Weblog
Weblogs (kurz auch Blogs genannt) werden häufig als "Online-Tagebücher" charakterisiert: Benutzer von Weblogs notieren eigene Gedanken, sammeln und kommentieren Fundstücke aus dem Internet oder berichten über unterschiedlichste Themen.
Weblogs können von Einzelpersonen oder Gruppen betrieben werden; die Nutzer schreiben entweder unter ihrem richtigen Namen oder benutzen Pseudonyme.
Von anderen Kommunikationsplattformen, zum Beispiel Foren, unterscheiden sich Weblogs dadurch, dass der aktuellste Eintrag immer zuoberst steht. Auf diese Weise entsteht eine rückwärts-chronologisch sortierte Reihung von Beiträgen. Häufig haben die Besucher eines Weblogs die Möglichkeit, die Beiträge zu kommentieren. Häufig verweist ein Weblog auf andere Blogs, die z.B. ähnliche Themen behandeln. Eine solche Verlinkung von Weblogs untereinander (die sog. "Blogroll") fördert die Popularität. Ein Beispiel für ein Weblog ist das deutschsprachige Angebot Bildungsblog, das sich mit Themen rund um Bildung, Lehren und Lernen auseinandersetzt.
Gerade Anfängern bietet das relativ simple Format eines Weblogs die Möglichkeit, schnell und mit wenig Aufwand einen eigenen Internetauftritt zu gestalten. Neben privaten Webseiten werden Weblogs im Bereich Wissensmanagement und zur Unterstützung von Arbeitsgruppen eingesetzt. Außerdem finden sich Weblogs häufig als Ergänzungen von journalistischen Internetangeboten.
Weblogs als Recherchemittel
Als Recherchemittel in der Hochschullehre stellen Weblogs eine gute Möglichkeit dar, sich einem Thema anzunähern und damit auseinanderzusetzen. Wer eine Auswahl von Weblogs aufsucht, erhält häufig einen guten Überblick über verschiedene Aspekte eines Themas und Verweise auf weitere Informationsressourcen im Internet.
Der Blog "Research Blogs" gibt einen Überblick über Blogs, die zur wissenschaftlichen Recherche genutzt werden: http://jilltxt.net/txt/researchblogs.html
Viele Weblogs unterstützen den Standard RSS (Real Simple Syndication bzw. Rich Site Syndication). Weiterführende Informationen entnehmen Sie bitte der Vertiefung RSS im Bereich Recherche.
Aktualität
Der laufende Update von Weblogs ist ein kennzeichnendes Merkmal des Genres und unterscheidet Weblogs von vielen anderen Webseiten. Der neue Inhalt ist durch das Datum für den Besucher gleich ersichtlich. Langes „Schweigen“ im Blog wird oft von den Betreibern in einem Kommentar erklärt (Herring et al., 2004)
Aufgrund der starken Verlinkung untereinander und der Schaffung von zentralen Linklisten, die wie ständig aktualisierte News-Ticker arbeiten, verbreiten sich Informationen in Weblogs meist schneller als in professionellen Magazinen. Gerade Internet-spezifische Trends werden in Weblogs erheblich früher diskutiert und tragen daher zur Meinungsbildung bei.
Subjektivität
Weblogs sind durch ihre personalisierte Form oft eng an den Autor oder die Autorin geknüpft und spiegeln eine persönliche Sichtweise wider. Authentizität, Spontaneität und Unmittelbarkeit charakterisieren die Texte in Weblogs. Gerade von dieser Subjektivität, die sich in der Zusammenstellung der Information und den Kommentaren der Blogger äußert, kann die Hochschullehre profitieren. Erfahrungen der Studierenden aus Diskussionen in Weblogs können das Verständnis für die soziale Konstruktion von Information unterstützen (Oravec, 2003).
Weblogs fördern kritische Stimmen und alternative Darstellungen, deren Wahrheitsgehalt allerdings schwankt. Studierende können im Umgang mit Weblogs lernen, Informationsquellen kritisch zu bewerten. Die kompetente Einschätzung der Glaubwürdigkeit einer Information kann als wichtiger Bestandteil von Medienkompetenz erachtet werden (vgl. Baacke, 1999).
Weblogs als Schreibinstrument
In Weblogs wird eine diskursive Art des Schreibens gefördert und ausgebildet. Studierende äußern sich kontinuierlich zu gewissen Themen, kommentieren fremde Beiträge und lernen Kritik anzunehmen (Oravec, 2002) . Sie treten dabei meistens nicht nur innerhalb des Weblogs zur Veranstaltung mit ihren Kommilitonen in Diskurs, sondern stellen Verbindungen zu anderen Bloggern oder externen Internetquellen her. Weblogs bieten damit Raum die eigenen Gedanken oder die eigene Wahrnehmung eines Sachverhalts darzustellen, aber auch um mit einer Gruppe anderer Benutzer Kontakt aufzunehmen. Weblogs fördern so Wissensaustausch, die Eigeninitiative und Kreativität der Benutzer (Huffaker, 2004). Zudem wird das individuelle Lern- und Schreibverhalten der Studierenden dokumentiert und kann von ihnen nachvollzogen und reflektiert werden (Fiedler, 2004).
Weblogs fördern und fordern eine aktive Autorenschaft der Studierenden. Dies kann insbesondere im Fremdsprachenunterricht Vorteile bringen. Hier können Weblogs eingesetzt werden, um Studierenden zu motivieren, auch außerhalb des universitären Unterrichts Zeit für Sprachübungen aufzuwenden um ihre Schreibkompetenz zu verbessern (Armstrong & Retterer, 2004).
Urheberrechtsverletzungen und Plagiate sind ein vieldiskutiertes Thema in der Hochschullehre. Weblogs fördern an Stelle von Plagiaten die Reflexion fremder Quellen. Das Zitieren und Verweisen auf fremde Informationsquellen ist ein Teil der Schreibkultur in Weblogs. Das fremde Material wird in den Weblog-Einträgen in der Regel diskutiert und durch Hyperlinks kontextualisiert. Da zudem jeder Weblog-Eintrag von anderen Bloggern gelesen werden kann, wird Plagiaten insgesamt vorgebeugt. Durch den Weblog-Einsatz wird ein kreativer Umgang mit fremdem Material gefördert (Oravec, 2003).
Weblogs und Gruppenarbeit
In der Hochschullehre kann ein Weblog kooperatives Arbeiten unterstützen (Oravec, 2003). Zu den Informationen, die in einem Weblog aktuell bereitgestellt werden können, gehören beispielsweise Berichte über angefangene oder auch beendete Aufgaben, Vorstellung der Teammitglieder, Änderungen von Zuständigkeiten, Ankündigung von Treffen, Statusberichte, Sitzungsprotokolle, Ergebnisse von Gruppen- und Einzelgesprächen und kurze Statements zum Fortschritt von Arbeitsgruppen. Gleichzeitig können auch Diskussionen und Entscheidungen im Weblog dokumentiert werden.
Weblogs als informelles Kommunikationsmittel
Weblogs können als informelles Kommunikationsmittel genutzt werden, um Ideen, Anekdoten und Geschichten auszutauschen. Durch die chronologischen Einträge entsteht eine Umgebung, in der Eindrücke relativ ungefiltert niedergeschrieben werden. Ein solcher informeller Austausch kann den Erfolg von Gruppenarbeit fördern.
Beispiele
- Inzwischen bieten verschiedene Universitäten und Fakultäten sog. "Blogfarmen" an. Damit ermöglichen sie meist allen Mitgliedern - also Studierenden, Lehrenden sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern - unkompliziert eigene Blogs anzulegen, die in Lehrveranstaltungen, aber auch für den informellen Austausch genutzt werden können. Als Beispiele seien an dieser Stelle die Blogfarmen der Harvard Law School, der FU Berlin und die Phil. Fak. der HHU Düsseldorf genannt. Erfahrungen mit dem Aufbau und der Nutzung Blogfarm der Universität Osnabrück hat das virtUOS-Team der Univ. Osnabrück in einem Praxisbericht für e-teaching.org dargestellt.
- Passend zum Thema ihrer Diplomarbeit an der TU Ilmenau, in der sie sich mit dem Potenzial von Web 2.0 und E-Learning befassten, richteten die damaligen Studenten Thomas Bernhardt und Marcel Kirchner den Blog http://www.elearning2null.de/ ein. Dort berichteten sie nicht nur über die Entwicklung der Arbeit, sondern bekamen auch viele Rückmeldungen, die zur Entwicklung der Arbeit beitrugen. Der Blog blieb auch nach Abschluss der Diplomarbeit erhalten, die inzwischen unter dem Titel „Du bist der Autor!“ Vom Nutzer zum WikiBlog-Caster veröffentlicht wurde und auch als pdf zum Download zur Verfügung steht.
- :: Collabor:: war zunächst eine Verbundveranstaltung, die während des Wintersemesters 2003/2004 gemeinsam von der FHTW-Berlin, der Universität Linz und der Universität Salzburg durchgeführt und auf einem veranstaltungsbegleitenden Blog dokumentiert wurde. Im Rahmen dieser Veranstaltung wurde die Weblog-Umgebung ::Collabor :: aufgebaut, die seitdem als Plattform für veranstaltungsbegleitende Blogs der Johannes Kepler Universität Linz dient.
Gestaltung
Weblogs eignen sich weniger für strukturierte Kurse mit festem Inhaltesrahmen, sondern bieten stattdessen Raum für hauptsächlich selbstgesteuerte kollaborative und individuelle Lernprozesse (Fiedler, 2004).
Für den Einsatz von Weblogs ist eine wichtige Rahmenbedingung, dass unter den Studierenden grundsätzlich die Bereitschaft und Motivation besteht, eigenständig zu schreiben. Über ein Weblog haben die Veranstaltungsteilnehmer zunächst nur die technische Infrastruktur zur Verfügung, um miteinander zu interagieren, die Interaktion muss zusätzlich sozial begründet und motiviert werden. Der Weblog-Diskurs wird sich in der Regel nicht von allein entfalten, sondern bedarf gezielter Moderation. Weitere Hinweise zur Anregung und Strukturierung virtueller Kommunikation entnehmen Sie bitte der Vertiefung E-Moderation. Spezifische Informationen zum Einsatz von Weblogs in der Hochschullehre bietet zudem der Langtext von Stefanie Panke und Uwe Oestermeier .
Technik
Für Weblogs werden einfache, browsergestütze CM-Systeme verwendet. Diese sind häufig als Open Source verfügbar und erlauben teilweise auch den Upload von Texten und Bildern. Die Abbildung zeigt als Beispiel die Eingabemaske für Beiträge des Bildungsblog. Weitere Hinweise zur technischen Umsetzung von Weblogs finden Sie im Bereich Medientechnik.