
ska: Welches Gewinnmodell steckt hinter studiVZ? Wofür werden die Daten verwendet?
Samir Barden: Wir sind komplett werbefinanziert. Das ist auch ein Modell, das anfängt, sich zu tragen. Die Daten der Nutzer werden ausschließlich zum Betrieb der Plattform verwendet. Da weisen wir auch auf unser Datenschutzversprechen hin, welches auf unseren Seiten zu finden ist.
Zielgruppen und Nutzung
loranthus: Wie sieht die Zielgruppe von studiVZ aus? Sind das nur Studierende oder zunehmend auch Mitglieder, die ihr Studium bereits abgeschlossen haben?
Samir Barden: studiVZ als Unternehmen, wir heißen jetzt VZ-Netzwerke, betreibt drei Plattformen: schülerVZ, studiVZ und meinVZ. Die Kernzielgruppe sind deutschsprachige Internetnutzer im Alter zwischen zwölf und 29.
loranthus: Vernetzen sich Studierende in studiVZ vor allem studiumsbezogen, also innerhalb ihres Studienganges/ ihrer Universität oder studiumsunabhängig?
Samir Barden: Die Nutzer vernetzen sich in allererster Linie mit ihren Freunden, mit Menschen, die sie real kennen. Ob sie diese Menschen aus ihrem privaten, nicht-universitären Umfeld kennen oder ob es Kommilitonen sind, spielt dabei keine Rolle. Der Fokus liegt immer auf der Kommunikation.
Stefanie: Beim Konkurrenten XING gibt es Alumni-Gruppen. Sind diese auch in studiVZ zu finden?
Samir Barden: Ja, mit Sicherheit. Ich kann mich an kein Thema erinnern, zu welchem ich keine Gruppen bei uns auf den Plattformen gefunden habe.
Moderator: Hier eine etwas provokante Frage für den Marketing-Experten:
monkey: Was fehlt dem heutigen Studenten, wenn er nicht bei studiVZ ist?
Samir Barden: Der schnelle und direkte Kommunikationskanal zu seinen Kommilitonen.
Vera: Wie gerechtfertigt ist diese Aussage: Mit sozialen Netzwerken wie studiVZ würden die Nutzer Zeit verschwenden, die sie sinnvoller für das Studium nutzen können?
Samir Barden: Gute Frage. Wir verstehen uns nicht als Zeitdieb, sondern als Instrument, mit welchem unsere Nutzer besser und schneller mit ihren Freunden kommunizieren können. Inwieweit eine solche Kommunikation Zeitverschwendung ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Wir hoffen, dass die Nutzung unserer Plattform für die meisten Nutzer keine Zeitverschwendung, sondern eine Erleichterung ist.
Anja: Zu Zeitdieb: Wie werden die VZ-Plattformen zeitlich genutzt (sowohl Tageszeiten, als auch auch Dauer der Nutzung)?
Samir Barden: Von unseren über 15,5 Millionen Nutzern sind knapp 50 Prozent täglich mindestens einmal online. Die durchschnittliche Nutzungsdauer beträgt über 30 Minuten am Tag. Die Peaks sind - nicht überraschend - im schülerVZ nachmittags, wenn die Schule aus ist, und im studiVZ ab 16, 17 Uhr. Wir merken auch manchmal einen starken Einfluss der Werbepausen im Fernsehen. Zum Beispiel in den Pausen von Germany´s Next Topmodel schießt die Aktivitätskurve jedesmal in die Höhe.
E-Learning-Potential von studiVZ
Hellen: War das studiVZ jemals als E-Learning-Plattform konzipiert?
Samir Barden: Nein. studiVZ war von Anfang an als Kommunikationsplattform gedacht, die Kommunikation von echten, realen Freundeskreisen digital abbildet. Sicherlich war einer der Gedanken bei der Gründung, dass gerade jungen Erstsemestern der Einstieg in eine neue Uni erleichtert wird.
E-Learner: Wäre es denn überhaupt sinnvoll, studiVZ für "offizielles E-Learning" zu nutzen?
Samir Barden: Ob es denn sinnvoll wäre, unsere Plattform für offizielles E-Learning zu nutzen, weiß ich nicht wirklich. Es gibt ja immerhin von verschiedensten Hochschulen betriebene E-Learning-Plattformen, die teils schon sehr gut funktionieren.Wir sehen uns nicht als Konkurrenz-Produkt zu diesen E-Learning-Plattformen, können uns aber durchaus vorstellen, ein einfacher Zugang dazu zu werden.
Moderator: Hier eine aktuelle Nachfrage:
KathrinP: Das bedeutet, studiVZ bietet kein E-Learning-Potential?
Samir Barden: Wir haben momentan, Stand heute, knapp über neun Millionen Diskussionsgruppen auf unserer Plattform. Eine sehr große Anzahl dieser Gruppen wird zum Austausch in geschlossenen Nutzergruppen genutzt. Ich sehe in sehr vielen Gruppen eine nutzergetriebene Form des Austauschs über studiennahe Inhalte. Ob das jetzt der direkte Austausch zu dem einzelnen Sachthema ist oder einfach nur das Koordinieren und Verabreden einer Lerngruppe, ist für uns nicht so relevant. Wichtig ist, dass eine solche Form der Kommunikation überhaupt stattfindet. Insbesondere im schülerVZ ist es üblich, dass sich nach der Schule über Hausaufgaben oder kommende Klassenarbeiten/Prüfungen ausgetauscht wird. Das Thema E-Learning hat da aber immer einen sehr cliquengeprägten Charakter.
E-Learning, Widgets & Open-Social Anwendungen
Moderator: Hier eine Nachfrage für die Plattform schülerVZ:
Frieda: Könnte man nicht bei schülerVZ ein E-Learning Widget basteln?
Samir Barden: Wir sind auf allen Plattformen ab Dezember diesen Jahres in der Lage, Open-Social Applikationen einzubinden. Mit Betreibern von E-Learning-Widgets sind die ersten sehr fruchtbaren Gespräche bereits gelaufen. Ich bin sicher, dass wir schon zu Beginn von Open-Social E-Learning Anwendungen anbieten werden können.
Moderator: Hier noch eine aktuelle Nachfrage zum Thema Open-Social-Applikationen:
Brillenbär: Was meiner Meinung nach auch sinnvoll für ein effizientes E-Learning wäre, ist das Hochladen von Dateien, so dass nicht nur alles in Foren geschrieben werden muss, sondern es auch möglich ist, eine Datei zu verschicken. Was halten Sie von dieser Idee?
Samir Barden: Der Gedanke ist nicht neu. Der Wunsch, Dateien in unseren Netzwerken sowohl hochzuladen, als auch beweglich zu machen, ist schon lange da. Mit Open-Social werden Applikationen kommen, die genau das leisten werden.
Moderator: Das will jetzt aber jemand genauer wissen:
Stefanie: Bedeutet die Einbindung von Open-Social-Applikationen, dass auch Dritte Anwendungen bereitstellen können?
Samir Barden: Ja.
djm: Facebook hat sich ja durch seine API externen Entwicklungen geöffnet. Würde es nicht Sinn machen, auch E-Learning-Tools Zugriff für das studiVZ zu bieten, so dass die Masse zum E-Learning mobilisiert wird?
Samir Barden: Facebook erlaubt Anwendungen den Zugriff auf die Daten der Freundesliste. Das werden wir nicht tun. Denn das entspricht in keinster Art und Weise den Vorgaben des deutschen Datenschutzes und birgt unserer Meinung nach auch ein sehr großes Risiko für die Nutzer. Sehr wohl werden die Anwendungen auf unserer Plattform sehr sozial sein. Die eingebauten Einschränkungen werden die Anwendungen allerdings daran hindern, mehr Daten als notwendig zu verarbeiten.
Moderator: User Blubb hat noch eine Verständnisfrage:
Blubb: Was genau sind Social-Applikationen?
Samir Barden: Open-Social ist die technische Plattform, die es erlaubt, externe Anwendungen in einem sozialen Netzwerk wie studiVZ zu nutzen. Als kleines Beispiel: Eine solche Anwendung kann ein Backgammon-Spiel sein, was zwei Nutzer live miteinander spielen können.
VisPro: Welche Open-Social Applikationen würden denn seitens studiVZ besonders begrüßt werden?
Samir Barden: Alles was Kommunikation und Interaktion fördert und erleichtert. Ob es jetzt ein Chat ist, der Austausch von Dateien oder das gemeinsame Spielen, ist für uns nicht so wichtig.
Moderator: Das Thema Open-Social Applikationen und E-Learning scheint unsere Chatter sehr zu interessieren:
djm: Wann sollen die ersten Open-Social E-Learning-Anwendungen an den Start gehen?
Samir Barden: Ich gehe davon aus, dass wir im Dezember schon die ersten E-Learning-Applikationen auf der Plattform haben werden.
Hochschulranking und Professorenbewertung
djm: Es gibt ja Portale, die das Bewerten der Profs und Hochschulen erlauben. Sind solche Bewertungsfeatures in Zukunft eine Option, um die Kommunikation zu verstärken?
Samir Barden: Wenn, dann erlauben wir diesen Diensten den Zugang zu unserer Plattform über Open Social. Die Entwicklung solcher Anwendungen ist zurzeit nicht geplant. Jedes Jahr führen wir jedoch das große VZ-Uni-Ranking durch, was auch weiterhin passieren wird.
stefanie: Wie funktioniert das studiVZ-Hochschulranking?
Samir Barden: Jeder Studierende kann seine Hochschule nach verschiedensten Kriterien bewerten. Das Hochschulranking ist ein zeitlich begrenztes Ranking und keine ständig mitlaufende Bewertung der Hochschulen.Wir legen hier sehr viel Wert auf die Bewertung von "weichen Faktoren", von der Lebensqualität der Stadt bis hin zum Mensaessen kann da sehr viel bewertet werden.
Stefanie: Wäre studiVZ nicht die ideale Plattform für einen Hochschulführer?
Samir Barden: Sehr wahrscheinlich ja. Wir sind kein Anbieter von redaktionellen Inhalten, sondern unterstützen unseren Nutzer bei der Erstellung solcher Inhalte. Wenn also ein Hochschulführer kommt, dann werden die Nutzer ihn machen.
Dozierende auf StudiVZ
Moderator: Hier zwei Fragen zum Thema Dozenten und studiVZ:
Brillenbär: Inwieweit kann man es verhindern, dass sich in studiVZ nicht nur Studenten, sondern auch Professoren und Dozenten anmelden, die die regen Diskussionen und Klausurfragen überwachen können? Könnte es gewährleistet werden, sich als tatsächlicher Student zu identifizieren?
Sandra: Sollten sich DozentInnen aus studiVZ komplett raushalten?
Samir Barden: Zu Frage 1: Das kann man nicht verhindern. Wir haben keine Verifizierungsmechanismen bei der Anmeldung implementiert und werden das auch in Zukunft nicht tun.
Zu Frage 2: Wir bieten über die Privatsphäre-Einstellungen und die Instrumente der Gruppensichtbarkeit alle Möglichkeiten, unter Ausschluss der Öffentlichkeit zu diskutieren, und empfehlen das unseren Nutzern. Wenn Dozenten einen Mehrwert in der Nutzung von studiVZ sehen, sind sie herzlich willkommen. Eine große deutsche Uni organisiert zum Beispiel alle Aktivitäten rund um die Erstsemester komplett über studiVZ, was von den Studenten auch sehr positiv angenommen wird.
loranthus: Gibt es direkte Verbindungen, d.h. eine Zusammenarbeit von studiVZ und Hochschulportalen?
Samir Barden: Es gibt erste Gespräche. Mehr darf ich leider noch nicht verraten.
Datenschutz bei studiVZ
Moderator: Hier zwei Fragen zum Thema Datenschutz:
pmc: Machen sich Studierende Gedanken oder Sorgen wegen Datenschutz? Ob beim "offiziellen E-Learning" oder in einem sozialem Netzwerk?
Simmons: Haben Sie nicht Angst, dass Ihnen nach dem Datenklau die User wegrennen? Was machen Sie, um diese zu halten?
Samir Barden: Dass sich die deutschen Studierenden sehr intensiv Gedanken und Sorgen zum Thema Datenschutz machen, beweisen die Geschehnisse rund um unsere Änderungen unserer AGBs vor knapp zwei Jahren. Das finden wir gut. Auch wenn wir durch die öffentliche Meinung stellenweise ein Stück weit in schlechtes Licht gestellt worden sind, kann ich hier voller Überzeugung sagen, dass wir uns in jeglicher Hinsicht an geltendes deutsches Datenschutzrecht halten und darüber hinausgehend noch viel mehr leisten.
Bei der Anmeldung ist es inzwischen so, dass der Nutzer von Anfang an ein komplett unsichtbares Profil bekommt, welches er aktiv sichtbar schalten muss und hier immer wieder unsere Empfehlung bekommt, sich genau zu überlegen, welche Daten er wem zeigt. Wir machen uns eher Gedanken darüber, wie wir solche Dinge in Zukunft noch besser verhindern können und haben bereits nach sehr kurzer Zeit weitere Schutzmechanismen gegen das Auslesen von Nutzerdaten auf unseren Plattformen implementiert. Man darf hier allerdings nie vergessen, dass die ausgelesenen Daten von jedem angemeldeten Nutzer zu sehen waren, was zum Beispiel vergleichbar ist mit dem Abschreiben des Telefonbuchs. Nur dass bei uns keinerlei Adressdaten oder Telefonnummern öffentlich und außerhalb von Freundesnetzwerken sichtbar sind. Datenschutz ist auch einer der Gründe dafür, dass die Profile unserer Nutzer nicht von Suchmaschinen ausgelesen werden können. Andere soziale Netzwerke erlauben den Zugriff von Suchmaschinen auch auf Nutzerprofile.
derNarr: Gibt es bei Social-Applications und ernsthaftem E-Learning von unten nicht Probleme mit dem Datenschutz? (Nach der momentanen Rechtslage) Wie wird studiVZ dem entgegenwirken?
Samir Barden: Soziale Applikationen werden bei uns nur auf das Zugriff haben, was ihnen explizit vom Nutzer freigegeben wird. Der Nutzer muss hier vor der Nutzung der Applikation ganz klar selbst angeben, welche seiner Daten verwendet werden dürfen. Hiermit begegnen wir den strengen Richtlinien des deutschen Datenschutzes komplett.
Andre: Zur Frage von Brillenbär: Wie kann ich mich dann vor Identitätsdiebstahl schützen? Beispielsweise, wenn mich jemand mit einem Bild von mir im VZ anlegt.
Samir Barden: Das Recht am eigenen Bild ist uns sehr wohl bekannt. Wir haben ein 120-köpfiges Support-Team, das in der Regel binnen 24 Stunden solche Anfragen beantwortet und löst. Man kann nicht verhindern, dass beispielsweise ein Freund ein Foto von einem hochlädt. Wir stellen aber durch schnelle Support-Prozesse sicher, dass dieses Foto dann auch wieder schnell verschwinden kann.
VisPro: Finden Sie es gerechtfertigt, dass potentielle Arbeitgeber Netzwerke wie studiVZ nutzen, um sich über das Privatleben der Bewerber zu informieren?
Samir Barden: Das ist übliche Praxis. Es wäre falsch zu denken, dass ein potentieller Arbeitgeber nicht auch mal Google, Xing und andere soziale Netzwerke konsultiert, um sich ein besseres Bild vom Bewerber zu machen. Ich sehe es als zusätzliche Chance, einer oft recht kühlen und sachlichen Bewerbung ein menschliches Bild zu geben, was heute in Bewerbungsprozessen zunehmend wichtiger wird. Wir haben auf unserer Seite einen Bewerbungsleitfaden ins Leben gerufen, welcher Schritt für Schritt erklärt, wie man sich vor dem Absenden einer Bewerbung mit dem eigenen Profil auseinandersetzen sollte, um nicht in peinliche Situationen zu kommen.
KathrinP: Ist es auch ein Ziel von studiVZ & Co., die Medienkompetenz der User zu schulen? (zum Beispiel was auch die Angabe von Daten auf den Profilseiten betrifft, das Uploaden von Fotos und der Tatsache, dass diese dann im www wiederzufinden sind.)
Samir Barden: Das Web vergisst bei uns sehr wohl. Alle Inhalte auf den Plattformen sind vor allen Suchmaschinen geschützt. Sprich: wenn ein Nutzer etwas löscht, ist es definitiv für immer weg und nicht über irgendwelche Suchmaschinenarchive oder sonstige Wege wieder auffindbar. Die Vermittlung von Medienkompetenz beschäftigt bei uns ein eigenes Team, welches mit Lehrmaterialien, Livechats und Videokonferenzen und direkt vor Ort in Schulen gemeinsam mit Lehrern und Schülern den richtigen Umgang mit sozialen Netzwerken schult. Zudem gibt es eine Eltern- und Lehrer-Hotline, welche täglich sorgenvolle Eltern und kritische Lehrer betreut.
Neue Funktionalitäten für die Plattform
Simmons: Gibt es schon so eine Art virtuelles Klassenzimmer, wo sich VZler treffen und Hausaufgaben zusammen besprechen können?
Samir Barden: Das gibt es als Funktion noch nicht, wird aber sehr häufig über unsere Gruppenfunktion abgebildet.
Jul23: Was halten sie davon, ganze Klassen (samt Lehrerin) zu verifizieren und denen einen eigenen Room zu geben?
Samir Barden: Eine sehr gute Frage. Die Funktion eines virtuellen Klassenzimmers bzw. sogar einer virtuellen Schule ist bei uns schon länger in Planung und wird in Teilen, zumindest durch Applikationen, ab Dezember Wirklichkeit. Wichtig an der Stelle ist jedoch, dass das schülerVZ eine komplett abgekapselte Plattform ist, die Erwachsenen nicht zugänglich ist.Wenn wir von der Anwesenheit von erwachsenen Nutzern in schülerVZ Kenntnis erlangen, löschen wir diese Profile unverzüglich.
coarty: Wird es auch so etwas wie Expertenchats bei studiVZ geben?
Samir Barden: Wir werden unsere Chatfunktion (Plauderkasten) komplett überarbeiten und dann selbstverständlich auch über Chatmodelle jenseits der 1:1 Kommunikation nachdenken.
l oranthus: Welche Mitgestaltungsmöglichkeiten haben die Mitglieder in studiVZ?
Samir Barden: Wir haben in verschiedensten Gruppen Feedbackkanäle eingerichtet, die wir wöchentlich auswerten. Die Entscheidung, was als nächstes gebaut wird, prüfen wir sehr genau in Fokusgruppen und laden regelmäßig Nutzer zum Austausch über die Weiterentwicklung der Plattform ein. Grundsätzlich gilt bei uns im Büro die Politik der offenen Türen, jeder kann vorbeischauen, jeder kann reinschauen, jeder kann mitreden.
StudiVZ und die Konkurrenz
VisPro: Mal eine generelle Frage: Soziale Netzwerke gibt es viele im Internet. Einige Namen sind hier schon gefallen. In welchen Plattformbereichen sieht sich studiVZ gegenüber den Konkurrenten im Vorteil?
Samir Barden: Zu allererst mal bei der Sicherheit der Daten, in Sachen Datenschutz und Privatsphäre-Optionen. Wir sind das einzige, mir bekannte soziale Netzwerk, das sich komplett an den deutschen Datenschutz hält. Wir sind auch in Sachen Jugendschutz sehr aktiv und ordentliches Mitglied in allen großen Jugendschutzorganisationen. Teilweise dort sogar im Vorstand, um das Thema Jugendschutz im Internet aktiv mitzugestalten. Was die Plattform angeht: Im Vergleich zu anderen sozialen Netzwerken bieten wir nicht den funktionalen Mehrwert, sind aber durch unsere lokale Nähe zur Zielgruppe besser in der Lage, auf ihre Bedürfnisse einzugehen.Wichtig für uns ist, dass unsere Plattformen dazu genutzt werden, echte Freundschaften zu pflegen. Das bedeutet: diejenigen Menschen, mit denen sich der Nutzer gerne im echten Leben umgibt und nicht einfach nur lose Bekanntschaften, die man irgendwo mal kennengelernt hat.
Moderator: Zum Abschluss noch eine Frage zur Person Samir Barden:
stefanie: Welche anderen Social Networking Plattformen nutzen Sie persönlich?
Samir Barden: Ich nutze Xing, LinkedIn, ich habe einen Facebook-Account, aber nicht wirklich viel Zeit ihn zu pflegen, und natürlich VZ.
Moderator: Das waren 60 Minuten e-teaching.org Expertenchat mit Samir Barden von studiVZ zum Thema E-Learning. Leider konnten aufgrund der Kürze der Zeit nicht alle Fragen gestellt werden, dafür bitte ich um Verständnis.
Samir Barden: Wenn Sie weitere Fragen haben, finden Sie mich auf den oben genannten Plattformen und können mich jederzeit kontaktieren. Vielen Dank für alle gestellten Fragen!
Moderator: Bis zum nächsten e-teaching.org-Expertenchat!
Letzte Änderung: 08.04.2015