Mensch und Computer 2006
Die Konferenz „Mensch und Computer 2006“ der Gesellschaft für Informatik fand vom 3. bis zum 6. September an der Fachhochschule Gelsenkirchen-Buer statt. Unter dem Motto „StrukturWandel“ fanden Wissenschaftler/innen und Praktiker/innen zusammen, um Wechselwirkungen zwischen informations- und kommunikationstechnischen Innovationen und der gesamtgesellschaftlichen Entwicklung hin zu einer wissensbasierten Volkswirtschaft zu diskutieren.
Das Tagungsprogramm der „Mensch und Computer“ zeichnete sich durch seine Breite aus: Usability-Themen wurden ebenso behandelt wie E-Learning, partizipative Systementwicklung und (ingenieurs-)technische Neuerungen. Der Fülle der Beiträge kann entsprechend schwer durch eine Zusammenfassung genügt werden – die folgende Zusammenstellung ist daher als „Tour d’Horizon“ zu verstehen:
Eröffnet wurde die Tagung durch eine Keynote von Professor Kraiss zu videobasierter Gesten- und Mimikerfassung. Neben solch technikzentrierten Themen spielte auch die Anwenderseite eine Rolle. Inhaltlich besonders interessant und zudem gut aufeinander abgestimmt waren die Beiträge in der Session „Partizipation“. Das partizipative Design beruht auf einer offenen und nicht-autoritären Haltung der Software-Entwickler/innen, so dass die Endnutzer/innen idealerweise zu Co-Designern des informationstechnischen Systems werden. In zwei Vorträgen reflektierte das Team hinter der Community Software CommSy Anpassungsprozesse des Systems an reale Nutzungskontexte. Daneben präsentierten Gunnar Stevens und Sebastian Draxler sowohl theoretische Vorgehensmodelle als auch ein Praxisbeispiel für anwenderzentrierte Entwicklungen.
In der Session „Qualitätssicherung“ legte Isa Jahnke Erkenntnisse zu den Auswirkungen sozialer Rollen auf den Erfolg von Online-Communities dar. Die Forscherin stellte als Gegenstand ihrer Untersuchung das Portal INPUD vor – ein Informationsangebot der Universität Dortmund zum Thema Studienorganisation, das neben zentral gepflegten Inhalten auch eine Bandbreite an Online-Foren bietet. Erkenntnisreich war auch der Vortrag von Kai-Christoph Hamborg, der sich kritisch mit der Validität und Reliabilität von Usability-Tests befasste. Er referierte zwei vergleichende Studien, die eine überaus geringe Übereinstimmung der von verschiedenen Expertenteams identifizierten Usability-Problemen feststellen konnten: Molich et al., 2004 ; Kessner et al., 2001.
In der E-Learning Session berichteten Steffen Budweg und Joel Fischer von den Erfahrungen des Fraunhofer FIT zum Einsatz des BSCW -Servers, der seit 1997 in Lehr-/Lernsettings erprobt wird. Standen anfänglich insbesondere der technische Zugang und die Bedienkompetenz im Vordergrund, wurde zunehmend die didaktische Einbettung digitaler Medien relevant. Inzwischen stehen kooperative, selbstgesteuerte Prozesse im Zentrum des Interesses der BSCW-Forschungsgruppe.
Den Best-Paper Award der „Mensch und Computer“ gewann die Einreichung von Weinreich et al. zum Thema „ Der Wandel in der Benutzung des World Wide Webs ", eine Langzeitstudie zur Internetnutzung.
Parallel zur „Mensch und Computer“ wurde die vierte Usability Professionals Konferenz veranstaltet. Hier präsentierten 90 „Praktiker für Praktiker“ ihr Know-how und ihre Projekterfahrungen. Interessierte am Thema Social Software konnten im Workshop „Navigation und Suche“ eine lebhafte Diskussion zu Web 2.0. Technologien verfolgen. Hier prallten zwei Welten aufeinander, wie es ein Teilnehmer ausdrückte, „die schlagwortbasierte Sphäre des Tagging und das Semantic Web-Reich der formalen Ontologien “.